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Wolfsboom: Denn ohne Schafe ist alles doof!

Nach den Veröffentlichungen des Bundesamtes für Naturschutz zu Wanderung und möglicher zukünftiger Verbreitung des Wolfes in Deutschland (siehe Seite 6) entsteht in den Medien ein regelrechter Wolfsboom. Ob Radio oder Fernsehen, auf allen Sendern läuft derzeit eine Beschwichtigungsoder auch Werbekampagne mit dem Tenor: „Der Wolf tut Menschen nichts!“
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Das mag sein – zumindest die vorgestellten Projekte mit ihren Gehegewölfen lassen darauf schließen. Großangelegte und gut bezahlte Forschungsund Marketingprogramme – wie das im Wisentgehege Springe – vermitteln die Botschaft breit und freundlich (und nur boshafte Kritiker monieren beispielsweise die Methode, wie man zu diesen Gehegewölfen kommt!). Während bezopfte Studentinnen für die Diplomarbeit und das Fernsehen werbewirksam auf WDR mit Handaufzuchten schmusen, bewirbt der NDR die Bingo- Lotterie mit dem Wolf. Wir haben nichts gegen Wölfe! Wahrscheinlich könnten wirklich einige Rudel bzw. Familienverbände in Deutschland leben, und möglicherweise kollidierten sie tatsächlich nicht mit Menschen, solange es so viele freundliche Jäger gibt, wie den in der Bingo-Sendung, der dann eben ein paar Rehe weniger schießt. Es gibt da noch eine Klientel, die derzeit sehr modern auf Tassen und Kissen, in Vorgärten und auf Fensterbänken herumsteht oder Lebensweisheiten von sich gibt: „Ohne dich ist alles doof“. Richtig: Schafe. Bei aller Euphorie für den Wolf – Wölfe fressen Schafe! Schafe wiederum sind diejenigen, die die Reste unserer Kulturlandschaft wiederherstellen, erhalten, pflegen. Die durch ihre spezielle Art der Grünlandbeweidung den Kohlendioxid- Gehalt massiv absenken. Die in besonderer Weise Touristen anziehen – auch, weil eine von Schafen beweidete blütenreiche Magerwiese allemal ein schöneres Fotomotiv hergibt als kilometerlange Maismonokulturen. Schafe tun gut – der Luft, dem Wasser, dem Boden, der Artenvielfalt bei Pflanze und Tier – und dem menschlichen Magen. Wobei der Einheimische vorzugsweise zum Import- Lamm greift, bis dato aus Neuseeland, aber inzwischen leider so teuer. Das war es, genau betrachtet, schon immer – getaut, gefrostet, zum alsbaldigen Verzehr bestimmt und 23 000 Kilometer gereist! Nun sucht man nach Alternativen. Dabei mähen die vor der Haustür. Nur unsere heimischen Schafe pflegen unsere heimische Natur. Erzeugen dabei gesundes, mit deutscher Gründlichkeit bis-zum-Geht- Nicht-Mehr kontrolliertes, regionales und hochwertiges Fleisch, nicht nur in Euro preiswerter als jeder Import. Mit dem Schäfer hat man einen Spezialisten für Artenvielfalt und Herdenmanagement. Der darf zur Zeit zusehen, wie ihm die letzten Grünlandflächen außerhalb der Naturschutzgebiete im Rahmen der Energiegewinnung genommen werden – mit den Pachtpreisen der Stromerzeuger kann er nicht konkurrieren – und innerhalb der Naturschutzgebiete, dort, wo noch eben Maschinen fahren können, ist sicher auch noch was zu mähen, was in der Biogasanlage landet. Artenreiche Kulturlandschaft ist etwas für Postkarten und Bildbände – so scheint es in zunehmendem Maße. Blicken wir in die Schweiz, dort gibt es Bilderbuchgebiete. Und für Schafe und Schäfer Konzepte, mit denen Übergriffe von Beutegreifern reguliert werden, und der Staat stellt eine Vielzahl an Hilfsmitteln zur Verfügung, vom Zaun bis zum Herdenschutzhund, mit kompetenter Begleitung durch Fachleute. Bei uns – machen wir Werbung für den Wolf. seine Berechtigung, auch die Lieblingsbeute des Wolfes, die Erhalter einer vielfältigen Landschaft mit den geschilderten und vielen ungenannten Vorteilen. Wenn wir den durchaus reizvollen Beutegreifer ins rechte Licht rücken, so ist dies kein Grund, die Schafe ins Dunkel zu stellen. Und uns endlich Gedanken zu machen, wie dem Schäfer die Verluste durch Wolf und Co. ausgeglichen werden. Konzepte wie in den östlichen Bundesländern müssen als Ansatz überall gestaltet werden, es gibt gute Ideen, gute Vorbilder und gute Leute, die die Vorarbeit leisten. Nun brauchen wir nur noch Politiker, die sich des Themas annehmen – nicht nur für schöne Bilder vor „Schafkulisse“, sondern für alltagstaugliche Lösungen eines naturgegebenen Konfliktes. Und Medien, die nicht nur zu Ostern den Blick auch auf das Schaf lenken. Denn ohne Schafe ist – alles doof. Grüße aus Löwendorf Ortrun und Andreas Humpert
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