Die Kulturlandschaft braucht ihre Schäfer
Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung des Landesschafzuchtverbandes Baden-Württemberg am 24. April 2019 in Denkendorf zeigte sich deutlich, wie wichtig die Schafhaltung für den Erhalt der Kulturlandschaft und die biologische Vielfalt ist. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, wie stark die Zukunft der Schäferei von politischen Entscheidungen abhängt.
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„Sie sind es, die unsere Kulturlandschaft erhalten. Und sie sind es auch, die die von der Gesellschaft geforderte Biodiversität in die Zukunft tragen“, sagte Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) zu Schäferinnen und Schäfer auf der Mitgliederversammlung des Landesschaftzuchtverbandes. Umso wichtiger ist es ihr, dass die Politik darauf ausgerichtet ist, die Schäfer in ihrer Arbeit zu unterstützen. Die von der EU geplante Kürzung der zweiten Säule um 15 Prozent und der ersten Säule um fünf Prozent könne dabei nicht akzeptiert werden, betonte die Staatssekretärin.
Weniger Wacholderheiden und Kalkmagerrasen in der Landschaft
Auch Dr. Andre Baumann, Staatssekretär des baden-württembergischen Umweltministeriums, erklärte, wie bedeutend die Schäferei für den Erhalt der baden-württembergischen Kulturlandschaft ist. Ohne die Beweidung von Schafen könne die Landschaft nicht offen gehalten werden, und viele Pflanzenarten wären vom Aussterben bedroht. So berichtet der Staatssekretär, dass bereits jetzt schon in vielen Gebieten des Bundeslandes artenreiche Lebensräume wie Wacholderheiden und Kalkmagerrasen zurückgegangen seien. „Was wir haben, müssen wir erhalten“, betonte Baumann. Es sei die Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass junge Menschen weiterhin den Beruf des Schäfers ausüben wollen und die Hofnachfolge in den Betrieben gesichert ist. Daher setze sich auch das Umweltministerium bei der EU und auf Bundesebene für die Zukunft der Schafhaltung ein.
Durch die Einführung einer Weidetierprämie solle beispielsweise die wirtschaftliche Situation der Schäfer verbessert werden. Ebenso solle es laut Baumann in Sachen Herdenschutz mehr Unterstützung geben, indem die Kosten für Elektrozäune und den Arbeitsmehraufwand zu 100 Prozent gefördert werden. Herdenschutzhunde sollen mit 1059 Euro pro Hund bezuschusst werden.
Schutz vor und nach dem Wolfsangriff
Johannes Enssle, Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg, riet den Schäferinnen und Schäfern, die außerhalb des Wolfgebietes wirtschaften, sich schon jetzt auf die Ankunft des Wolfes vorzubereiten. „Auch wenn der Wolf jetzt noch weg ist, kann er morgen schon kommen“, appellierte er an die Schafhalter. Gleichzeitig hofft Enssle, dass die Förderkulisse „Wolfspräventation“ auf ganz Baden-Württemberg ausgebreitet wird, sodass jeder Weidetierhalter die Möglichkeit hat, seine Tiere frühzeitig zu schützen.
Zum Thema „Versicherungsschutz bei einem Wolfsangriff“ referierte Hans-Gerd Coenen, Vorstandsvorsitzender der GHV-Versicherung Darmstadt. So sei eine Haftpflichtversicherung für jeden Tierhalter essenziell. Wichtig sei hierbei, dass die Deckungssumme nicht zu niedrig angesetzt werde. Der Versicherungsexperte empfiehlt mindestens 5 Mio. Euro, besser 10 Mio. Euro, denn „wenn es um einen Personenschaden geht, reicht eine Deckungssumme von 3 Mio. Euro oft nicht aus“, erklärte Coenen. Der zusätzliche Abschluss einer Tierlebensversicherung entschädige Verluste, die durch den Tod oder die Nottötung eines Tieres, zum Beispiel im Falle eines Wolfangriffes, entstehen.
Den ausführlichen Artikel über die Versammlung des Landesschafzuchtverbandes Baden-Württemberg lesen Sie in Kürze in der Schafzucht.
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