Minderwertige Wolle vermarkten
Die Wollpreise sind seit Jahrzehnten im Keller. Grobe, verschmutzte oder farbige Wolle ist – wenn überhaupt – nur schlecht zu vermarkten. Daraus Pellets zu pressen kann ein vielversprechender Ansatz sein. Denn Wollpellets wirken als Dünger und können gut Wasser aufnehmen.
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Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) hat auf seiner Website zahlreiche Tipps, wie minderwertige Wolle besser zu vermarkten ist. Auch die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten von Wollpellets werden unter die Lupe genommen.
Ist von minderwertiger Wolle die Rede, so ist damit grobe, stark verschmutzte sowie gelb verfärbte oder schwarze Wolle gemeint. Sie findet meist keinen Abnehmenden mehr. Wenn überhaupt werden dafür derzeit maximal 20 Cent pro Kilogramm gezahlt. Der aktuelle Preis für Merinowolle liegt im Vergleich bei 70 Cent. Minderwertige Wolle zu Pellets zu pressen macht Sinn, weil sie so wieder eine Aufwertung erfährt.
Welche Vorzüge haben Wollpellets?
Wollpellets setzen Nährstoffe langsam und kontinuierlich frei, insgesamt bis zu zirka einem halben Jahr. Sie enthalten hauptsächlich Stickstoff und Kalium, etwas Schwefel und in geringen Mengen Phosphat und Magnesium. Die Nährstoffgehalte schwanken naturgemäß. Um eine schnellere Düngewirkung zu erhalten, wird neuerdings Wolle zusammen mit Schafmist, der sich schneller zersetzt, pelletiert. Das Mischungsverhältnis besteht aus 70 Prozent Wolle und 30 Prozent Mist.
Wollpellets sind wie ein Schwamm und können das Drei- bis Vierfache des Eigengewichts an Wasser aufnehmen. Im Vergleich zur Rohwolle haben Pellets ein geringeres Volumen, sind besser zu dosieren und zu lagern.
Sie sind im ökologischen Anbau, wo keine mineralischen Dünger eingesetzt werden dürfen, erlaubt. Und außerdem sind Wollpellets offensichtlich dazu geeignet, Schnecken abzuwehren und Wühlmäuse zu vergrämen.
Positive Auswirkungen der Wasserspeicherfunktion
Aktuelle Praxisversuche laufen derzeit an den landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf. Beim Anpflanzen von neuen Obstbäumen auf Streuobstwiesen wurden Wollpellets in die Pflanzlöcher gegeben. In der Baumschule und in einem Gemüsegarten kommen sie ebenfalls zum Einsatz. Sollten die Versuchsergebnisse positiv ausfallen, werden wissenschaftliche Exaktversuche folgen.
Auch die ersten Förster sind auf Wollpellets aufmerksam geworden. Viele Wiederaufforstungsflächen sorgen in Kombination mit Hitze und Trockenheit dafür, dass Setzlinge nach dem Pflanzen eingehen. Nährstoffarme Standorte mit schlechter Wasserversorgung vor allem auf sandigen Böden sind besonders betroffen.
Eine dreiviertel mit Wollpellets gefüllte Tasse je Pflanzloch soll den jungen Douglasien, Roteichen oder Esskastanien einen optimalen Start sichern. Die Förster beobachten, ob sich die Wasserspeicherfunktion der Wollpellets positiv auf die gepflanzten Setzlinge auswirkt. Außerdem erhoffen sie sich eine zusätzliche Mäusevergrämung. Die Düngefunktion der Wollpellets ist im Wald hingegen zweitrangig.
Im Aufbau befindliche Absatzkanäle
Versuche, die Wolle bundesweit zu erfassen und zentral in einer Pelletieranlage zu pressen, gibt es bereits. Wie aus der Branche zu hören ist, hakt es bisher am Absatz, weil so Tonnen an Pellets erzeugt werden, die in neue, selbst noch im Aufbau befindliche Absatzkanäle abfließen müssten. Eine Direktvermarktung im kleinen Stil scheint momentan die bessere Alternative zu sein. Dabei lassen Schäfereien ihre Wolle im Lohn pelletieren und bekommen je nach Wunsch ihre eigene Wolle wieder im Form von Pellets zurück.
Viele weitere Informationen rund um die Vermarktung minderwertiger Wolle gibt es auf der Website des BZL. (Bitte hier klicken!)
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