Schafe übernehmen Pflege von Tempelhof und erstmals von Tegel
Pünktlich zum Frühjahr kehren die Schafe auf das Tempelhofer Feld in Berlin zurück. Die über 80 Skuddenschafe weiden auf dem fest eingezäunten Bereich im Südosten des Feldes. Das 2019 begonnene fünfjährige Pilotprojekt soll die einzigartige Flora und Fauna des Tempelhofer Feldes schützen.
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Zusätzlich weiden in diesem Jahr erstmals auch 50 Skudden in der Tegeler Stadtheide. Die Schafe ziehen Ende April in den westlichen Teil des Landschaftsraums auf die bereits kampfmittelberäumten Flächen des ehemaligen Flughafens Tegel.
Das landeseigene Unternehmen Grün Berlin hat im Dezember die Aufgabe übernommen, das ehemalige Flug- und Rollfeld schrittweise zu qualifizieren. In den kommenden Jahren werden mit den zusätzlichen kampfmittelfreien Flächen weitere Flächen beweidet, um die wertvolle Heidelandschaft zu bewahren und die Artenvielfalt zu fördern.
Schützenswertes mitten in der Großstadt
Mit dem Ende des Flugbetriebs hat sich auf dem Tempelhofer Feld eine besondere Flora und Fauna entwickelt. Zwischen den ehemaligen Start- und Landebahnen tummeln sich mitten in der Großstadt schützenswerte Tierarten und zahlreiche, teils seltene Pflanzenarten gedeihen auf den großen Wiesenflächen.
Wie in anderen Parks und Grünanlagen kümmern sich Gärtner auf dem Tempelhofer Feld das ganze Jahr über um die Pflege der Grünflächen. 2019 kamen dabei neue, tierische Landschaftspfleger zum Einsatz.
In Absprache mit der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und der Feldkoordination im Rahmen der Bürgerbeteiligung startete Grün Berlin mit einer fünfjährigen Pilotphase in die Beweidung des Tempelhofer Feldes. Dabei fanden zunächst 25 Skuddenschafe, eine vom Aussterben bedrohte Schafrasse, ein neues Zuhause auf dem Areal.
Extensive Beweidung für extrem ertragsarme Standorte
Auf der fest eingezäunten Feldlerchenschutzzone (ca. 23 ha) werden sie zum sukzessiven Abweiden und Pflegen der Fläche eingesetzt. Hinsichtlich der Besatzdichte entspricht das einer extensiven Beweidung für extrem ertragsarme Standorte, d. h. im Verhältnis zu Flächengröße und Bewuchs werden nur sehr wenig Tiere eingesetzt. Die Ergebnisse der Beweidung werden wissenschaftlich begleitet und kontinuierlich analysiert und evaluiert.
Stärkung der biologischen Vielfalt
Normalerweise werden die Flächen auf dem Tempelhofer Feld in regelmäßigem Turnus ein bis zweimal im Jahr (1- bis 2-schürige Mahd) gemäht. Bei einer Mahd wird der komplette Bewuchs plötzlich entfernt. Diese schlagartige Änderung des Mikroklimas und die kurzfristige Entfernung von Biomasse und Rückzugsorten für Tiere wirkt sich negativ auf die biologische Vielfalt aus.
Die extensive Beweidung ist im Vergleich dazu eine deutlich schonendere Landschaftspflege. Durch das Grasen der Tiere ändern sich die Flächenbedingungen nicht plötzlich und radikal, sondern langsam und kontinuierlich. Zusätzlich entsteht bei einer Beweidung kein gleichmäßiger „Kahlschnitt“, sondern ein sehr vielfältiges Flächenbild.
Manche Bereiche werden von den Tieren stark frequentiert, hier entstehen offene Bodenflächen, die von Vögeln, Insekten und Reptilien als Sonnenbadestellen genutzt werden.
Diese vielfältige mosaikartige Flächengestaltung wirkt sich nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen aus anderen Beweidungsprojekten in ganz Deutschland positiv auf die biologische Vielfalt aus.
Vom Aussterben bedrohte Nutztierrasse
Skudden eignen sich für die Landschaftspflege besonders gut. Sie sind ausgesprochen langlebig, genügsam und widerstandsfähig. Skudden sind als Nutztierrasse vom Aussterben bedroht und stammen ursprünglich aus Ostpreußen und dem Baltikum.
Mit den Beweidungsprojekten unterstützt die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz auch den Erhalt dieser selten gewordenen Schafrasse.
Bürgerinformation vor Ort
Interessierte können sich mit Fragen zur Beweidung, der Landschaftspflege und naturschutzfachlichen Aspekten auf dem Tempelhofer Feld zu bestimmten Zeiten an die Mitarbeiter der Grün Berlin und externe Fachkräfte wenden.
Anmeldung: Beweidung-Tempelhof@gruen-berlin.de
Begrenzte Zahl der Teilnehmenden
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