Situation der Wölfe in Deutschland
Im Deutschen Bundestag stand am 2. Februar 2018 das Thema „Die Situation der Wölfe in Deutschland“ auf dem Tagesprogramm. Den Abgeordneten lagen dazu Anträge der Parteien FDP, AfD, der Linke und die Grünen vor. Der Bundestag überwies die Vorlagen im Anschluss zur federführenden Beratung an den Umweltausschuss. Die FDP und Die Linke hatten für eine Überweisung an den Landwirtschaftsausschuss plädiert, konnten sich aber nicht durchsetzen.
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Wie unterschiedlich die Ansichten zum Wolf sind, zeigen die Redebeiträge der Abgeordneten aller Parteien. Einigkeit besteht allerdings darin, dass man mehr Geld benötige, für den Herdenschutz, für die Prävention, den Schadensausgleich.
Ein bundesweit einheitliches Wolfsmanagement mit festgelegten Verbreitungsgebieten forderte Karlheinz Busen von der FDP. Bewege sich ein Wolf außerhalb dieser Verbreitungsgebiete, müsse eine Entnahme möglich sein. Nur so könne die Gefahr für die Weidetiere wirksam gebannt werden, betonte Busen. Außerdem forderte er bei der Ausgleichszahlung von Wolfsrissen sowie bei der Finanzierung von Präventionsmaßnahmen bundesweit einheitliche, unbürokratische und verlässliche Regeln.
Dr. Kirsten Tackmann von der Linken kämpft für die Wahrnehmung der Existenzsorgen der Schäferinnen und Schäfer. Ihrer Ansicht nach solle nicht gegen den Wolf, sondern für die Schafe gehandelt werden, und hier sieht sie ebenfalls den Bund in der Pflicht. Auch Steffi Lemke, Abgeordnete der Grünen, forderte von der Großen Koalition eine Existenzsicherung der Weidetierhalter über die Agrarpolitik: „Sorgen Sie dafür, dass sich die wirtschaftlichen Bedingungen für die Weidetierhalter ändern!“
Im Gegensatz zu den Befürwortern der Herdenschutzmaßnahmen in Form von Zäunen, stellte Dr. Klaus-Peter Schulze, CDU/CSU, die großräumige Einzäunung aufgrund der Zerschneidung der Lebensräume in Frage. Seiner Meinung nach müsse die Populationsentwicklung durch genetische Untersuchungen – auch im Hinblick auf die Abstammung – genau beobachtet werden. Die Zahl der besenderten Tiere müsste erhöht werden, um die Migrationswege der Wölfe zu berücksichtigen, und schließlich sprach auch Schulze sich für unbürokratischere Entschädigungsverfahren und finanzielle Unterstützung aus.
Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Rita Schwarzelühr-Sutter, betonte, dass der günstige Erhaltungszustand des Wolfes noch nicht erreicht sei. Trotzdem nehme man die Sorgen der Menschen ernst. Das BMUB sehe es als eine Kernaufgabe an, Wolfsschutz und Herdenschutz miteinander vertretbar zu gestalten. „Unser Anliegen ist es, die wirtschaftliche Situation der Nutztierhalter insgesamt zu verbessern“, sagte die Abgeordnete. Allerdings sei ihrer Meinung nach keine Änderung des Schutzstatus des Wolfes auf EU- bzw. auf nationaler Ebene erforderlich.
Einen eindringlichen Appell richtete die CDU/CSU-Abgeordnete Silvia Breher an ihre Kollegen im Bundestag. Breher kennt die Sorgen der Weidetierhalter hautnah, denn sie kommt aus dem Wahlkreis Cloppenburg/Vechta. „Ohne unsere Weidetierhalter funktionieren unsere Landschaft und unser Deichschutz nicht!“, betonte sie. Breher weiß von den Vorfällen in Niedersachsen, dass der Herdenschutz allein mit Zäunen und Herdenschutzhunden nicht ausreichend ist und fordert deshalb eine bessere finanzielle Unterstützung bei der Prävention und beim Schadensausgleich. „Aber all das wird nicht reichen, denn die Wolfspopulation wächst jedes Jahr um 30 %“, so die Abgeordnete, und „wenn wir die Existenz des Wolfes sichern wollen, brauchen wir die Akzeptanz derjenigen, die mit dem Wolf leben müssen!“
Karsten Hilse von der AfD kritisierte den verklärten, „romantischen“ Blick vieler Menschen auf den Wolf, als sei er ein in der Wildnis lebendes Kuscheltier. Der Wolf sei aber ein Raubtier, das dem Menschen gefährlich werden könne. Hilse sprach sich daher für eine wirkungsvolle Vergrämung der Wölfe und im äußersten Fall den Abschuss der Tiere aus.
Nach Ansicht von Carsten Träger, SPD, sei man noch lange nicht beim günstigen Erhaltungszustand angekommen. Allerdings betont auch er: „Wir brauchen mehr Geld – für Schutzmaßnahmen und die Entschädigungen.“ Seine Idee: eine Umschichtung der Agrarsubventionen nach dem Grundsatz „Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“.
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