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Herdenschutz

Jäger und Bauern fordern effektivere Maßnahmen zum Wolfsmanagement

Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat das Bekenntnis der Umweltministerkonferenz (UMK) zu klareren Regeln für den Umgang mit dem Wolf begrüßt, darüber hinausgehend aber auch einen pragmatischen Ansatz bei der Definition eines „günstigen Erhaltungszustands“ für das Raubtier gefordert. Der Verband lobte am 8. Mai insbesondere den Beschluss der UMK zur Einberufung einer länderoffenen Arbeitsgruppe, die unter anderem Fragen des Wolfsmanagements und der Schadenregulierung klären soll.
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Gleichzeitig mahnt der Dachverband der Jäger an, dass die Diskussion um einen günstigen Erhaltungszustand des Wolfes nicht politisch gewollten Zielvorgaben folgen, sondern sich rein an biologischen Erkenntnissen orientieren sollte. „Der Wolf kennt keine Ländergrenzen und nicht jedes EU-Land braucht 1 000 Wölfe“, erklärte DJV-Präsidiumsmitglied Helmut Dammann-Tamke. Für ein vernünftiges Wolfsmanagement müssten das internationale Monitoring und der Datenaustausch mit den Nachbarländern intensiviert werden. Laut dem DJV nimmt die Wolfspopulation in Deutschland jährlich um 40 % zu. Auch die Konflikte mit dem Tier würden sich vielerorts verschlimmern, warnt der Verband. Das zeigt unter anderem ein aktueller Fall im Nordosten Deutschlands, bei dem laut Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern mit großer Wahrscheinlichkeit ein Wolf ein neugeborenes Kalb der Raminer Agrar GmbH & Co. KG in Vorpommern nur wenige hundert Meter von einem Wohnhaus entfernt gerissen hat.

Selbstregulierung unrealistisch
Mit Blick auf zunehmende Probleme mit dem Raubtier wies Dammann-Tamke darauf hin, dass die Akzeptanz für den Wolf dort dramatisch zurückgehe, wo er sich etabliert habe. Eine Selbstregulierung des Wolfes durch Nahrungsmangel ist nach seiner Auffassung in Deutschland unrealistisch. Vielmehr sei mit einer rasanten Zunahme des Bestandes zu rechnen. Hinzu komme, dass der Wolf keine genetisch verankerte Scheu vor dem Menschen habe, warnte das DJV-Präsidiumsmitglied. Vielmehr werde diese erlernt und an die nächste Generation weitergegeben. „Wir müssen dem Wolf also beibringen, sich vom Menschen und seinen Nutztieren fern zu halten“, betonte Dammann-Tamke. Dies sei notwendig, um insbesondere die Weidetierhaltung in Deutschland zu erhalten. Denkbar für ein effektives Management wäre laut DJV beispielsweise, mindestens ein Tier je Rudel mit einem Sender zu versehen. Zeigten die Monitoringdaten, dass ein Rudel auffällig sei, könnten entsprechende Vergrämungsmaßnahmen eingeleitet werden. Der Abschuss von einzelnen Tieren dürfe dabei kein Tabu sein, so der Verband.

Weidetierhaltung bald unmöglich
Auch der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern rief die Politik mit Blick auf den Vorfall im Osten des Landes nochmals dazu auf, die Maßnahmen gegen Wolfsübergriffe zu intensivieren. Der Geschäftsführer des betroffenen Landwirtschaftsbetriebes, Harald Nitschke, verwies auf etliche Wolfssichtungen in der Gegend und sieht inzwischen erhebliche Konsequenzen auf die Tierhaltung in der Region zukommen. Nach seiner Auffassung wird eine Weidetierhaltung mit der Ausbreitung des Wolfes bald nicht mehr möglich sein. Umtriebsweiden könnten in der Praxis nicht flächendeckend und mit vertretbarem Aufwand mit einem wolfssicheren Zaun eingezäunt werden. Nach Darstellung des Landesbauernverbandes fürchten sich auch immer mehr Anwohner vor dem Raubtier, da die Wolfssichtungen in der Nähe von Wohngebieten und Wanderwegen ebenfalls zunehmen. Der Verband fordert deshalb eine Überarbeitung des Managementplans Wolf. „Die Weidetierhalter leben den Umwelt- und Naturschutz. Um die norddeutsche Weidehaltung als ökologisch wertvollen Bestand unserer Kulturlandschaft erhalten zu können, ist ein Umdenken erforderlich“, betonte Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Piehl. Notwendig seien vor allem die klare Festlegung eines „Akzeptanzkorridors“ für die Wolfsbestände und wirksame Instrumente der Regulierung im Falle der Überschreitung.

Nachbesserung beim Wolfsmanagement nötig
Nicht zuletzt wegen des jüngsten Vorfalls im Osten des Landes hat Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus eingeräumt, dass weitere Überlegungen hinsichtlich des künftigen Umgangs mit dem Wolf erforderlich sein dürften. Der in der vorletzten Woche vom Bundesumweltministerium auf der Umweltministerkonferenz vorgelegte Bericht lässt nach seiner Ansicht noch viele Fragen offen. So seien klarere Vorgaben zum Umgang mit Problemwölfen und zum zukünftigen Management beim Erreichen des günstigen Erhaltungszustandes nötig. Auch gehe es darum, dem subjektiven und dem praktischen Sicherheitsbedürfnis der Menschen gerecht zu werden. Unabhängig davon weist der Minister darauf hin, dass bei „Konfliktsituationen mit verhaltensauffälligen Wölfen oder Hybriden“ schon jetzt auf Grundlage des Bundesnaturschutzgesetzes oder des Sicherheits- und Ordnungsgesetzes die Entnahme von Tieren möglich sei.

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