Große Sorge bei Regionalvermarktern
Viele Mitglieder des Bundesverbandes Regionalbewegung e.V. erleben derzeit aufgrund der Kosten- und Umsatzkrise eine wahre Durststrecke. Die Zurückhaltung der Kunden, deren Kaufbereitschaft unter der Inflation leidet, sei immer deutlicher zu spüren, so der Bundesverband in seiner Pressemitteilung vom 28. Juli 2022.
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Das trifft die landwirtschaftlichen Erzeuger und das Lebensmittel-Handwerk ebenso wie die regionalen Vermarktungsinitiativen. Um die anhaltende Krise überstehen zu können, brauchen die regionalen Akteure jetzt dringend Maßnahmen und Rahmenbedingungen, die ihnen weiterhin ein wirtschaftliches Auskommen auf dem Lebensmittelmarkt in der Regionalvermarktung ermöglichen, so der Bundesverband.
Hohe Umsatzeinbrüche bei digitalem Hofladen
„Nach einer gestiegenen Nachfrage während der Corona-Pandemie trifft der Einbruch in der Regiobranche die regionalen Produzent*innen hart“, berichten Birgit Wegner und Ma-reike Schalk, die beiden Gründerinnen der fränkischen HofladenBOX.
Die HofladenBOX bietet als digitaler Hofladen über 60 regionalen Produzenten und Anbietern im Ballungsraum Nürnberg/Fürth/Erlangen eine weitere Vermarktungsmöglichkeit ihrer Produkte. „Obwohl wir bei der HofladenBOX in den letzten vier Monaten lediglich eine Preissteigerung von durchschnittlich rund fünf Prozent bei regionalen Lebensmitteln an die Kunden weitergegeben haben, haben wir in derselben Zeit einen Umsatzeinbruch von rund 50 % hinnehmen müssen“, berichtet Mareike Schalk.
Nachfragerückgang bei Marktschwärmer Deutschland
Auch Jaques Wecke, Projektleiter der Marktschwärmer Deutschland und Mitglied in der Regionalbewegung, beobachtet, dass die regionalen Abholmärkte des Marktschwärmer-Netzwerkes – von denen es rund 160 im Bundesgebiet gibt - mit einem Nachfragerückgang konfrontiert sind. Und dass, obwohl ihre Preise mit durchschnittlich 2,2 % im ersten Quartal 2022 deutlich weniger stark gestiegen sind als im Lebensmitteleinzelhandel mit rund 11,1 %.
Der Bundesverband ist besorgt um seine Mitgliedsorganisationen. „HofladenBOX und Marktschwärmer sind aktuell keine Einzelfälle. Funktionsfähige regionale Wertschöpfungsketten sind jedoch gerade in Krisen essenziell und können eine Sicherheitsarchitektur in unserer globalisierten Welt darstellen. Sie machen Regionen resilienter und halten die Wirtschaftskraft ländlicher Räume unter den Bedingungen permanenten Strukturwandels aufrecht“ sorgt sich Heiner Sindel, 1. Vorsitzender der Regionalbewegung.
Forderung nach systematischer Unterstützung
Um die anhaltenden Krisen überstehen zu können, brauchen die Regionalinitiativen und kleinst-, kleine und mittlere Betriebe der Land- und Ernährungswirtschaft systematische Unterstützung. Neben einer mutigen Strukturpolitik mit einer Verdichtung regionaler Verarbeitungsstrukturen brauche es eine auf die Akteure regionaler Wirtschaftskreisläufe angepasste Förderpolitik. Gerade Kommunen sollten aus Sicht der Regionalbewegung jetzt befähigt werden, die Nahversorgerstrukturen als Kernbereich ihrer regionalen Daseinsvorsorge zu stärken und zu unterstützen.
„Diese Prozesse müssen jetzt eingeleitet und politisch priorisiert werden, damit wir auch in Zukunft noch regionale Wertschöpfungsräume als Stabilitätsfaktoren in ländlichen Räumen haben werden“, fordert Sindel. Es dürfe momentan nicht an der falschen Stelle gespart werden.
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