Umweltverbände für einheitlichen Umgang mit auffälligen Wölfen
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Notwendig seien mehr Qualität, Transparenz und eine bessere Vernetzung im Wolfsmonitoring von Bund und Ländern, heißt es in dem vergangene Woche bekannt gewordenen Schreiben. Nach wie vor seien die Ursachen für auffällig gewordene Wölfe nicht hinreichend untersucht worden. Die Verbände verweisen auf internationale Studien, denen zufolge ausgewachsene Wölfe extrem selten die Nähe zu Menschen suchten. „Meistens sind Begegnungen ungefährlich und in der Regel auf eine naive Neugier junger Wölfe zurückzuführen, die sich mit dem Heranwachsen verliert“, so die Umweltverbände. Nach ihrer Einschätzung werden wiederholte Begegnungen eines Einzelwolfes mit Menschen und die Entwicklung von dreistem Verhalten am wahrscheinlichsten von einer Anfütterung durch Menschen verursacht. Die Aufklärung der Bevölkerung sei daher von besonderer Bedeutung, „um die absichtliche oder unabsichtliche Anfütterung zukünftig zu verhindern“. Nicht gänzlich ausschließen wollen NABU und IFAW, dass von auffälligen Wölfen ein Risiko für Menschen ausgehen kann. Nach Ausschöpfung aller sanfteren Maßnahmen der Vergrämung könne es als letzte Möglichkeit notwendig werden, solche Tiere nach der Ausnahmeregelung des Bundesnaturschutzgesetzes zu entnehmen. Weitergehende Rechtsänderungen halten die Verbände aber nicht für erforderlich. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) warnte als Reaktion auf das Schreiben, das Wolfproblem zu verharmlosen.
Effektive Vergrämung und Abschüsse unerlässlich
Der Sprecher des AbL-Landesverbandes Niedersachsen/Bremen, Eckehard Niemann, bezeichnete Äußerungen der Verbände als nicht nachvollziehbar, denen zufolge ausgewachsene Wölfe extrem selten die Nähe zu Menschen suchten, „die meisten Begegnungen ungefährlich“ seien und in der Regel auf eine naive Neugier junger Wölfe oder am wahrscheinlichsten auf eine Anfütterung durch Menschen zurückzuführen seien. Es sei eine Tatsache, so Niemann, „dass nicht nur einzelne, sondern viele hiesige Wölfe die eigentlich angeborene Scheu vor den Menschen verloren haben“. Das sei durch viele Fälle der Näherung an Menschen und durch massiv zunehmende Nutztierrisse belegt. Dies nur mit dem jungen Alter von Wölfen oder mit angeblicher Anfütterung zu erklären, werde den „immens gewachsenen Problemen“ nicht gerecht. Die wichtigste Ursache sieht der AbL-Sprecher stattdessen in der fehlenden raschen Vergrämung von Wölfen, die Menschen, Siedlungen und Nutztierherden unnatürlich nahe kämen. Damit die in die heutige Kulturlandschaft eingewanderten Wölfe ihre eigentlich artgemäße Scheu wieder erlernten, sei nicht nur in Einzelfällen, sondern jeweils orts- und fallnah in ganzer Breite eine effektive Vergrämung mit Gummikugeln und auch mit Abschüssen unerlässlich.
Schutzstatus auf EU-Ebene anpassen
Unterdessen forderte der agrarpolitische Sprecher der Landtagsfraktion der Freien Wähler in Bayern, Dr. Leopold Herz, angesichts von Meldungen über gerissene Schafe am Starnberger See, den Schutzstatus des Wolfes auf europäischer Ebene anzupassen, um dessen Populationen reduzieren zu können. Zudem müssten Präventionsmaßnahmen zum Schutz von Weidetieren finanziell gefördert werden. „Jetzt zeigt sich, wie wichtig unser Einsatz für ein rechtzeitiges Wolfsmanagement ist“, so Herz. Experten des bayerischen Landesamtes für Umwelt rechneten damit, dass sich die Anzahl der Wölfe in Europa binnen zwei Jahren verdoppeln werde. Früher oder später würden sich damit auch in Bayern Wolfsrudel ansiedeln. Nach Auffassung von Herz kommt die bayerische Staatsregierung um eine Neubewertung der Wolfsvorkommen hinsichtlich Erhaltungszustand, Herkunft und Wanderbewegungen nicht herum.
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