
Landschaftspflege mit Ziegenböcken
Nachdem das von Bund und Land geförderte chance.natur-Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ im vergangenen Jahr in die Umsetzungsphase startete, hat nun die Beweidung durch Ziegen und Schafe begonnen.
von Franziska Keller (Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen) erschienen am 28.07.2025
Projekt in Leinsweiler
Von April bis Juni 2025 pflegten zwölf Böcke des Fördervereins Naturschutz und Landwirtschaft (FNL e.V.) aus Rinnthal einen Teil der ehemaligen Wingertsterrassen in Leinsweiler unterhalb des Slevogthofs.
Ziel in dem rund 5,5 Hektar großen Areal ist es, eine parkartige und lichtdurchflutete Landschaft mit großer Bedeutung für die Artenvielfalt zu entwickeln: „Durch den künftigen, halboffenen Charakter wird das noch verbuschte Gelände eine deutliche Aufwertung erfahren. Seltene Vögel, Fledermäuse oder Wildbienen profitieren von dem Projekt, denn für sie ist die halboffene Landschaft als Jagdrevier oder zur Fortpflanzung in den Nisthöhlen der verbleibenden Biotopbäumen ideal“, erklärt Projektmitarbeiterin Anna-Maria Marstaller. Es sollen Lebensräume für viele geschützte Arten wie Zaunammer oder Wiedehopf entstehen.
Bevor die Beweidung beginnen konnte, waren verschiedene Vorarbeiten notwendig. Zuerst sicherte das Team des chance.natur-Projekts in Kooperation mit der Gemeinde Leinsweiler die Flächen für das Beweidungsvorhaben. Dann musste das Gelände freigeschnitten werden, um einen mobilen Weidezaun, der über das chance.natur-Projekt finanziert wurde, aufzubauen. Hierzu fanden sich zahlreiche Helferinnen und Helfer, die die Pflegearbeiten in dem Naturschutzgebiet unterstützen und den Zustand der Tiere regelmäßig kontrollieren.
Projekt in Lindenberg
In Lindenberg, im ehemaligen Steinbruch unterhalb der Cyriakuskapelle, ist seit Mai 2025 eine Herde Thüringer Wald Ziegen unterwegs. Das chance.natur-Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ finanzierte zur Beweidung des Geländes einen Weidezaun und einen mobilen Weideunterstand. Auch die Gemeinde Lindenberg engagiert sich für die Umsetzung des Projekts. Auf dem 1 Hektar großen Gelände hatte sich nach der letzten Freistellungsaktion durch ehrenamtliche Helfer im vergangenen Jahr die Robinie wieder großflächig ausgebreitet. Durch den Verbiss von Brennnesseln und Robinien lichten die Ziegen die Fläche wieder auf. „Das gesamte Ensemble aus Steinbruch und Kapelle gewinnt und wird ökologisch erheblich wertvoller. Wie in Leinsweiler so entstehen auch hier wichtige Lebensräume für seltene Reptilien wie die Mauereidechse oder Vögel wie den Wendehals“, so Anna-Maria Marstaller.
Wertvolle Offenlandbiotope sind auf eine regelmäßige extensive Nutzung angewiesen. Entfällt diese, wird die typische Flora und Fauna unweigerlich von dichtem Buschwerk verdrängt. Das chance.natur-Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ will gemeinsam mit weidetierhaltenden Betrieben gegensteuern.
Das von Bund, Land und Bezirksverband Pfalz geförderte Projekt hat ein Gesamtvolumen von ca. 11 Mio. Euro. Es soll dazu beitragen, den Erhalt und die Entwicklung der einmaligen Kulturlandschaft mit ihren herausragenden Lebensräumen und besonders zu schützenden Tier- und Pflanzenarten langfristig zu sichern.
- Weidetierhaltung und Wanderschäferei sollen gestärkt und das Netz der alten Hirtenwege wieder durchgängiger gemacht werden.
- Bereits verbuschte Biotope sollen reaktiviert und aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt, neue Flächen sollen erschlossen und aufgewertet werden.
- Dort, wo keine Wanderschäfer aktiv sind, sollen als Trittsteinlösungen auch Mischbeweidungen z.B. mit Rindern zum Einsatz kommen.
2017 bis 2022: In der Planungsphase des Projekts „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ wurde ein Pflege- und Entwicklungsplan erarbeitet.
2024 bis 2033: Die im Jahr 2024 gestartete Umsetzungsphase (Projekt II) wird bis 2033 laufen. Im etwa 8300 Hektar großen Fördergebiet wird auf den Projektflächen in Biotop-ersteinrichtende Maßnahmen wie etwa Entbuschung von Flächen, die Streuobstpflege, den Trockenmauerbau und vieles andere investiert.
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