VDL-Informationen
Tierkennzeichnung: Massiver Widerstand zeigt Wirkung. Aufgrund der Vielzahl der
eingegangen Änderungsvorschläge
zur nationalen
Umsetzung der EU-Verordnung
zur Kennzeichnung
und Registrierung von
Schafen und Ziegen fand
die abschließende
Beschlussfassung
im
Bundesrat nicht am
18. Dezember 2009 statt.
- Veröffentlicht am
Stattdessen war anlässlich der
Agrarausschusssitzung des
Bundesrates der Beschluss gefasst
worden, dies auf das neue
Jahr zu verschieben.
Damit zeigt die massive Kritik
der Schaf- und Ziegenhalter
gegen dieses bürokratische
Monster Wirkung. Doch damit
gilt zu Beginn des neuen Jahres
das EU-Recht und nicht die in
dem Verordnungsentwurf vorgesehenen
Festlegungen. Das
heißt, die Tiere müssen gemäß
der EU-Verordnung elektronisch
gekennzeichnet werden,
wenn die Voraussetzungen vorliegen.
Erfreulich ist, dass anlässlich
der Agrarausschusssitzung des
Bundesrates ebenfalls noch
einmal auf Antrag Rheinland-
Pfalz die Entschließung protokolliert
wurde, dass der Bundesrat
die Bundesregierung
auffordert, sich auf EU-Ebene
nachdrücklich dafür einzusetzen,
dass die verpflichtende
elektronische Kennzeichnung
von Schafen und Ziegen in eine
fakultative, freiwillige Nutzung
der elektronischen Kennzeichnung
überführt wird. Die obligatorische
Einführung der
elektronischen Kennzeichnung
ist unverhältnismäßig, verursacht
bürokratischen und finanziellen
Aufwand und ist
ohne tierseuchenfachlichen
Nutzen! So die Beschlussfassung
aus der Agrarausschusssitzung
des Bundesrates.
Als Begründung wurde angeführt,
dass die rechtlichen Vorgaben
zur Kennzeichnung von
Rindern und Schweinen keine
verpflichtende elektronische
Kennzeichnung enthalten, obwohl
diese Tierarten in
Deutschland deutlich intensiver
gehalten werden und damit
deren Rückverfolgbarkeit im
Tierseuchenfall eine besondere
Bedeutung zukommt. Dass nun
gerade für eine Tierart, bei der
der Handelswert der Einzeltiere
sehr gering ist, zusätzliche,
teuere Kennzeichnungselemente
verbindlich eingeführt
werden, ist fachlich nicht nachvollziehbar.
Die neue elektronische Kennzeichnung
stellt auch aus seuchenprophylaktischer
Sicht
keine Verbesserung gegenüber
den bestehenden Kennzeichnungssystemen
dar. Durch weitere
neue Kennzeichnungskombinationen
wird vielmehr die
Kontrolle der korrekten Kennzeichnung
von Tieren erschwert.
Die höheren Kosten der elektronischen
Kennzeichnung führen
zudem zu Wettbewerbsverzerrungen
gegenüber Mitgliedstaaten,
die zur Einführung der
elektronischen Kennzeichnung
nicht verpflichtet sind. Eine Bund/Länder-Besprechung
wurde für den 7. Januar
2010 in Berlin angekündigt.
Dabei werde angestrebt, dass
aus dieser Besprechung hervorgehende
Änderungsanträge in
der Sitzung des Unterausschusses
anlässlich der Internationalen
Grünen Woche am 14. Januar
2010 behandelt werden
könnten.
Die VDL hat daher den Landesverbänden
empfohlen, vor
dem 7. Januar nochmals auf
die Tierseuchenreferenten der
Bundesländer zuzugehen, dass
vor dem Hintergrund der Vielzahl
der offenen Fragen eine
Anwendung der Neuregelung
zumindest so lange ausgesetzt
wird, bis alle offenen Fragen
geklärt sind und besser noch
grundsätzlich durch einen Vorstoß
zur Bundesregierung bei
der EU-Kommission die zugrunde
liegende EU-Verordnung
im Rahmen eines Bürokratieabbaus
hinterfragt und
die Bestandskennzeichnung
mit deutlich geringerem Verwaltungsaufwand
bei der Bestandsregisterführung
verlangt
wird.
Äußerst verwundert zeigt
sich die VDL auch gegenüber
Pressemeldungen des BMELV
(siehe nachfolgenden Beitrag
von Staatssekretär Dr. Müller
auf Seite 16), wonach das Bundesministerium
unter Bezugnahme
auf eine Äußerung der
VDL die Kennzeichnungsproblematik
damit bagatellisieren
möchte, dass es lediglich
300 000 Tier pro Jahr seien,
die elektronisch zu kennzeichnen
sind. Hintergrund dieser
Angabe war ein seinerzeit mit
dem damaligen Minister Horst
Seehofer vorgenommenes Gespräch,
wonach unter Annahme
von 1,6 Mio. Mutterschafen
und einer Remontierung von
20 % jährlich ca. 320 000 Tiere
schätzungsweise elektronisch
zu kennzeichnen sind. Nicht
berücksichtigt hat das BMELV
hier jedoch den Anteil der innereuropäischen
Tiere, die
ebenfalls elektronisch zu kennzeichnen
sind sowie auch der
Anteil der Ziegen. Zudem handelt
es sich um Schätzungen.
Hinzu kommen noch die immensen
Probleme mit verlorenen
Kennzeichen und mit Ohrmarken,
die aufgrund von Unverträglichkeiten
und Entzündungen
wieder entfernt werden
müssen. VDL
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