Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Grünland | Forschung

Artenreiche Saatmischungen steigern Futtererträge

Eine höhere Pflanzenvielfalt auf landwirtschaftlich genutztem Grasland kann Erträge deutlich steigern – und das bei einem geringeren Einsatz von Stickstoffdünger.

von Uni Kiel erschienen am 10.12.2025
Ein Blick auf eine Versuchsfläche des Lindhofes mit Spitzwegerich und Weißklee im Vordergrund. © Ralf Loges, Uni Kiel
Artikel teilen:

Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt in der Fachzeitschrift Science veröffentlichte internationale Studie, an der auch die Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) beteiligt war. Die Ergebnisse weisen auf einen zentralen Baustein für eine nachhaltigere Landwirtschaft hin.

In den Versuchen zeigte sich, dass Mischungen aus sechs verschiedenen Pflanzenarten – je zwei Gräser-, Leguminosen-, und Kräuterarten – im Durchschnitt 12,3 t Trockenmasse pro Hektar und Vegetationsperiode erzeugten. Das entspricht 11 % mehr Ertrag als eine hoch gedüngte Gras-Monokultur und 18 % mehr als klassische Kleegras-Mischungen – trotz deutlich reduzierter Stickstoffdüngung.

Gute Chancen im Klimawandel

Ein weiterer entscheidender Befund: Die Vorteile artenreicherer Mischungen nehmen mit steigenden Temperaturen zu. Das zeigt ihr Potenzial für die klimatische Anpassung der Landwirtschaft – ein Aspekt, der angesichts global steigender Temperaturen an Bedeutung gewinnt. Tiefwurzelnde Kräuterarten verbessern zudem die Trockenheitstoleranz der Graslandsaaten und liefern zugleich energiereiches, mineralstoffhaltiges Futter. Ihre Blüten stellen außerdem eine wertvolle Nahrungsquelle für Insekten in intensiv genutzten Agrarlandschaften dar.

„Seit meiner Doktorarbeit Mitte der 90er Jahre über tiefwurzelnde Kleearten beeindruckt mich die Trockenheitstoleranz dieser Arten sowie anderer tiefwurzelnder, futterbaulich wertvoller Wiesenkräuterarten wie Zichorie und Spitzwegerich. Wir sind als Team sehr stolz, dass so ein renommiertes Journal wie Science diese Sichtweise teilt“, betont PD Dr. Ralf Loges, langjähriger Kieler Projektpartner und Mitautor der Studie.

PD Dr. Ralf Loges ist bei der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät für den Fachbereich Ökologischer Landbau zuständig.
PD Dr. Ralf Loges ist bei der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät für den Fachbereich Ökologischer Landbau zuständig. © Lindhof, Uni Kiel

Besonders die Kombination aus tiefwurzelnden Kräutern wie Zichorie und Spitzwegerich sowie Stickstoff-fixierenden Leguminosen erhöhe sowohl Ertragsstabilität als auch Nährstoffeffizienz.

Ein global einzigartiges Experiment

Die Studie ist Teil des internationalen Forschungsnetzwerks LegacyNet, das von Prof. Caroline Brophy (Trinity College Dublin), Dr. John Finn (Teagasc, Irland) und Dr. Carsten Malisch (Universität Aarhus) initiiert wurde. Das Experiment wurde zeitgleich an 26 Standorten durchgeführt – von Dänemark bis Italien, von China bis in die USA und Neuseeland. Zwei der Versuchsflächen befanden sich auf Hohenschulen und dem Lindhof, zwei Versuchsbetrieben der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät an der Uni Kiel.

Aus guten Gründen stellen Vielartengemenge mit Gräsern, Kleeartigen und Wiesenkräutern im Sommer die Futtergrundlage der Milchkühe auf dem Versuchsbetrieb Lindhof dar.
Aus guten Gründen stellen Vielartengemenge mit Gräsern, Kleeartigen und Wiesenkräutern im Sommer die Futtergrundlage der Milchkühe auf dem Versuchsbetrieb Lindhof dar. © Ralf Loges, Uni Kiel

Auch Nachfolgekulturen profitieren

Während die jetzt veröffentlichte Studie die Ertragsleistung untersucht, arbeitet das LegacyNet-Konsortium derzeit an einer weiteren Publikation zur Futterqualität der Vielartensysteme. Sämtliche mehr als 6000 Futterproben aller 26 Standorte wurden hierfür in den Laboren der CAU analysiert. Die Auswertung erfolgt mit denselben statistischen Verfahren wie in der Science-Publikation.

Darüber hinaus erforscht das internationale LegacyNet-Konsortium den sogenannten „Legacy“-Effekt: Nach der Nutzung hinterlassen artenreiche Bestände ein besonders stickstoffreiches Wurzelsystem, das Folgefrüchte wie Weizen oder Hafer stärkt und zur Reduktion des Bedarfs an Stickstoffdünger bei diesen Kulturen beiträgt.

Ein Meilenstein für nachhaltige Landwirtschaft

Die Science-Studie ist die erste gemeinsame Veröffentlichung des LegacyNet-Konsortiums und ein wichtiges Signal für die Weiterentwicklung klima- und ressourcenschonender Agrarsysteme. „Unsere Ergebnisse zeigen: Mehr Artenvielfalt im Futterbau lohnt sich – für Ertrag, Umwelt und Tiergesundheit“, resümiert PD Dr. Ralf Loges von der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät an der Uni Kiel.

Sie wollen mehr erfahren? Originalpublikation online aufrufbar

J. O’Malley et al.: „Multispecies grasslands produce more yield from lower nitrogen inputs across a climatic gradient“; Science 10.1126 (2025). DOI: https://doi.org/10.1126/science.ady0764

Kontakt

PD Dr. Ralf Loges

Institut für Tierernährung und Stoffwechselphysiologie

Fachgebiet Ökologischer Landbau

Tel.: 0431/880-4654

E-Mail: rloges@email.uni-kiel.de

Weitere Informationen online:

Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät

Mehr zum Thema:
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren