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Rheinland-Pfalz | Neue Hirtenwege im Pfälzerwald

Landschaftspflege mit Ziegenböcken

Das Chance.natur-Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ startet naturnahe Beweidungen in Leinsweiler und Lindenberg.

von Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen, Red. Quelle Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen erschienen am 14.07.2025
In Lindenberg weiden Ziegen im Rahmen des Projekts „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“. © Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen
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Nachdem das von Bund und Land geförderte chance.natur-Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ im vergangenen Jahr in die Umsetzungsphase startete, hat nun die Beweidung durch Ziegen und Schafe begonnen.

Mehr Lebensraum für Zaunammer und Wiedehopf

Von April bis Juni 2025 pflegten zwölf Böcke des Fördervereins Naturschutz und Landwirtschaft (FNL e.V.) aus Rinnthal einen Teil der ehemaligen Wingertsterrassen in Leinsweiler unterhalb des Slevogthofs. Ziel in dem rund 5,5 Hektar großen Areal ist es, eine parkartige und lichtdurchflutete Landschaft mit großer Bedeutung für die Artenvielfalt zu entwickeln. „Durch den künftigen, halboffenen Charakter wird das noch verbuschte Gelände eine deutliche Aufwertung erfahren. Seltene Vögel, Fledermäuse oder Wildbienen profitieren von dem Projekt, denn für sie ist die halboffene Landschaft als Jagdrevier oder zur Fortpflanzung in den Nisthöhlen der verbleibenden Biotopbäume ideal“, erklärt Projektmitarbeiterin Anna-Maria Marstaller und fährt fort: „Nicht zuletzt sollen durch die sanften Übergänge zwischen Wald und Offenland Lebensräume mit vielen geschützten Arten wie der Zaunammer oder dem Wiedehopf entstehen.“

Auch der Bürgermeister von Leinsweiler, Jürgen Kohlmann, freut sich über das Projekt: „Das Vorhaben erfreut sich großer Beliebtheit in Leinsweiler, zumal die Landschaft durch ihren abwechslungsreichen Charakter mit den vierbeinigen Landschaftspflegern an Attraktivität gewinnt. Außerdem werden Sichtachsen über die Rheinebene bis in den Schwarzwald geschaffen.“ Die Gemeinde überstützt das Projekt von Beginn an.

Dank Verbiss ökologische Aufwertung

In Lindenberg, im ehemaligen Steinbruch unterhalb der Cyriakuskapelle, ist seit diesem Mai eine Herde Thüringer Waldziegen unterwegs. Das chance.natur Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ finanzierte zur Beweidung des Geländes einen Weidezaun und einen mobilen Weideunterstand. Auch die Gemeinde Lindenberg engagiert sich für die Umsetzung des Projekts. Auf dem ein Hektar großen Gelände hatte sich nach der letzten Freistellungaktion durch ehrenamtliche Helfer im vergangenen Jahr die Robinie wieder großflächig ausgebreitet. Durch den Verbiss von Brennnesseln und Robinien lichten die Ziegen die Fläche wieder auf. „Das gesamte Ensemble aus Steinbruch und Kapelle gewinnt und wird ökologisch erheblich wertvoller. Wie in Leinsweiler so entstehen auch hier wichtige Lebensräume für seltene Reptilien wie die Mauereidechse oder Vögel wie den Wendehals“, so Marstaller.


11 Mio. Euro für das chance.natur-Projekt

Wertvolle Offenlandbiotope sind auf eine regelmäßige extensive Nutzung angewiesen. Entfällt diese, wird die typische Flora und Fauna unweigerlich von dichtem Buschwerk verdrängt. Das chance.natur-Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ will gemeinsam mit weidetierhaltenden Betrieben gegensteuern. Das von Bund, Land und Bezirksverband Pfalz geförderte Projekt hat ein Gesamtvolumen von ca. 11 Mio. Euro. Es soll dazu beitragen, den Erhalt und die Entwicklung der einmaligen Kulturlandschaft mit ihren herausragenden Lebensräumen und besonders zu schützenden Tier- und Pflanzenarten langfristig zu sichern.

Mischbeweidung dort, wo keine Wanderschäfer sind

Weidetierhaltung und Wanderschäferei sollen gestärkt und das Netz der alten Hirtenwege wieder durchgängiger gemacht werden. Bereits verbuschte Biotope sollen reaktiviert und aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt, neue Flächen sollen erschlossen und aufgewertet werden. Dort, wo keine Wanderschäfer und -schäferinnen aktiv sind, sollen als Trittsteinlösungen auch Mischbeweidungen etwa mit Rindern zum Einsatz kommen. Vielfältige Maßnahmen werden auf den erschlossenen Flächen gemeinsam mit den Menschen der Region umgesetzt und eine an den Zielen des Naturschutzes orientierte Bewirtschaftung sichergestellt.

Projekt läuft noch bis 2033

In der Planungsphase des Projekts „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ (2017 bis 2022) wurde ein Pflege- und Entwicklungsplan erarbeitet.

Die im Jahr 2024 gestartete Umsetzungsphase (Projekt II) wird bis 2033 laufen. Im etwa 8.300 Hektar großen Fördergebiet wird auf den Projektflächen in biotopersteinrichtende Maßnahmen wie etwa Entbuschung von Flächen, die Streuobstpflege, den Trockenmauerbau und vieles andere investiert.

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