Sich gegen nächste Infektionswelle wappnen
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hat ein mit Tierhaltern erarbeitetes Positionspapier zum Umgang mit der Blauzungenkrankheit veröffentlicht. Darin fordert die landwirtschaftliche Interessenvertretung, dass ihre Vorschläge zur Unterstützung der Tierhalter und für den Schutz der Tiere von Bund, Ländern, Forschung und Tierseuchenkasse umzusetzen sind.
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„Die betroffenen Halter und Halterinnen von Wiederkäuern befinden sich angesichts des aktuellen Tierseuchengeschehens in einer sehr schwierigen Situation. Neben den Tierverlusten laufen zeitliche Mehrbelastung, Tierarztkosten, Tierkörperbeseitigungskosten sowie Folgekosten durch Leistungsabfall, Aborte und Unfruchtbarkeit sowie Kosten für die Impfung auf", so AbL-Schafhalter Holger Hellwig aus Rheinland-Pfalz. "Die verschiedenen Serotypen des Blauzungevirus werden absehbar in den nächsten Jahren weiterhin hohe gesundheitliche Risiken für die Wiederkäuer und wirtschaftliche Belastungen für deren Halter bringen.“
Forderung nach Frühwarnsystem
Gleichzeitig sei laut Positionspapier von den Bundesländern und zuständigen Bundesinstituten ein risikoorientiertes Frühwarnsystem des Seuchengeschehens umzusetzen, so dass die Tierhalter rechtzeitig gewarnt werden. Denn nach der jüngst erfolgten Verlängerung der Notzulassung für die drei Impfstoffe, könne die Verabreichung bei ausreichender Verfügbarkeit frühzeitig beginnen. In 2024 startete die Impfung der Wiederkäuerbestände vielfach erst mit dem Krankheitsgeschehen, so die Kritik der AbL
In dem Papier macht die AbL deutlich, dass das Blauzungenvirus zwar als anzeigepflichtige Tierseuche nur noch als optional zu bekämpfen eingestuft sei, trotzdem sei beim aktuellen außerordentlichen Seuchengeschehen eine finanzielle Unterstützung der Tierhalter durch Zuschüsse für die Impfkosten aus Bundes- und Landesmitteln sowie Tierseuchenkassen dringend geboten. Hier seien auch Tierschutzaspekte relevant angesichts der hohen Mortalität.
Bei den von einzelnen Tierseuchenkassen angebotenen Härtebeihilfen für Tierverluste seien die strengen Voraussetzungen auf ihre Praktikabilität zu überprüfen. Auch die stark variierenden Tierarztkosten für Impfungen gehören auf den Prüfstand, sinnvoll wäre eine Sondervereinbarung mit der Bundestierärztekammer.
Hellwig begrüßt, dass das Friedrich-Löffler-Institut jüngst eine Untersuchung über das Blauzungenvirus-Geschehen mittels einer Online-Umfrage gestartet hat.
„Wir regen an, weitere Einflussfaktoren auf den Verlauf der Blauzungenkrankheit in Schaf- und Rinderbetrieben durch eine bundesweite Studie in betroffenen Betrieben zu ermitteln. Die Tierhalterinnen und Tierhalter müssen am Ende abschätzen können, welche wirtschaftlichen Folgen durch das Blauzungenvirus bedingte Morbidität, Sterbefälle, Verkalbungen sowie Verlammungen reduzierte Deckquoten und Leistungsabfälle für geimpfte oder ungeimpfte Tiere der Tierarten und der verschiedenen Rassen haben. Absehbar wird so die Bereitschaft an der Teilnahme an Impfprogrammen gesteigert“, so Hellwig.
Mangel an Tierarztpraxen im Nutztierbereich
In dem AbL-Papier heißt es weiter: Der Mangel an Tierarztpraxen mit Kompetenzen im Nutztierbereich habe zu erheblichen Wartezeiten bzw. Verzögerungen bei den Impfungen geführt. Das Seuchengeschehen könne Anlass sein, die eklatanten Lücken in einer Querschnittsaufgabe mehrerer Akteure (Hochschulen, Ministerien) zu schließen. Im aktuellen Geschehen seien die Tierseuchenkassen teilweise eher passiv aufgetreten. Die Beantragung der Zuschüsse für Impfkosten erfolgten kontaktlos über die Tierarztpraxen. Die AbL fordert die Tierseuchenkassen auf, sich im Seuchengeschehen aktiv einzubringen und über die Veröffentlichung von Übersterblichkeitsraten und Mortalitätszahlen, Beihilfeangebote etc. zu informieren. Nur gut informierte Tierhalterinnen und Tierhalter können für ihre Bestände gute Entscheidungen im Sinne des Tierwohls treffen.
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