
Studie verdeutlicht Notwendigkeit von Monitoring- und Managementmaßnahmen
Die Studie ist eine erste wissenschaftliche Grundlage, die Daten zum Lebensraum und Konfliktpotenzial des Wolfs in Österreich liefert. Sie ist eine Datenbasis für weitere Monitoring- und Managementmaßnahmen.
von BMLUK / Red. erschienen am 04.11.2025Die Studie „Projekt Lebensraum- und Konfliktpotentialmodell für den Wolf (Canis Lupus) in Österreich“, unter der Projektleitung von Dr. Jennifer Hatlauf, hat sich an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) ein Jahr lang mit dem Thema Wolf intensiv auseinandergesetzt.
Im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK) hat die BOKU nun wissenschaftlich fundiert einige erste Teilaspekte erhoben und untersucht, wo der Wolf in Österreich rein ökologisch gesehen geeignete Lebensräume findet und wo diese Flächen gleichzeitig vom Menschen und von Nutztieren genutzt werden, sodass Konflikte entstehen können.
Bei der Studie wurde zunächst mittels statistischer Methoden eine Karte für den aus ökologischer Sicht potenziellen Lebensraum von Wölfen in Österreich errechnet. Es zeigt sich, dass etwa Wald und dünner besiedelte Gebiete für Wölfe grundsätzlich attraktiv sind.
Potenzielle Lebensräume für den Wolf – aber auch Konfliktpotenziale
Eine zweite Karte zeigt, wo höheres Konfliktpotenzial mit dem Menschen auftreten kann, beispielsweise durch die Anfälligkeit für Nutztierrisse in Almregionen. Die Kombination dieser beiden Karten ergibt das „Kombinationsmodell“, das ein wichtiger Baustein für künftiges Wolfsmonitoring und aktives Wolfsmanagement sein kann.
Die Ergebnisse zeigen: Österreich verfügt durch seine Landschaftsstrukturen über weitläufige, potenzielle Lebensräume für den Wolf. Gleichzeitig bestehen in diesen Gebieten jedoch auch hohe Konfliktpotenziale, meist aufgrund der Nutztierhaltung, der Almwirtschaft bis hin zum Tourismus bzw. Freizeitwirtschaft.
Weitere Forschung und EU-weite Zusammenarbeit notwendig
Die Studie ist eine erste wissenschaftliche Grundlage, die Daten zum Lebensraum und Konfliktpotenzial des Wolfs in Österreich liefert. Sie ist eine Datenbasis für weitere Monitoring- und Managementmaßnahmen. Die Studie zeigt auch, dass es weiteren Forschungsbedarf gibt. Dabei muss die aktuelle EU-Judikatur zum Thema Wolf berücksichtigt werden, wonach der günstige Erhaltungszustand einer Art nicht allein anhand der nationalen Gesamtpopulation zu bewerten ist. Vielmehr muss auch der Erhaltungszustand auf der Ebene der EU-Mitgliedstaaten betrachtet werden.
Daher ist eine enge Zusammenarbeit mit den Nachbarländern ebenso nötig wie eine stärkere internationale Abstimmung und europaweite Betrachtung.
© Foto: Lackner-StraussDie Diskussionen zum Thema Wolf werden oft polemisch und emotional geführt. Wir hoffen, dass die Studie zum konstruktiven Diskurs auf Basis von wissenschaftlichen Grundlagen beiträgt. Studienautorin Dr. Jennifer Hatlauf
Europaweite Betrachtung gefordert
Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler: „Der Wolf kennt keine Landesgrenzen – darum braucht es beim Management auch eine gemeinsame, überregionale Herangehensweise. Das Konfliktpotenzial im dicht besiedelten Raum ist langfristig zu groß. Es gibt in Europa jedoch durchaus Regionen, in denen sich Wölfe ausbreiten können. Im Grunde braucht es daher eine europaweite wildökologische Raumplanung, die auch den Lebensraum des Wolfes berücksichtigt. Klar ist: Dort, wo der Lebensraum zu dicht besiedelt ist, wo der Raum landwirtschaftlich intensiv genutzt wird, hat der Wolf keinen Platz.“
Lage in Europa
Seit Beginn der 2000er Jahre breitet sich der Wolf in Europa stetig aus. Im Jahr 2023 wurden für Europa bereits rund 21.500 Wölfe, mit jährlichen Zuwachsraten von bis zu 30 %, geschätzt. Damit ist das Großraubtier Wolf nicht mehr vom Aussterben bedroht. Mit der zunehmenden Verbreitung steigen aber auch die Konflikte mit der Landwirtschaft, vor allem der Nutztierhaltung, sowie der Bevölkerung im ländlichen Raum. Durch Risse in Siedlungsgebieten wurde der Wolf auch zunehmend als potenzielles Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung wahrgenommen.
Lage in Österreich
Besonders im Westen Österreichs zeigt sich: Dort, wo die Almwirtschaft stark ausgeprägt ist, nehmen die Konflikte zwischen Wolf und Bevölkerung zu. Im Jahr 2024 wurden 340 Weidetiere von Wölfen gerissen. 2025 waren es allein bis August bereits 224 – davon 216 Schafe. Zusätzlich wurden 56 Tiere verletzt.


				








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