Erschreckend, aber nicht überraschend
Der Vorsitzende der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL), Alfons Gimber, kann über die neuen Zahlen der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) nur den Kopf schütteln. „Das überrascht uns nicht und war zu erwarten. Die jährliche Steigerung von ca. 30 % hat sich sowohl bei den Zahlen der Wölfe in Deutschland als auch bei den von ihnen verursachten Schäden annähernd bestätigt.“
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Die DBBW hat in ihrem im August 2021 veröffentlichten Bericht zu wolfsverursachten Schäden, Präventions – und Ausgleichszahlungen festgehalten, dass 2020 alleine 3.444 Schafe Opfer von Wolfsübergriffen wurden.
2017 waren es noch 1.366 Schafe. Die Präventionsausgaben für 2020 werden mit 9.504.689 Euro angegeben.
Gimber: „Diese Zahlen zeigen, dass die Steigerungsrate immens ist und dass Prävention alleine nicht genügt. Zumal die genannte Summe nicht die zahlreichen Maßnahmen enthält, die die Schafhalter auch ohne Förderung zum Schutz ihrer Tiere ergriffen haben.
Forderung nach Regulierung
Es geht nicht nur ums Geld. Seit Jahren fordern wir ein Wolfsmanagement, also eine Regulierung des Wolfsbestandes und die rasche Entnahme übergriffiger Wölfe, wenn wir nicht die Schafhaltung mit den Leistungen gegenüber der Gesellschaft u.a. beim Küstenschutz und der Landschaftspflege dem Wolf opfern wollen.“
Erschreckend ist ferner die Studie des letzten Jahres vom Bundesamt für Naturschutz (BfN), dass man 700 – 1.400 Wolfsterritorien in Deutschland für möglich hält. Diese Studie geht in keiner Weise auf die Folgen für die Schafhaltung und Weidetierhaltung insgesamt ein.
Als Konsequenz könnte dies bis zu 10.000 Wölfe in Deutschland bedeuten. Solide Schätzungen gehen bereits heute von einem Bestand von 1.500 – 2.000 Wölfen aus.
Studie läßt wichtige Details aus
Welche Konsequenzen, zusätzlichen Arbeitsbelastungen und Kosten dies für die Schafhalter hat, und dass die vorgeschriebenen und geforderten Herdenschutzmaßnahmen in vielen Gebieten wie entlang der Deiche oder in Bergregionen nicht umgesetzt werden können, wurde bei der Studie ebenfalls nicht berücksichtigt.
Als Konsequenz geben Schafhalter auf und schließen still und leise ihre Betriebe, weil sie die ständig steigenden Anforderungen, um ihre Tiere zu schützen, nicht mehr mitmachen können und wollen. Bedenkt man, dass in diesen Tierhaltungen dem Tierwohl in besonderer Weise Rechnung getragen wird, sollte man erwarten, bei den Themen Herdenschutz und Wolfmanagement mehr Verständnis zu finden.
Der VDL-Vorsitzende: „Es nervt, wenn trotz aller ergriffener Maßnahmen von der DBBW immer wieder unterstellt wird, die Tiere würden nicht ausreichend geschützt. Leider machen auch viele Politiker sich diese Auffassung zu eigen, statt endlich verantwortungsvoll zu handeln und sich die Maßnahmen einmal vor Ort anzuschauen.“
Klare Forderungen der VDL an neue Bundesregierung
- Endlich müssen, so der Vorsitzende, die von Brüssel genehmigten Hilfsmaßnahmen zum Herdenschutz bei den investiven wie auch laufenden Kosten in allen Bundesländern vollumfänglich angeboten werden. Dies dürfe nicht erst geschehen, wenn sich der Wolf in einem Territorium angesiedelt oder erste Schäden verursacht habe.
- Ferner müsse die neue Bundesregierung – die bisherige habe es, laut Gimber, leider ausgesessen - endlich die FFH-Richtlinie 1:1 in deutsches Recht übernehmen, den günstigen Erhaltungszustand des Wolfes in Deutschland feststellen und die zu ergreifenden Maßnahmen bei Erreichen des günstigen Erhaltungszustandes festlegen.
- Eine Schutzjagd wie Skandinavien oder die Festlegung eines Kontingentes zur Entnahme von Wölfen wie in Frankreich sei ebenso zu prüfen
Diese Themen und Maßnahmen müsse in die Koalitionsverhandlungen der neuen Bundesregierung aufgenommen werden.
"Wie lange wollen die Parteien noch bei all dem zuschauen. Es ist allerhöchste Zeit. Oder müssen erst Menschen zu Schaden oder zu Tode kommen, ehe die Politik aufwacht?", betonte Gimber.
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