Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

Agrarpolitik: Große Solidarität der Schäfer bei Demo in Paris

Die VDL schickte Mitte November eine vierköpfige Delegation engagierter Schäferinnen und Schäfer nach Frankreich, um in Paris an einer großen Schäfer-Demonstration teilzunehmen.
Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Die deutsche Delegation vor dem Eiffelturm (von links): Wendelin Schmücker,
Sabine Rosenberger, Jan Greve und Knut Kucznick.
Die deutsche Delegation vor dem Eiffelturm (von links): Wendelin Schmücker, Sabine Rosenberger, Jan Greve und Knut Kucznick.Schmücker
Artikel teilen:
Die Demo war von der FNO (Fédération Nationale Ovines) im Vorfeld von Agrarverhandlungen anberaumt worden, um auf die miserable Situation der Schafhalter in Frankreich wie im gesamten Europa aufmerksam zu machen. Kernpunkt der französischen Kritik ist das Fehlen jeglicher Landschaftspflegeprogramme in Frankreich. Da der französische Fleischsektor international nicht konkurrenzfähig ist, wäre ein Pflegeentgelt zur Existenzsicherung der Betriebe dringend notwendig. Ebenfalls im Brennpunkt der Kritik stand, wie auch hierzulande, die elektronische Einzeltier- Kennzeichnung. So haben wir – Jan Greve und Knut Kucznik aus Brandenburg, Wendelin Schmücker aus Niedersachsen und Sabine Rosenberger aus Mecklenburg- Vorpommern – uns auf den Weg gemacht, um die deutsche Solidarität mit den französischen Kollegen zu bekunden und klarzumachen, dass es auch in Deutschland ähnliche Probleme gibt, ja teilweise – siehe Kennzeichnung – sogar dieselben, die wohl in Zukunft nur zu lösen sein werden, wenn die europäischen Schäfer mit einer Stimme sprechen. Die Schaf- und Ziegenzüchter fordern deshalb, dass die Beschlussfassung des europäischen Parlaments über die Zukunft der Schaf- und Ziegenhaltung in Europa schnellst möglich konkret umgesetzt wird. Die konkreten Forderungen der VDL und des BDZ wurden in einer Resolution überreicht (siehe Kasten Seite 2). Nach einer turbulenten Anreise versammelten wir uns am École Militaire, in der Nähe des Eiffelturms. Jeder hatte etwas mitgebracht:

Jan Greve überreichte als offizieller Gesandter der VDL die Resolution, in der sich VDL und BDZ mit den französischen Schafzuchtverbänden solidarisch erklären.

Knut Kucznik brachte eine Deutschland-Flagge mit,

Sabine Rosenberger ein bisschen Französisch und

Wendelin Schmücker hielt alles im Bild fest und stellte seinen Wanderstock als Fahnenstange zur Verfügung, damit wir weithin sichtbar waren. Die Franzosen waren über unser Kommen sowie das der anderen Delegationen aus England, Irland, Belgien, Rumänien und Neuseeland sehr erfreut. Mit einer kurzen Ansprache des französischen Verbandes wurde die Demonstration eröffnet, dann ging es Richtung Eiffelturm.

Wie bei der großen Schäfer- Demo der VDL im Mai 2007 in Berlin, so gab es auch hier zahlreiche Transparente und vor allem Schafglocken. Während in Berlin allerdings nur ein paar Schafe vor dem Brandenburger Tor „geparkt“ werden durften, wurde in Paris eine Herde von etwa 100 Schafen im Demonstrationszug mitgeführt. Zu Beginn marschierten alle ausländischen Delegationen mit. Gegen 12:30 Uhr allerdings versammelten sie sich am École Militaire. Von hier aus ging es unter der Führung von Monsieur Coste, dem Präsidenten der Interbev, und in Begleitung eines Sicherheitsbeamten mit der Métro quer durch Paris zum Haus der Europäischen Kommission, wo sich ein Abgeordneter mehr als eine Stunde lang die Zeit nahm, die Kritik und das Begehren der Franzosen, vorgetragen von Monsieur Coste, entgegenzunehmen. Auch die ausländischen Delegationen wurden gehört. Die Ausführungen von Monsieur Coste wurden einstimmig bestätigt. Für die deutsche Delegation sprach Sabine Rosenberger, Stellvertretende Sprecherin des VDL-Ausschusses Berufsschäfer. Selbstverständlich wurden wir alle darauf aufmerksam gemacht, dass nationale Probleme jeweils auch auf nationaler Ebene zu lösen sind. Zurück blieb jedoch aufgrund soviel internationaler Präsenz ein recht nachdenklicher Politiker. Nach dem Empfang wurden wir wieder zum Demonstrationszug geleitet, der kurz darauf vor dem Palais des Landwirtschafts- Ministers Halt machte, bei dem gerade Vertreter des französischen Schäferverbandes vorsprachen. Man bezog vor dem Palais Stellung und mit lautem Geschrei und gellenden Pfiffen drückten die Schäfer ihren Unmut über die politische Situation aus. Die Straße war mit Panzerwagen abgesperrt, davor postierte sich wie eine lebende Barrikade eine Schar von Polizisten, die mit Knüppeln bewaffnet war. Die Stimmung heizte sich, wie es für Frankreich typisch ist, recht schnell auf. Als die Situation zu eskalieren drohte, gab es einen kleinen Tränengas-Einsatz. Anschließend war die Demo recht schnell beendet. Wie im nach hinein zu erfahren war, wurde durch den französischen Landwirtschaftsminister Michel Barnier nach dieser Demonstration ein von der EU ko-finanziertes Hilfspaket in Höhe von 50 Mio. Euro für die französischen Schäfer geschnürt. So kann man sagen, die Aktion hat sich gelohnt und auch unser Weg nach Paris war sicher nicht umsonst. Monsieur Coste sicherte uns beim Abschied zu, man könne bei Bedarf jederzeit mit der Solidarität der französischen Kollegen rechnen.

Sabine Rosenberger und Wendelin Schmücker, VDL-Ausschuss Berufsschäfer

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren