
So gelingt der Start ins Weidejahr
Viele Betriebe sind bereits ins neue Grünland- und Weidejahr gestartet oder starten nun. Zeitgleich wird der Grundstein für ein erfolgreiches Weidejahr gelegt. Weitere Herausforderungen, bei denen eine gewisse Flexibilität an den Tag gelegt werden muss, kommen im Laufe des Jahres meist noch hinzu, Stichwort: Trockenheit.
von Redaktion Quelle Landwirtschaftskammer Österreich erschienen am 17.04.2025Befürchtungen, dass eine Beweidung im Frühjahr den Pflanzenbestand sowie die Grasnarbe schädigen, sind meist unbegründet. In der Regel fangen Betriebe mit weideerfahrenen Tieren bereits zum Zeitpunkt des Spitzens der Gräser mit einem stundenweisen Weidegang an. Sie wissen: Der größte Fehler, der um diese Jahreszeit passieren kann, ist, zu spät mit dem Weiden zu beginnen. Speziell beim System der Kurzrasenweide kann so dem „explosionsartigen“ Wachstum, das bei bestimmten Bodentemperaturen plötzlich einsetzen kann, entgegengewirkt werden.
Frühjahrsbeweidung auf größeren Flächen durchführen
Weidereste in dieser Phase bedeuten bereits den ersten Verlust an Weidepotenzial, was sich in die laufende Weidesaison fortziehen kann. Aber auch bei anderen Weidesystemen (Koppelweide, Portionsweide) kann eine zeitige Frühjahrsbeweidung durchgeführt werden. Dem geringen Aufwuchs geschuldet, wird eine solche Frühjahrsbeweidung meist über eine größere Fläche durchgeführt, womit auch Schnittflächen eingebunden werden können.
Schnittnuzung nach der Frühjahrsbeweidung
Wenn der Futterzuwachs stark zunimmt und die Tiere das heranwachsende Futter schließlich nicht mehr nachfressen können, wird auf die in der Hauptwachstumszeit benötigte Futterfläche eingegrenzt. Flächen, die nach der Beweidung schließlich zur Schnittnutzung bestimmt sind, werden nach der Frühjahrsbeweidung (2 – 4 Wochen) noch mit Gülle abgedüngt. Die frischen Kotstellen werden mit der Wiesenegge gut eingerieben, damit sie im Folgeaufwuchs kein Problem darstellen.
Das jährliche Bangen: Wie wird der bevorstehende Sommer?
Ist der Weidestart geglückt, sind die Gedanken vieler Weidebetriebe bereits im bevorstehenden Sommer. Sie wissen aus der Erfahrung der letzten Jahre, dass aufgrund Trockenperioden das Wachstum auf der Weide schnell zum Erliegen kommen kann. Auf Kurzrasenweiden, die auf gleichmäßige Niederschlagsverteilung angewiesen sind, wird das schnell spürbar. Fragen nach Anpassung des Weidesystems sind berechtigt. Speziell auf leichten Standorten wird zum Beispiel die Koppelweidehaltung wieder mehr zum Thema, um Ruhezeiten auf Teilflächen besser steuern zu können.
Möglichkeiten, der Trockenheit zu begegnen
Es muss aber nicht immer gleich eine abrupte Systemänderung sein. So können auch bestehende Kurzrasenweiden in größere Koppeln unterteilt werden. Durch eine angepasste Koppelanzahl und einem raschen Umtrieb zwischen diesen bleibt der Charakter der Grasnarbe ähnlich jener der Kurzrasenweide. Gleichzeitig kann aber auch der Weidedruck aus Teilen der Fläche etwas reduziert werden.
Weitere Überlegungen trachten danach, bei einsetzender Trockenheit bestehende Aufwüchse auf schnittgenutzten Flächen als „Weidepuffer“ zu nutzen. Bei dieser Strategie zum Beispiel muss auf die Vorteile einer Kurzrasenweide in der ersten Vegetationsphase des Jahres, in der meist noch gute Wachstumsbedingungen herrschen, nicht verzichtet werden.
Fehlt das Wasser von oben, sind dies allerdings auch die ersten Flächen, die das Wachstum einstellen. Das ist dann der Zeitpunkt, die Weidetiere an die höheren Aufwüchse in den „Pufferflächen“ zu gewöhnen und die Kurzrasenweide in die Weidepause zu schicken. Ackerflächen könnten hier durch eine gezielte Anlage von futtertauglichen Zwischenfrüchten im Spätsommer gut miteingebunden werden. Kehrt das Graswachstum zurück, kann schließlich wieder auf bestehende Kurzrasenweiden gewechselt werden.
Kommt Zeit, kommt Rat
Es braucht jedoch noch einiges an Erfahrung zu diesen neuen Strategien (speziell zur Letzteren), da die Vorgehensweise in der Praxis noch wenig erprobt ist. Speziell beim Wechsel von Kurzrasenweide in höhere Aufwüchse kann auch das Risiko von Blähungen steigen. Hier erscheint es wichtig zu sein, die Tiere nicht mit Hunger auf die Weide zu schicken, um hastiges Fressen zu vermeiden. Aber auch die Frage der Folgenutzung auf den beweideten „Pufferflächen“ ist noch genauer zu betrachten.
- Durch den Verbiss werden ausläufertreibende Untergräser gefördert, was wiederum die Grasnarbendichte positiv beeinflusst.
- Doldenblütige Gewächse wie Bärenklau oder Wiesenkerbel reagieren sehr empfindlich auf die Beweidung, womit diese zurückgedrängt werden können.
- Bei unliebsamen Arten wie Hahnenfuß oder Ampfer wird im sehr jungen Stadium ein Verbiss beobachtet, der für eine Schwächung der Pflanzen sorgen kann.
- Eine Übersaat kann mit der Frühjahrsbeweidung gut kombiniert werden, sofern Lücken vorhanden sind. Bleiben die Tiere auf der Fläche, können sie für den nötigen Bodenschluss (Eintrampeln des Saatguts) sorgen.
- Durch das geringe Weidefutterangebot bei Weidebeginn ist eine schonende Futterumstellung sichergestellt.
- Die Frühjahrsbeweidung auf Schnittflächen verzögert den Erntetermin des ersten Aufwuchses. Dies bringt für Heumilchbetriebe bzw. für Betriebe mit Grünfütterung eine höhere Nutzungselastizität des ersten Aufwuchses, da nicht alle Schnittflächen gleichzeitig in die erntereife kommen.
Es darf nicht erwartet werden, dass die beschriebenen Effekte gleich nach einer einmaligen Frühjahrsbeweidung eintreten. Hierfür ist der Weidezeitraum zu kurz, womit dies über mehrere Jahre wiederholt werden muss. Der relativ kurze Weidzeitraum ist auch der Grund dafür, dass bei Bestoßung von Schnittflächen kein Verlust von wertvollen, nicht weidetauglichen Futtergräsern befürchtet werden muss.
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