
Fälle von Schafräude nehmen zu – Handlungsempfehlungen für Schafhalter
Die Schafräude befindet sich wieder auf dem Vormarsch. Noch tritt die Erkrankung erst in einzelnen Gebieten gehäuft auf, eine Ausbreitungstendenz ist aber deutlich erkennbar.
von Schafherdengesundheitsdienst (SHGD) Baden-Württemberg Quelle Tiergesundheitsdienste Baden-Württemberg erschienen am 13.06.2025Die Körperräude des Schafes, verursacht durch die Milbe Psoroptes ovis, ist eine parasitäre Hauterkrankung mit schwerer Symptomatik und seuchenhafter Ausbreitungstendenz. Die sogenannte Schafsräude war in den 1980er Jahren noch als anzeigepflichtige Tierseuche klassifiziert. Dies unterstreicht, dass die Parasitose für die Schafpopulation eine ernstzunehmende Bedrohung der Tiergesundheit ist.
Symptome
Die Symptome zeigen sich durch heftigen Juckreiz, Kratzen und Scheuern, unruhiges Verhalten, Woll-/Haarausfall und im fortgeschrittenen Stadium Bildung von Krusten und Schuppen, sowie nässenden Entzündungsreaktionen der Haut. Die Schafe magern ab, die Milchleistung geht zurück, und bei Lämmern kann es zu Todesfällen kommen. Besonders über den Winter kann das feuchtwarme Klima in den Ställen und fehlendes UV-Licht zur schnellen Ausbreitung der Erkrankung führen, während in den Sommermonaten auf der Weide die Symptome nahezu verschwinden können, die Milbe aber nach wie vor im Bestand vorhanden ist.

Für die Schafhalter bedeutet dies nicht nur erhebliches Tierleid, sondern auch wirtschaftliche Einbußen durch verminderte Leistungsfähigkeit und erhöhte Behandlungskosten.
Daher ist es von großer Bedeutung, die Krankheit frühzeitig zu erkennen und wirksam zu behandeln.
Behandlungsmöglichkeiten und -vorgehen
Für die Behandlung stehen sowohl Injektionspräparate als auch eine Badelösung zur Verfügung. Für Schafbetriebe, die Milch für den menschlichen Verzehr produzieren, ist kein Medikament zugelassen.
Ziel muss immer die vollständige Eliminierung aller Milben aus dem Bestand und somit die Sanierung der Körperräude sein. Dazu müssen alle Tiere der Herde gleichzeitig und wiederholt (mindestens zweimal) im Abstand von sieben Tagen behandelt werden, um auch aus Eiern nachschlüpfende Milben abzutöten. Bleiben Einzeltiere unbehandelt, besteht jederzeit die Gefahr einer Reinfektion.
Vorgehen bei hartnäckigen Fällen
Um auch bei etwaigem Auftreten von Resistenzen der Milben gegen einen der Wirkstoffe einen sicheren Behandlungserfolg zu erreichen, und damit die immer weitere Verbreitung der Räude zu verhindern, kann die Kombination der beiden Verfahren sinnvoll sein. Dabei sollte zunächst zweifach per Injektion und anschließend zweifach in einem Tauchbad behandelt werden.
Injektion vor Schur sinnvoll
Fällt die Behandlung in die Zeit der Schafschur, kann durch Injektionsbehandlungen vor der Schur die Gefahr der Übertragung durch den Schafscherer deutlich reduziert werden. Die Tiere sind durch Abnahme des Juckreizes während der Schur ruhiger und zeigen keine heftigen Kratzbewegungen. Damit wird die Gefahr der Verletzung von Tier und Scherer reduziert und der Arbeitssicherheit Rechnung getragen.
Je nach Einzelfall, Haltungsbedingungen, Jahreszeit, Besonderheiten einer Herde können abweichende Behandlungsempfehlungen sinnvoll sein. SHGD
Einzeltiere können besonders starken Juckreiz zeigen. In Einzelfällen kann sich dies auch nach Abtöten der Milben aufgrund einer allergischen Reaktion und/oder borkiger Haut noch einige Wochen nach der Behandlung zeigen. Diese Tiere können durch Injektion eines für Rinder zugelassenen Antihistaminikums vor der Schur behandelt werden.
Ausbreitung verhindern!
Um die Weiterverbreitung durch Tierverkehr und Vektoren zu verhindern, sollte in den Betrieben der Biosicherheit große Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hier sind neben den Schäfereibetrieben selbst vor allem Viehhändler, Schafscherer, Klauenpfleger und Tierärzte angesprochen. So müssen Viehtransportfahrzeuge, Schergeräte und Kleidung bei Kontakt mit Verdachtsbetrieben zuverlässig gereinigt und desinfiziert („entwest“) werden.
Direkter Tierkontakt – insbesondere durch Zukauf von Schafen – stellt die größte Gefahr dar, sich die Krankheit einzuschleppen. Schäfereien mit eigener Schlachtstätte sind bei Zukauf von Lämmern aus vielen Herkunftsbetrieben besonders gefährdet, dass die Infektion auf die eigene Herde überspringt.
Reinigung und Desinfektion
Eine Entwesung der Umgebung kann nach Reinigung der Gegenstände (Stall/Geräte/ Fahrzeuge/Stiefel) mit speziellen milbiziden (= milbenabtötenden) Stalldesinfektionsmitteln erfolgen. In der Kleidung können die Milben durch nasse und trockene Hitze oder Tieffrieren (Kochwäsche oder Wäsche mit milbiziden Waschmitteln/Wäschetrockner bei 80 °C/3 Tage in der Tiefkühltruhe bei -15 °C) abgetötet werden.
Zögern Sie nicht! Gemeinsam die Schafsräude tilgen
Die Schafräude ist mit konsequenter, gemeinsamer Anstrengung gut und nachhaltig zu bekämpfen. Die größte Gefahr besteht in zögerlichem Handeln oder gar Vertuschungsversuchen sowie unsachgemäßen Behandlungen. Schäfereibetriebe sollten sich bei jedem Verdacht auf Räude umgehend an ihre Tierarztpraxis oder den zuständigen Schafgesundheitsdienst wenden, um nach Diagnosestellung einen individuellen Behandlungsplan umzusetzen. Bevor die Krankheit sich immer weiter ausbreitet, sollte es das Ziel sein, die schnellstmögliche Tilgung der Schafräude zu erreichen.
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