VDL-Stellungnahme zum Offenen Brief des NABU
Anlässlich des vom NABU (Naturschutzbund Deutschland) ausgerufenen "Tag des Wolfes" am 30. April wendet sich der NABU in zwei Offenen Briefen an die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und an die Bundesumweltministerin Svenja Schulze bei den Themen Wolf und Herdenschutz endlich zusammenzuarbeiten. Dazu hat der Vorsitzende der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL), Jürgen Lückhoff, jetzt Stellung genommen.
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„Der NABU hat Recht, wenn er die Bundesregierung auffordert, endlich aktiv zu werden und Ressortstreitigkeiten aufzuheben. Nur so ist die dringend erforderliche Umsetzung der Koalitionsvereinbarung zum Wolf möglich.
Der Verweis auf die EU-Kommission ist dabei jedoch nur bedingt hilfreich. Was wurde denn von dort bisher positives veranlasst? Außer, dass nun Präventions- und Schadensersatzkosten in der Höhe von 100 Prozent ermöglicht werden, was natürlich von den Schafhaltern begrüßt wird und dringend nötig ist. Die zusätzlichen und zum Teil hohen Arbeitskosten oder der Unterhalt für Herdenschutzhunde, bis zu 2.000 Euro je Hund im Jahr, werden damit nicht erstattet und belasten weiterhin die Tierhalter. Wieviel Herdenschutzhunde benötigt eine 1.000köpfige Schafherde, die auf mehrere Weiden verteilt ist?
Ein Überdenken der Einstufung des Wolfes im Rahmen der FFH-Richtlinie wird von der Kommission bisher abgelehnt. Und der NABU behauptet ebenfalls, dass Schutzstatusdebatten keine Option sind und Debatten zum günstigen Erhaltungszustand unnötig sind. Stellt der NABU die FFH-Richtlinie in Frage?
Eine Koexistenz von Mensch und Wolf könne nur gelingen, wenn Agrar- und Umweltressort an einem Strang ziehen, so der NABU. Richtig, aber zu kurz gegriffen. Koexistenz verlangt, dass sich alle Seiten bewegen. Die Tierhalter tun dies, wie die deutlich gestiegene Höhe der Ausgaben für Prävention in den Bundesländern zeigt. Dabei sind die vielen privaten Maßnahmen nicht einmal eingerechnet. Verwaltung und Politik in einigen Bundesländern haben das Problem ebenfalls erkannt und sich, wenn auch noch nicht ausreichend, bewegt. Und die Wolfsfreunde des NABU? Sie stellen wirklichkeitsfremde Forderungen.
Die Forderungen des NABU reduzieren sich darauf, den Herdenschutz zu verbessern. Dies geschieht in weiten Teilen der Republik bereits, ist im Interesse der Schafhalter und wird von ihnen unterstützt. Ganz einfach, weil sie Tierschutz betreiben. Tierschutz für ihre Schafe. Aber es ist doch wirklichkeitsfremd und blauäugig, zu glauben, damit allein löse man das Problem. Einerseits ist es auf Grund der regionalen Unterschiede (Alpenregionen, Marschland, Deiche) vielerorts kaum möglich. Andererseits wird die Vielseitigkeit der Schafhaltung und die damit verbundenen Voraussetzungen und Möglichkeiten völlig außer Acht gelassen. Es gibt Herden von über 1.000 Schafen. Es gibt kleinere Bestände von unter zehn Tieren. Oft werden Randlagen, Streuobstwiesen und selbst Kleinstflächen genutzt. Gerade die wichtige Zuchtarbeit findet in eher überschaubaren Herdengrößen statt. Gleiches gilt für die Erhaltung der vom Aussterben bedrohten Schafrassen. Immer mehr Schafhalter sagen, wenn das so weitergehe bzw. die Bedrohung durch den Wolf noch zunehme, sei für sie Schluss mit der Schafhaltung.
Der NABU nimmt für sich in Anspruch, seit geraumer Zeit erfolgreich mit Schäfern zusammenzuarbeiten. Die wenigsten Schafhalter in Deutschland sind verbandlich organisiert, was die Zahlen der Tierseuchenkassen zu den schafhaltenden Betrieben belegen. Die VDL vertritt über ihre Mitgliedsverbände ca. 8.000 Schafhalter und dürfte damit die größte Interessenvertretung der organisierten Schafhalter in Deutschland sein. Mir ist nicht bekannt, dass der NABU bisher das Gespräch mit der VDL gesucht hat. Wir sind dazu jederzeit bereit.
Wenn der NABU wirklich etwas für den Tierschutz der Weidetiere tun will, dann sollte er darauf hinwirken, dass die Landesregierungen die dem Bundesrat vorliegenden Anträge zum Thema Wolf unterstützen und Bundestag und Bundesregierung anschließend für eine zügige Umsetzung der Vorschläge sorgen. Mit einem gemeinsamen Vorgehen von Frau Klöckner und Frau Schulze.“
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