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Nutztierrisse in Niedersachen nicht gestiegen: Entwarnung oder Beschwichtigung?

Die Zahl der Nutztierrisse in Niedersachsen sei bis September dieses Jahres nicht größer als im Vergleichszeitraum 2015. Teils seien die Fallzahlen sogar rückläufig. Doch gibt es Rufe, diese Meldung sei nur Beschwichtigung.

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Umweltminister Stefan Wenzel wies vergangene Woche darauf hin, dass in Niedersachsen in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres nicht mehr Nutztierrisse gezählt worden seien als im Vergleichszeitraum 2015. In einzelnen Bereichen seien die Fallzahlen sogar rückläufig.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) kritisierte diese Meldung als Beschwichtigung und bekräftigte ihre Forderung nach einem effektiven Wolfsschutz - auch durch Bejagung.

Der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Jagdverband (DJV) und die Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) richteten den Blick auf das illegale Abschießen von Wölfen. Solche Tötungen seien abzulehnen, unterstrichen die Nutzerverbände und wiesen darauf hin, dass sie sich über das Thema am Montag dieser Woche mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) austauschten. Dieser erneuerte jetzt seine Forderung nach einem klaren Bekenntnis der Politik zum Wolfsschutz.

 

Schuld hat der intensive Landbau

Wie DBV, DJV und VDL hervorhoben, sind sie zum Dialog mit dem NABU bereit. Allerdings müsse die Naturschutzorganisation bestehende oder sich anbahnende Zielkonflikte anerkennen. Ansonsten könne es keine praxisrelevanten Lösungen geben. Zu den Zielkonflikten zählt laut Einschätzung der drei Nutzerverbände zum Beispiel, dass ein wolfssicheres Einzäunen von Weiden zu teuer wäre und außerdem Barrieren für viele Wildarten schaffe. Gleichzeitig verwiesen die Verbände darauf, dass Vergrämungsmaßnahmen bisher nicht funktionierten. Darüber hinaus bestehe die Gefahr, dass Wölfe durch Fütterung zu Kulturfolgern werden könnten. Der NABU hält eine Aufweichung des Schutzstatus für unnötig. Es müsse das Ziel sein, eine flächendeckende Anwendung von standortangepassten Herdenschutzmaßnahmen in Wolfsgebieten noch besser umzusetzen und schnelle, unbürokratische Hilfen für Nutztierhalter möglich zu machen. Nach Erläuterungen des NABU sind die gegenwärtigen Wachstumsraten der Wolfspopulation in Deutschland aus biologischer Sicht normal und der Bestand mit aktuell 46 Rudeln keinesfalls ausreichend stabil. Die Bestandsentwicklung werde allein durch das Nahrungsangebot gesteuert. Förderlich für die Population seien die aktuell hohen Wildbestände, die von einer „jahrzehntelange falsch ausgeübten Hege durch die Jägerschaft“ und der Intensivierung der Landwirtschaft - allen voran der Zunahme des Maisanbaus für die Energiegewinnung - profitierten.


Tabufrei debattieren

Wenzel erklärte angesichts der zum Teil rückläufigen Entwicklung der Nutztierrisse in Niedersachsen, die Beratungsangebote für Nutztierhalter und der verbesserte Herdenschutz mit wolfsabweisenden Zäunen sorgten für mehr Sicherheit. Mit dem Ausgleich zwischen Arten- und Nutztierschutz könne das Wolfsmanagement zu einem Erfolgsprojekt für alle werden. Die AbL berichtete, das nutztierspezialisierte Wolfsrudel Zäune inzwischen zu überwinden lernten. Außerdem sei es „total unrealistisch“, die Flächen ganzer Weidetierhaltungsbetriebe und sogar ganzer Regionen mit unbezahlbaren Zäunen einzugrenzen. Es führe kein Weg um eine tabufreie Debatte vorbei, wie die Weidetierhaltung vor allem durch eine sachgerechte Gestaltung des Jagdrechts aufrechterhalten werden könne. AgE
 

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