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Infoveranstaltung Herdenschutz

Hohe Spannung und scharfe Zähne

Wie wichtig der Herdenschutz für Weidetierhalter ist, zeigte am 20. März 2019 eine Veranstaltung des Landwirtschaftsamts Balingen in Baden-Württemberg. Vor allem der Einsatz des richtigen Zaunes schützt die Tiere vor dem Wolf. Wer zusätzlich Herdenschutzhunde einsetzen möchte, braucht neben Erfahrungen auch Zeit und Geld.

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Rund 50 Teilnehmer aus den Landkreisen Zollernalb, Ravensburg, Hohenlohe und Reutlingen nahmen für die Veranstaltung "Herdenschutz-Herausforderung Wolf" teils weite Anfahrtwege auf sich. So groß war das Interesse an dem aktuellen Thema. Frank Lamprecht, langjähriger Weidetierhalter und Mitarbeiter des gemeinsamen Projekts „Herdenschutz in der Praxis“ vom NABU Baden-Württemberg und dem Landesschafzuchtverband, referierte über die Sicherung mit Zäunen und Netzen sowie den Einsatz von Herdenschutzhunden.

Gute Erdung und mindestens 4000 Volt

Die besondere Topografie in Baden-Württemberg, vor allem in Gebieten, die mit Schafen und Ziegen offen gehalten werden, erfordert ein genaues und fehlerfreies Zaunmanagement. Lamprecht berichtete, dass allein indem man die Empfehlung zur Höhe der Zäune und Netze von mindestens 90 Zentimeter einhaltet, kein sicherer Herdenschutz erreichet wird. Das A und O eines sicheren Weidezaunes liegt ganz wesentlich in einer durchgängigen Spannung von mindestens 4000 Volt. Oft scheitert die ausreichende Stromspannung an einer mangelnden Erdung, die durch trockene und steinige Böden oder das Einwachsen der Zäune entsteht.

Ein besonderes Augenmerk sollte man Lamprecht zufolge darauf richten, dass der Wolf keine Möglichkeit hat unter dem Zaun durchzuschlüpfen. Der Grund: Wölfe überspringen Zäune nur selten, sondern suchen eher nach einem Durchschlupf. Eine hohe Spannung ist umso wichtiger, damit die Wölfe beim ersten Kontakt mit dem Zaun eine starke negative Erfahrung machen und Zäune sowie eingezäunten Schafe zukünftig meiden. Dies kann durch eine bodennahe Litze in circa 15 bis maximal 20 Zentimeter Höhe erfolgen. Bleibt diese unangenehme Erfahrung aus, lernt der Wolf schnell, dass Zäune keine Gefahr für ihn darstellen.

Lamprecht erklärte, dass es noch einige offene Fragen zu praxis-tauglichen Zäunen gibt, an denen derzeit intensiv gearbeitet wird. Insbesondere die Erdung auf flachgründigen Standorten ist eine Herausforderung. Jedoch sind im Projekt mit der Entwicklung von Zäunen mit Erdungslitzen schon wesentliche Verbesserungen erzielt worden.

Die Arbeit mit Herdenschutzhunden erfordert viel Erfahrung

Der Einsatz von Herdenschutzhunden im klein strukturierten Baden-Württemberg erfordert noch viel Forschungsbedarf. Anders sieht es in einigen europäischen Ländern wie zum Beispiel Slowenien aus. Dort gibt es im Umgang mit Herdenschutzhunden bereits Erfahrungen, die sich in Zukunft möglicherweise auch auf Baden-Württemberg übertragen lassen. Aus diesem Grund kann Lampert den Einsatz von Herdenschutzhunden derzeit nicht unter allen Umständen empfehlen.

Im Vorfeld ist eine intensive, individuelle Beratung nötig und der Tierhalter muss die Bereitschaft zeigen, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ebenso muss er reichlich Zeit in das Management von Herdenschutzhunden investieren. Das Halten solcher Hundebedeutet einen deutlichen zeitlichen und finanziellen Mehraufwand. Daher begrüßt der Weidetierhalter in diesem Zusammenhand die zukünftige Förderung der Hunde. Ein Thema ist beispielsweise die Unterbringung der in der Regel nachtaktiven Herdenschutzhunde während des Tages. Denn wenn der Hund den ganzen Tag bei der Herde mitläuft, muss er nachts ruhen und das verringert die Schutzwirkung.

Lampert stellte verschiedene Hunderassen vor, die grundsätzlich als Herdenschutzhunde geeignet sind. Bei der Auswahl der Rasse und des Hundes ist auf eine ausreichende Wachsamkeit und Territorialität bei gleichzeitiger Umgänglichkeit gegenüber dem Menschen zu achten. Das gleichzeitige Halten von Herdenschutzhunden und Hütehunden sieht der Experte dabei erfahrungsgemäß nicht als Problem an. Das Mitführen von Herdenschutzhunde in der Hütehaltung ist in der Praxis kaum durchführbar, da es sehr viel Know-how erfordert und eine große Umstellung für den Tierhalter darstellt. Im Gegensatz zu Hütehunde sind es Herdenschutzhunde gewöhnt, selbständig zu arbeiten.

Weitere Informationen zum korrekten Zäunen und zum Projekt finden Sie unter: baden-wuerttemberg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/Herdenschutz/index.html

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