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Nordrhein-Westfalen

Ist die Schafhaltung überhaupt rentabel?

In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Erwerbsbetriebe in der Schaf- und Ziegenhaltung seit Jahren rückläufig. Denn bei den Stichworten Rentabilität, Existenzsicherung und Arbeitsbedingungen drückt den Schäfern der Schuh. Das Projekt "InnoSchaZie" hat rund 30 schafhaltende Betriebe und deren Wirtschaftlichkeit breit analysiert und bewertet, und befindet sich nach einer Laufzeit von drei Jahren nun auf der Zielgeraden.

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Sarah Ahrens/colourbox.de
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Bei dem EIP-Projekt (Europäische Innovationspartnerschaft Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit) "InnoSchaZie" nahmen 40 Schaf- und Ziegenbetriebe teil, 29 davon waren schafhaltende Betriebe. Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen übernahm die Projektleitung, der nordrhein-westfälische Schafzuchtverband war ebenfalls involviert.

Um homogene Gruppen zu bilden, wurden die schafhaltenden Betriebe in zwei Gruppen mit mehr und weniger als 200 Muttertiere aufgeteilt. Die kleineren Betriebe waren hauptsächlich Nebenerwerbsbetriebe, die größeren nahezu alle Haupterwerbsbetriebe. Im Rahmen des Projekts wurden Ökonomie, Nachhaltigkeit sowie Vermarktungswege analysiert.

Für die Betriebszweigauswertungen griffen die Projektbeteiligten auf die Buchführungsergebnisse der Wirtschaftsjahre 2017/18 und 2018/19 zurück. Detaillierte Informationen zeigt die Tabelle Vergleich der Betriebszweigauswertung von Betrieben mit < 200 und > 200 Mutterschafen

Kostenfaktor Grundfutter

Größter Kostenfaktor war in beiden Gruppen das Grundfutter. Vor allem die kleineren Betriebe wiesen außerdem höhere Kosten für Tierarztbehandlungen und Medikamente auf. Die Direktvermarktung an sich erzeugte deutlich höhere sonstige Direktkosten. Betriebe mit über 200 Tieren hatten aufgrund von Personalkosten doppelt so hohe Arbeitskosten.

Die Projektbeteiligten erarbeiteten aus einem Vergleich der drei erfolgreichsten Betriebe mit den anderen Betrieben (Mittelwert-Vergleich) mögliche, jedoch nicht repräsentative Einflüsse auf die Wirtschaftlichkeit. Dazu zählten:

  • öffentliche Direktzahlungen je Mutterschaf
  • Wertschöpfung pro Lamm
  • Arbeitskrafteinsatz je Tier
  • Rassewahl - langsam wachsende Rassen, die öfter von kleineren Betrieben eingesetzt werden, benötigen länger, um ein optimales Schlachtgewicht zu erreichen. Das führt auch zu erhöhtem Arbeitseinsatz. In der Vermarktung müssen wiederum höhere Preise erwirtschaftet werden.

Hälfte der Betriebe ohne ausreichende Gewinne

Um die Wirtschaftlichkeit der Betriebe abbilden zu können, legten die Projektbeteiligten ihr Augenmerk unter anderem auf die Indikatoren "Rentabilität" und "Existenzsicherung". Sie analysierten 12 Schäfereien mit mehr als 50 Muttertieren. Die Hälfte der Betriebe erwirtschaftete keinen ausreichenden Gewinn und war nicht nachhaltig rentabel. Nur drei Betriebe standen besser da. Weiter war nur ein Betrieb in der Lage, seine ökonomische Existenz nachhaltig zu sichern, für neun Betriebe ergab die Untersuchung eine problematische Situation.

Beim Indikator "Lohn- und Einkommensniveau" erreichten drei Betriebe gerade einmal das Existenzminimum, neun lagen darunter. 80 % der Schafhalterinnen und Schafhalter hatten außerdem nicht genügend arbeitsfreie Zeit, um sich zu erholen.

Erfolge durch differenzierte Vermarktungswege möglich

Die Auswertung der Absatzkanäle basierte auf allen teilnehmenden Schaf- und Ziegenbetrieben mit ganz unterschiedlichen Betriebsstrukturen. Sie wurden nach ihren Produkten, Vertriebswegen, ihrer Kommunikation sowie Brancheneinschätzung befragt. 

Die Betriebe nutzten insgesamt 15 unterschiedliche Absatzkanäle, im Durchschnitt 3,2 pro Betrieb. Es gab aber auch reine Spezialisten mit nur einem Kanal. Die Hälfte der Betriebe vermarktete ab Hof.

Die Befragten gaben an, dass der Direktabsatz den Vorteil habe, persönlich mit den Kunden in Kontakt treten zu können. Dabei könne auch Aufklärungsarbeit geleistet werden. Mit Menschen umzugehen und sich auf die Kundschaft einstellen zu können, bestimme den Erfolg.

Über den Verkauf an Schlachtereien, Molkereien oder Handel hingegen könnten größere Mengen abgesetzt werden und die Preise ließen sich besser kalkulieren. Es bliebe mehr Zeit für die Tiere. Hier sei der Erfolg an die Zuverlässigkeit gekoppelt, die diese indirekten Verkaufswege meist mit sich bringen. Persönliche Kontakte seien hilfreich und wichtig.

Nur 19 % der Betriebe schätzten die Branchensituation positiv ein. Allerdings war das von einzelnen Betriebsschwerpunkten abhängig. Wer hauptsächlich auf Lamm- und Fleischproduktion setzte, beurteilte die Lage düsterer als Betriebe mit Milchproduktion. Beim Blick in die Zukunft war der Großteil der Betriebe wiederum positiv gestimmt.

Aus den betriebswirtschaftlichen Auswertungen, Nachhaltigkeitsanalysen sowie Erkenntnissen aus den untersuchten Vermarktungswegen wird ein Maßnahmenhandbuch für eine nachhaltige und zukunftsfähige Schaf- und Ziegenhaltung in Nordrhein-Westfalen erarbeitet. Spätestens Ende dieses Jahres wird es veröffentlicht. Das Handbuch wird  hier zum Download bereitgestellt.

 

Ausführliche Informationen zum "InnoSchaZie"-Projekt erhalten Sie in den Schafzucht-Magazin Beiträgen, die Sie kostenlos auf unserer Schafzucht Homepage lesen oder als PDF herunterladen können:

 

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