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Weidetierhalter bleiben nach Wolfsrückkehr in Sorge

In Niedersachsen übergeben Tierhalter und Landvolk-Vertreter einen Sechs-Punkte-Plan an Ministerpräsident Wenzel - BWV Rheinland-Nassau: Belange der Landwirte und Weidetierhalter werden mit der zunehmenden Verbreitung des Wolfes zu wenig berücksichtigt - Verbessertes Wolfsmanagement in Nordrhein-Westfalen gefordert.

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Die Weidetierhalter in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz sind weiter in Sorge. In Niedersachsen haben nun das dortige Landvolk und die betroffenen Landwirte ein auch für die Tierhalter tragfähiges Konzept zum Umgang mit dem Wolf gefordert und eine Petition in Form eines Sechs-Punkte-Plans an Ministerpräsident Stephan Weil übergeben. Demnach soll sich die Landesregierung gegenüber der Bundesregierung sowie auf EU-Ebene für eine Lockerung des Schutzstatus für den Wolf einsetzen. Eine „wolfssichere“ Haltung, wie sie von der Landesregierung propagiert werde, sei nach den Erfahrungen der Weidetierhalter auf besonderen Flächen und Deichen rechtlich oder aufgrund der natürlichen Gegebenheiten nicht möglich, heißt es in dem Papier. Gefordert wird außerdem ein unbürokratischer finanzieller Schadensausgleich für freiwillige Präventionsmaßnahmen wie besondere Zäunungen sowie die vollständige und rasche Entschädigung von Wolfsrissen nach Marktwert. Auch alle anfallenden Folgeschäden wie die Kosten für den Tierarzt, Nottötungen, Verlammungen oder einen Herdenausbruch seien mit einzubeziehen. Die Betroffenen fühlen sich laut dem Landesbauernverband von der Politik alleingelassen und verlangen die Einrichtung einer Unterstützungs- und Beratungsstelle zu allen Fragen. Weil sagte bei der Übergabe der Petition am Montag vergangener Woche (9.5.) eine Prüfung des Sechs-Punkte-Plans und eine zeitnahe Rückmeldung zu. Er zeigte Verständnis für die Sorgen der Tierhalter, verwies aber zugleich auf die eingeschränkten Möglichkeiten des Landes. Weil zufolge läuft in Brüssel ein Verfahren, auf dessen Grundlage die betroffenen Tierhalter künftig besser unterstützt werden können. Landvolk-Geschäftsführer Helmut Brachtendorf betonte: „Wir begrüßen ein Wolfsmanagement für Niedersachsen, aber keinen Artenschutz um jeden Preis.“ Es dürfe nicht zu Lasten der Weidetierhalter gehen.

„Maulkorberlass“

Derweil wertete der umweltpolitische Sprecher der niedersächsischen CDU-Landtagsfraktion, Martin Bäumer, den vom Umweltministerium vorgelegten Leitfaden für die praktische Arbeit der Wolfsberater als „Maulkorberlass“. Bislang würden die Wolfsberater als Experten hohes Ansehen genießen. Wenn sie aber nur noch als „verlängerter Arm des Ministeriums“ wahrgenommen würden, dürfte sich das schnell ändern. Mit seinem Versuch, die Wolfsberater mit „absurden Vorschriften mundtot“ machen zu wollen, trete Umweltminister Stefan Wenzel das Ehrenamt mit Füßen.

Folgeschäden ausgleichen

Für die Weidetierhalter in Rheinland-Pfalz ist die Rückkehr des Wolfes mit enormen Herausforderungen und einem erheblichen Konflikt- und Gefährdungspotential verbunden. Aus Sicht des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau (BWV) und der betroffenen Landwirte sowie Weidetierhalter werden deren Belage im Zusammenhang mit der zunehmenden Verbreitung des Wolfes zu wenig berücksichtigt. Der BWV appellierte daher an die Politik, die Bedürfnisse und Sorgen der Landwirte, aber auch der Grundeigentümer sowie der gesamten Bevölkerung im ländlichen Raum angemessen zu berücksichtigen. Es sei nicht damit getan, Zäune zu fördern und gerissene Tiere nach einem aufwendigen Nachweisverfahren zu entschädigen, erklärte der Verband am vergangenen Donnerstag. Nach seiner Auffassung sind auch alle anfallenden Folgeschäden mit einzubeziehen. Daneben müsse auch das „Mehr“ an zusätzlicher Arbeit und finanziellen Aufwendungen für den Schutz der Weidetiere berücksichtigt werden. Dies gelte auch für private Hobbyhalter. Gerade die Erfahrungen etwa in Niedersachsen machten deutlich, dass Wolfsrudel zu enormen wirtschaftlichen Schäden bei den betroffenen Betrieben führten. Nach Ansicht der BWV wird bei der gesamten Diskussion um die Wiederansiedelung des Wolfes der Tierschutz viel zu wenig berücksichtigt. Am vergangenen Mittwoch (11.5.) hatte die Mainzer Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken mitgeteilt, dass die bei den gerissenen Tieren in einem Damwildgehege im Landkreis Neuwied entnommene DNA von einem Wolf stamme. „Damit steht fest, dass der Wolf erneut nach Rheinland-Pfalz zurückgekehrt ist“, betonte die Grünen-Politikerin. Derzeit werde in Zusammenarbeit mit den hessischen Behörden geprüft, ob es sich bei dem Wolf um das „wolfsähnliche Tier“ handele, das Anfang Mai rund 90 km entfernt bei Marburg tot aufgefunden worden sei.

Klare Regeln gefordert

Unterdessen forderte die CDU-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen ein Wolfsmanagement der Landesregierung, das klar regelt, wie Tiere und Menschen vor dem Raubtier geschützt, Schäden vermieden und vollständig ersetzt werden. „Auch wenn wir aktuell nur über die ersten Einzeltiere in Nordrhein-Westfalen sprechen, ist doch klar: Der Wolf wird sich kontinuierlich ausbreiten“, erklärte der umweltpolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Rainer Deppe, anlässlich der Landtagsdebatte am vergangenen Mittwoch. Er verwies auf Berechnungen, wonach in spätestens zwei Jahren im Bundesland mit 80 heimischen Tieren gerechnet werde. Deppe forderte in dem Zusammenhang eine effektive Regulierung. Andere europäische Länder machten es vor, wie dies auch unter den Bedingungen des europäischen Rechts möglich sei.

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