Wölfe reißen wieder Nutztiere in Mecklenburg-Vorpommern
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In der darauffolgenden Nacht wurde laut Agrarressort im Zuge eines weiteren Übergriffs in unmittelbarer Nähe zum ersten Vorfall ein Schaf gerissen. Ausgehend von den durch den eingesetzten Rissgutachter aufgenommenen Indizien seien für beide Übergriffe Wölfe als Verursacher wahrscheinlich. Mit Blick auf die Schadensfälle rief Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus die Schaf-, Ziegen- und Damwildhalter in der Region dazu auf, ihre Vorkehrungen zum Herdenschutz umfassend zu überprüfen. Die Zäune für Schafe und Ziegen müssten nach allen Seiten geschlossen sein und sollten entweder mindestens 90 cm hohe stromführende Zäune mit einem Bodenabstand kleiner als 20 cm oder Maschendrahtzäune mit mindestens 120 cm Höhe und einem Untergrabeschutz aufweisen. Die Förderrichtlinie Wolf biete im ausgewiesenen Wolfsgebiet in Mecklenburg-Vorpommern die Möglichkeit, über die Anforderungen des Grundschutzes hinausgehende Vorkehrungen zum Herdenschutz finanziell mit bis zu 75 % der Kosten zu fördern, erläuterte Backhaus weiter. Unterdessen geht auch in Niedersachsen die Diskussion um den richtigen Umgang mit dem Wolf weiter. Der CDU-Landtagsabgeordnete Ernst-Ingolf Angermann warf der Landesregierung in Hannover vor, die Weidetierhalter mit ihren Sorgen und Problemen allein zu lassen. Für Angermann stellt sich die Frage, wie viele Rudel zum Erhalt des westeuropäischen Wolfes nötig sind. Finnland habe eine Quote von 300 Wölfen eingeführt. Alles, was darüber hinausgehe, werde abgeschossen.
Mehr Spielraum beim Artenschutz nötig
Kritik an der niedersächsischen Wolfspolitik kommt inzwischen aber nicht nur von der Opposition, sondern auch von der SPD-Basis. Die SPD-Kreistagsfraktion Uelzen überreichte dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil bei einem Treffen vor Weihnachten einen offenen Brief, in dem sie Kritik am Wolfsmanagement der Landesregierung übt und fordert, das Thema Wolf zur „Chefsache“ zu machen. Weil betonte seinerseits, die Ängste der Bevölkerung ernst zu nehmen und zeigte sich grundsätzlich zur Überprüfung der „Handlungsspielräume“ des Landes bereit. Dabei sperrte er sich auch nicht kategorisch gegen die Entnahme verhaltensauffälliger Wölfe. Gleichzeitig verwies der Ministerpräsident aber auf die artenschutzrechtlichen Bestimmungen der EU und wünschte sich hier „an der einen oder anderen Stelle mehr Spielraum“. Der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüßte die Ankündigungen von Weil, eine Regulierung des Wolfsbestandes unter bestimmten Umständen möglich zu machen. Die Äußerungen des Ministerpräsidenten sind nach Auffassung der AbL ein erstes Signal dafür, dass die Landesregierung die begründeten Sorgen der Weidetierhalter ernst nehme und nicht mehr nur auf unrealistische und ineffektive Zaunbaumaßnahmen verweise. Laut AbL-Vertreter Eckehard Niemann ist eine tabufreie Prüfung von rasch wirksamen Lösungen für eine Vergrämung und Regulierung angesichts der Nutztierspezialisierung von Wolfsrudeln und der fehlenden Menschenscheu dringend geboten.
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