
Schafe leisten wichtigen Beitrag zum Deichschutz
Auf dem Reitweiner Deich im östlichen Brandenburg luden der Schafzuchtverband Berlin-Brandenburg e.V. und das Brandenburgische Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz (MLEUV) Ende August 2025 zu einem Treffen ein. Ein Termin, der dazu diente, das Beweiden von Deichen durch Schafe methodisch zu zeigen und gleichzeitig deren Beitrag zum Hochwasserschutz zu würdigen.
von Lisa Sbitnew erschienen am 12.09.2025Noch 2 km bis zur Oder, heißt es auf einem kleinen Holzschild. Ein Hinweis, dass der Binnendeich, der als Hochwasserschutzanlage das Wasser der Oder vom Wohngebiet fernhält, nicht mehr weit weg ist.
Der „Brandenburgische Deichtag“ ist ein wichtiger Tag für die Schäfereien. Aus der Entfernung sieht man bereits Schäfer Sascha Bräuning mit der Herde ankommen, begleitet von seinen zwei selbst gezüchteten mitteldeutschen Schwarzen Hütehunden. Neben den 300 Merinolandschafen laufen einige Weiße Deutsche Edelziegen mit. Sie ergänzen die Arbeit bei der Deichpflege. Insgesamt besitzt Bräuning 600 Merinolandschafe und 400 Rhönschafe, die die Deiche pflegen. Er ist seit 2009 als Schäfer aktiv und seitdem im Oderbruch unterwegs. Mit den Herden bewirtschaftet er 78 Hektar.

Kurze Zeit später trifft auch Hanka Mittelstädt, Ministerin des MLEUV, am Presseort ein. Sie wird vom Vorsitzenden des Schafzuchtverbandes, Jonas Scholz, begrüßt. Die Ministerin ist gelernte Landwirtin und immer noch aktiv im familiären Betrieb. Sie betont, wie wichtig ihr der Termin sei, um die Bedeutung der Deichbeweidung in Brandenburg und der Schafhaltung insgesamt noch besser nachvollziehen zu können. Ihr sei besonders der Blick in die Zukunft von Bedeutung, wobei sie die ökosoziale Leistung der Schafe ausdrücklich hervorheben wolle.
Der goldene Tritt und die Öffentlichkeit
Schäfer Sascha Bräuning berichtet bei dem öffentlichen Pressetermin darüber, was er macht, und präzisiert, was die Arbeit der Schafe bewirkt und wie sie abläuft. Die Schafe halten das Gras auf den Deichen kurz und treten dabei den Boden behutsam fest. Das stabilisiert die Deiche und reduziert die Zahl der Schadnager. Nach der Beweidung wird zusätzlich gemäht, um die Fläche sauber zu halten. Dabei bleibe jedoch wenig auf der Fläche liegen, wodurch nicht so viele Nager angelockt werden, so Bräuning. Dies mache den Unterschied zur reinen Mahd aus.
Scholz und Bräuning gehen mit der Ministerin ein Stück weiter über den Binnendeich, um die Arbeit der Hütehunde zu demonstrieren. Hierbei wird auch über die Herausforderungen der Beweidung in touristischen Gebieten gesprochen. Dies sei nicht immer einfach, aber der Großteil der radelnden Besucher erfreue sich an dem Anblick der Schafherde. Mit Schafen stehe er hier nun mal im Fokus der Öffentlichkeit – und das gerne.

Sowohl auf Deichen in Küstenregionen als auch auf Binnendeichen kann nicht gekoppelt werden, deshalb wird gehütet. Nachts werden die Tiere zwar in eine geschützte Deichnebenfläche gebracht, aber dass der Wolf auch hier aktiv ist, muss der Schäfer hin und wieder erleben.
Schäfer brauchen Planungssicherheit
Die Ministerin erkundigt sich über die eingesetzte Rasse und die Rolle der mitlaufenden Ziegen, die die Verunkrautung auf einigen Flächen zusätzlich reduzieren. Jonas Scholz erklärt ihr, wie wichtig es sei, die zunehmend bedrohte Anzahl an heimischen Schafrassen auf politischer Ebene zu berücksichtigen. Ebenso müsse über die aktuell gezahlten Pflegegelder gesprochen werden, deren Höhe in den nächsten Jahren ungewiss sei. Dass diese Gelder eine wichtige wirtschaftliche und somit existenzielle Grundlage für einen Betrieb dieser Form sind, sei unstrittig. Wichtig sei aber, das Thema immer wieder ins Licht zu rücken, denn die Deichbeweidung finde deutschlandweit statt. Im Zuge der Wirtschaftlichkeit unterhalten sich die Anwesenden über die Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2028. Auch das nimmt Mittelstädt mit großem Verständnis entgegen.
Mäährwert
Bei so einem Termin darf das gute Lammfleisch natürlich nicht fehlen. Die Ministerin probiert nicht nur zarte Fleischspieße, sondern auch die Bio-Bratwurst mit Mäährwert des Brandenburger Vermarktungsprojekts reffiSchaf.

Mittelstädt verabschiedete sich nach einem sehr großzügigen Aufenthalt zum nächsten Termin. Verbandsvorsitzender Jonas Scholz resümierte: „Wir als Verband sehen den Brandenburgischen Deichtag als vollen Erfolg. Die Ministerin hat sich viel Zeit genommen, um sich ein Bild von den Vorteilen der Deichpflege durch Schafe gegenüber der Mahd, aber auch den Herausforderungen, gerade in Bezug auf Herdenschutz, zu machen. Sie hat heute erlebt, dass jeder Cent, der in die Schafhaltung investiert wird, gut angelegtes Geld ist. Wir freuen uns, dass Hanka Mittelstädt ein offenes Ohr für die Belange der Schafhaltung in Brandenburg hat und die Notwendigkeit der Unterstützung sieht.“
In Deutschland gibt es 6265 Deiche, die sich über 13 000 km erstrecken. Laut der Bundesanstalt für Gewässerkunde sind davon geschätzt 11 600 km Binnendeiche, die restlichen 1400 km verlaufen an der Küste. Somit machen die Binnendeiche bei Weitem den größten Anteil aus.
Binnendeiche sind nicht nur entlang großer Flüsse wie der Elbe oder dem Rhein vorhanden, sondern auch entlang der vielen kleineren Flüsse und Zuflüsse. Sie schützen die umliegenden Gebiete vor dem Hochwasser. Sie sind baulich ganz anders, denn im Gegensatz zu Küstendeichen, die die Wucht des Aufpralls (starken Wellengang und Sturmfluten) aus- und abhalten müssen, müssen Binnendeiche dem dauerhaft steigenden Wasser standhalten.
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