Fledermäuse übertragen Tollwut!
„Hunde- und Katzenhalter
sollten dringend überprüfen,
ob ihr Tier gegen Tollwut geimpft
ist“, mahnt Dr. Hans-
Joachim Götz, Präsident des
Bundesverbandes Praktizierender
Tierärzte (bpt). Grund
für diese eindringliche Warnung
ist eine tollwütige
Hauskatze, die im französischen
Département Vendée
in der Region Pays de la
Loire aufgefunden wurde.
- Veröffentlicht am
Wie das Internationale Tierseuchenamt
in Paris mitteilte,
konnte bei der Katze ein Europäisches
Fledermaustollwutvirus
vom Biotyp 1A nachgewiesen
werden. Deshalb wird angenommen,
dass die Hauskatze
Kontakt zu einer tollwütigen
Fledermaus hatte.
„Üblicherweise sind Menschen
und Haustiere vor allem
durch tollwütige Füchse gefährdet.
Inzwischen ist jedoch
bekannt, dass nicht nur in
Frankreich, sondern in ganz
Europa Fledermäuse eine Gefahr
darstellen – und dies häufig
sogar mitten in der Stadt“,
erklärt Götz.
Grundsätzlich können nahezu
alle Säugetiere und auch
Vögel an Tollwut erkranken.
Vornehmlich wird sie jedoch
durch Fleischfresser übertragen.
Das Tollwutvirus wird mit
dem Speichel infizierter Tiere
ausgeschieden und in der Regel
durch Biss oder Kratzen
weitergegeben. Die Inkubationszeit,
also die Zeit zwischen
dem Biss durch ein infiziertes
Tier bis zum Auftreten erster
Krankheitszeichen, beträgt
zwischen acht Tagen und zwei
Monaten – eine längere Inkubationszeit
ist möglich.
Der Krankheitsverlauf ist
kurz und dramatisch. Infizierte
Tiere verändern ihr Verhalten.
Sie werden nervös, scheu, haben
Schluckbeschwerden und
vermehrten Speichelfluss. Im
weiteren Verlauf der Krankheit
werden die Tiere aggressiv und
bissig.
Aufgrund der Symptome unterscheiden
die Fachleute zwischen
der so genannten „Stillen
Wut“, die sich durch Teilnahmslosigkeit
äußert, und der „Rasenden
Wut“ (Launenhaftigkeit,
erhöhter Bell- und Beißtrieb
bis hin zum blindwütigen
Zerbeißen von Gegenständen).
Häufig ist das Tier nicht mehr
in der Lage, zu fressen und zu
trinken, weswegen der Begriff
„Hydrophobie“ - wasserscheu -,
gelegentlich als Synonym für
die Tollwut gebraucht wird.
Kurz vor dem Tod treten
dann hochgradige Lähmungserscheinungen
auf. Die Tollwuterkrankung
kann nicht behandelt
werden. „Vor allem wegen
der Übertragbarkeit der Tollwut
auf den Menschen ist es so
wichtig, Hunde und freilaufende
Katzen regelmäßig durch
eine vorbeugende Impfung zu
schützen“, mahnt der bpt: „Die
Tiere können jederzeit tollwütige
Fledermäuse aufstöbern
und sich infizieren. Vom Tierhalter
unbemerkt, werden so
Hunde oder Katzen zur tödlichen
Gefahr für ihre Halter!“
Das „Deutsche Grüne Kreuz
e. V.“ warnt daher gerade Kinder
(hier gab es schon in der
Vergangenheit immer wieder
Verdachtsfälle!) eindringlich
vor dem Anfassen oder Einfangen
kranker oder verhaltensauffälliger
Tiere. Zu erkennen
sind tollwutinfizierte Fledermäuse
daran, dass sie durch
Lähmungen flugunfähig und
orientierungslos sind, deshalb
oft am Boden liegen und an
sich leicht zu fangen wären.
Dem unbenommen, sind Fledermäuse
natürlich gleichermaßen
nützliche wie faszinierende
Tiere: Die etwa 20 in
Mitteleuropa lebenden Arten
ernähren sich ausschließlich
von Insekten. Darunter auch
viele Schädlinge, die unsere
Ernte bedrohen. So gesehen
bedeutet es einen Verlust für
unsere Natur, wenn die „Jäger
der Nacht“ allmählich verschwinden,
weil Höhlen, Grotten
und leere Dachstühle, ihre
bevorzugten Quartiere, immer
seltener werden.
Peter Hoffmann
Peter Hoffmann
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