Thema Wolf im Bundestag und auf dem DBV-Wolfsgipfel
Der Wolf ist in dieser Woche wichtiges Thema in Berlin. So stimmt der Bundestag am Mittwoch, dem 26. April 2023, nach rund 45-minütiger Aussprache über Anträge der CDU/CSU-Fraktion und der AfD-Fraktion zum Wolfsbestand ab. Die Ausschussempfehlungen zu beiden Anträge lauten „Ablehnung“. Am Freitag, dem 28. April 2023, veranstaltet der Deutsche Bauernverband (DBV) seinen „Wolfsgipfel“.
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Die Union fordert in ihrem Antrag mit dem Titel „Ausgewogene Balance zwischen dem Schutz von Mensch und Tier sowie dem Artenschutz herstellen - Bejagung des Wolfes im Rahmen eines Bestandsmanagements ermöglichen“ die Bundesregierung auf, „den Erhaltungszustand des Wolfes in Deutschland unverzüglich zu definieren, jährlich zu bewerten und die Vernetzung und den Austausch der deutschen Wolfsbestände mit ihren Herkunftspopulationen in Ost- und Südeuropa und deren Größe mit zu berücksichtigen“.
Zudem sollten die Kriterien und deren Gewichtung detailliert offengelegt werden, die der regelmäßigen Meldung des Erhaltungszustandes des Wolfes nach Brüssel zugrundeliegen.
Praxisgerechte Möglichkeiten sind rechtskonform umsetzbar
Die Änderungen im Bundesnaturschutzgesetz von 2020, mit denen eine vereinfachte Entnahme von Wölfen beabsichtigt war, hätten nicht die erhoffte Entlastungswirkung gebracht, argumentiert die Fraktion. Hingegen zeige das Wolfsbestandsmanagement in den EU-Staaten wie Schweden, Finnland oder Frankreich praxisgerechte und -konforme Möglichkeiten auf, wie im Rahmen des geltenden europäischen Artenschutzrechts ein nachhaltiges Wolfsbestandsmanagement gestaltet werden könne.
Die AfD-Fraktion fordert in einem Antrag, den Anstieg des Wolfsbestandes zu regulieren, um die deutsche Weidetierhaltung zu erhalten. Die vom Bund und den Ländern erhobenen Daten sollten künftig schneller, transparenter und nachvollziehbarer zusammengeführt und die Wolfsbestände in Deutschland realitätsgetreu beziffert werden. Zudem sei eine bundeseinheitliche Regelung für eine zeitnahe und vollständige Entschädigung von Wolfsrissen sowie eine Beweislastumkehr bei der Rissbegutachtung zugunsten der Geschädigten zu erarbeiten, fordert die AfD.
Neuer Höchststand in Mecklenburg-Vorpommern
Auch Susanne Petersen, Vorsitzende des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes Mecklenburg-Vorpommern, fordert politische Entscheidungen:
„Für Schaf- und Ziegenhalter ist der Tag des Wolfes leider auch in diesem Jahr erneut ein Anlass, dringend erforderliches politisches Handeln einzufordern. Im Jahr 2022 hatten wir 83 Wolfsübergriffe mit 293 getöteten und 97 verletzten Tiere in Mecklenburg-Vorpommern. Die meisten davon waren Schafe. Mit 18 Rudeln, sechs Paaren und vier territorialen Einzelwölfen haben wir einen neuen Höchststand an Wölfen im Land erreicht.
Im Jahr 2021 wurden vom Umweltministerium 415.000 Euro für Prävention, also Maßnahmen zum Herdenschutz (Zäune, Anschaffung und Unterhalt von Herdenschutzhunden, Kosten für Arbeitsaufwand) gezahlt. Bundesweit waren es 2021 sogar 16,6 Mio. Euro. Dabei sind die vielen Vorsorgemaßnahmen, die Tierhalter auf eigene Kosten vorgenommen haben, noch gar nicht enthalten. Wir wissen dies zu schätzen, müssen aber gleichzeitig feststellen, dass ein hundertprozentiger Herdenschutz nicht möglich ist. Von daher fehlt uns auch jedes Verständnis für die immer wieder gerade von den Verbänden, die mit dem Tag des Wolfes seine Rückkehr feiern, vorgebrachte Forderung, wir müssten den Herdenschutz verbessern.
Übergriffige Wölfe müssen entnommen werden
Wir fordern von der Landesregierung, endlich die vom Bundesnaturschutzgesetz gegebenen Möglichkeiten zu nutzen, um übergriffige Wölfe zeitnah zu entnehmen. Man kann den Eindruck bekommen, dass durch bürokratische Auflagen eher die Genehmigungsbehörden vor einer Entnahme geschützt werden als die betroffenen Tierhalter vor weiteren Rissen durch den Schadensverursacher“, sagt Susanne Petersen.
Die Bundesregierung müsse endlich ihre Koalitionsvereinbarung umsetzen, das Bundesnaturschutzgesetz den EU-Vorgaben anpassen und von einem Reaktionsmanagement zu einem Bestandsmanagement gelangen. Es grenze schon an Peinlichkeit, wie in Deutschland Empfehlungen des Europäischen Parlamentes oder der EU-Kommission missachtet werden, so die Vorsitzende des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes Mecklenburg-Vorpommern.
Landvolk Niedersachsen fordert schnelle Entscheidungen
Auch das Landvolk Niedersachsen drängt auf Entscheidungen zum zukünftigen Umgang mit dem Wolf. „Es muss endlich etwas in Richtung aktives Wolfsmanagement geschehen“, forderte Jörn Ehlers, Landvolk-Vizepräsident und Sprecher des Aktionsbündnisses Aktives Wolfsmanagement, anlässlich vieler Aktionen, die in dieser Woche rund um den Tag des Wolfes am 30. April stattfinden, um die politisch Verantwortlichen auf die Problematik Wolf-Weidetiere-Mensch hinzuweisen.
Auch die Jägerschaften an der Nordseeküste seien in großer Besorgnis, so der Vizepräsident. Sie hätten mit der sogenannten „Auricher Erklärung“ ihre Position deutlich zum Ausdruck gebracht, indem sie dem Deichschutz und der Deichsicherheit zum Schutz von Menschenleben Vorrang gäben. Damit verbunden seien wolfsrudelfreie Zonen in den küstennahen Landkreisen zum Schutz der für den Deich- und Küstenschutz notwendigen Nutztierhaltung und Weidewirtschaft.
Wolfsgipfel mit ehrlicher Bestandsaufnahme
Der DBV will seinen Wolfsgipfel am Freitag, dem 28. April 2023, dazu nutzen, eine ehrliche Bestandaufnahme zur Situation des Wolfes und der Weidetierhaltung vorzunehmen. Es soll erörtert werden, inwieweit Herdenschutzmaßnahmen geeignet sind, die Koexistenz zu sichern und wie eine Regulierung des Wolfsbestands erfolgen kann. Stellung nehmen werden unter anderem der DBV-Umweltbeauftragte Eberhard Hartelt, Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und der Präsident vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), Jörg-Andreas Krüger. Der Wolfsgipfel findet in Präsenz und digital statt.
Anmeldungen sind auf der Homepage des Deutschen Bauernverbandes möglich.
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