Wolfspolitik muss ihr Scheitern eingestehen
Am 28. April 2023 lud der Deutsche Bauernverband (DBV) zum Wolfsgipfel ins Haus der Land- und Ernährungswirtschaft in Berlin. Rund 120 Teilnehmer waren vor Ort und weitere 300 per Livestream dabei. Anlässlich des Wolfsgipfels fordert der DBV die Politik auf, die bisherige Strategie im Umgang mit dem Wolf grundsätzlich zu ändern.
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„Verharmlosung, Realitätsverweigerung, romantische Verklärung und organisierte Schönfärberei haben den Konflikt mit der Weidetierhaltung eskalieren lassen“, so der Umweltbeauftragte des Deutschen Bauernverbandes, Eberhard Hartelt. Ergebnis dieser verfehlten Politik sei ein ungebremst wachsender Wolfsbestand, der mittlerweile ein Mehrfaches des günstigen Erhaltungszustandes erreicht hat und im internationalen Vergleich herausragend hoch ist.
Gleichzeitig werfen die Weidetierhalter in der Fläche das Handtuch, weil deren Probleme nicht ernst genommen werden. „Dieser Konflikt mit dem Raubtier ist nicht allein mit Herdenschutzmaßnahmen zu lösen. Ohne Regulierung des Wolfsbestandes ist zudem keine Akzeptanz im ländlichen Raum möglich und die Haltung von Schafen, Ziegen, Rindern, Pferden und landwirtschaftlichen Wildtieren auf der Weide in Deutschland wird zum Auslaufmodell“.
Der Wolf kostet den Steuerzahler rund 3,8 Mio. Euro
Jens Schreinicke, Landwirt und Wolfsbeauftragter des Landesbauernverbandes Brandenburg, präsentierte den Zuhörern unvorstellbar hohe Zahlen: rund 2,9 Mio. Euro seien in Brandenburg im Jahr 2022 für die Förderung von Präventivmaßnahmen, wie z.B. Zaunbau oder Herdenschutzhunde, ausgegeben worden. Zusätzlich seien rund 894.000 Euro für Rissgutachten, externe Gutachter, Tierarztkosten, genetische Analysen, etc. bezahlt worden. Daraus ergebe sich eine Summe von rund 3,8 Mio. Euro, die der Steuerzahler für den Wolfsbestand in Brandenburg zahle.
Der Wolf ist in Deutschland, laut DBV, mit mehr als 2000 Tieren als Teil der baltisch-osteuropäischen Population nicht gefährdet, der günstige Erhaltungszustand und die Grundlage für ein Bestandsmanagement sind erreicht. Im Jahr 2021 wurden 3374 Weidetiere durch den Wolf gerissen, verletzt oder vermisst.
Der Deutsche Bauernverband fordert:
- Meldung des günstigen Erhaltungszustands des Wolfes an die EU-Kommission.
- Unverzügliche und unbürokratische Entnahme von „Problemwölfen und -rudeln“ nach geltendem Naturschutzrecht in den Ländern.
- Ausweisung von wolfsfreien Gebieten, in denen die Ansiedlung des Wolfes verhindert wird.
- Festlegung einer Entnahmequote und Schaffung eines Bestandsmanagements nach dem Koalitionsvertrag der Regierungsfraktionen. Die Erfahrungen anderer europäischer Mitgliedsstaaten sollten hierfür berücksichtigt werden.
- 1:1 Umsetzung aller Spielräume des europäischen Naturschutzrechts in nationales Recht und Schaffung der Grundlagen für eine Regulierung des Wolfsbestandes im Bundesnaturschutzgesetz und im Bundesjagdgesetz.
- Umstufung des Wolfes von Anhang IV zu Anhang V in der FFH-Richtlinie auf europäischer Ebene, da das hohe Schutzniveau nicht mehr geboten ist.
- Volle Transparenz über den Wolfsbestand in Deutschland und Umstellung auf ein länderübergreifendes Wolfsmonitoring mit den Nachbarländern.
- Überarbeitung des Rissbegutachtungsverfahrens in Anlehnung des niedersächsischen Verfahrens, mit Umkehr der Beweislast und unbürokratischer Auszahlung von Entschädigungen.
Wolfsgipfel ohne Vertreter auf Bundesebene
Der Wolfsgipfel machte erneut deutlich, dass die aktuelle Lage und die daraus geforderten dringenden Maßnahmen auf Bundesebene scheinbar nicht ernst genommen werden. Politische Entscheidungsträger aus dem Bundesumweltministerium oder aus dem Bundesagrarministerium sahen sich offiziell nicht in der Lage, Vertreter zum Wolfsgipfel zu entsenden.
Das nahm die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) zum Anlass, Ministerin Steffi Lemke (Bündnis90/die Grünen) offen zu kritisieren. Steffi Lemke zeige damit mangelndes Interesse an den Problemen der Landwirte und Weidetierhalter. "Es ist längst fünf nach zwölf, was den Wolf angeht", mahnte sie auf dem Wolfsgipfel. „Niemand von uns hat den Wunsch, den Wolf auszurotten." Trotzdem erwarte sie, dass der Schutzstatus des Wolfes abgesenkt werde, um ein Erschießen des Wolfes zu ermöglichen.
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