Das Gebetsanliegen des Papstes für den Mai: „Stallgeruch ist gefragt, nicht After Shave“
Unter der Überschrift „Stallgeruch statt After Shave“ hatte Papst Franziskus sein Gebetsanliegen veröffentlicht! Dazu einige persönliche Betrachtungen des päpstlichen Anliegens.
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Papst Franziskus ermutigt die Priester, aus sich herauszugehen bis in die „Randgebiete“, verbindet es mit der Mahnung, nicht um sich selbst zu kreisen und sich „selber in Duft zu hüllen“.
Traurige Hirten helfen der Herde nicht.
Frohe Priester hingegen seien „weder Antiquitäten- noch Neuheitensammler“, sondern „Hirten mit dem Geruch der Schafe“.
Der Aufruf des Papstes sei sehr konkret, stellt dazu Prälat Bertram Meier von der Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) fest, der das Gebetsanliegen analysiert:
„Seid Hirten mit dem Geruch der Schafe, dass man ihn riecht – Hirten inmitten ihrer Herde.“
Also: Stallgeruch ist gefragt, nicht After Shave! So Prälat Bertram Meier.
Wie gerne würden wir Schäfer diesen Aufruf auch in unsere Amtsstuben tragen! Ein wenig Stallgeruch bei den Bürokraten könnte uns das Leben deutlich erleichtern! Und wer weiß: Vielleicht würde der eine oder andere seinen Schreibtisch sogar gerne verlassen, wenn er die Gelegenheit geboten bekäme?
Es ist bemerkenswert, dass man zunehmend Veröffentlichungen der christlichen Kirchen findet, die das Thema des „Hirten“ aus dem bekannten Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte...“ im ganz konkreten Hinweis auf unseren Beruf nutzen. Häufig illustriert mit Fotos von Schäfern und Schafen. Damit sollen sowohl die kirchlichen „Hirten“ an das Wesentliche erinnert, aber auch die Gesellschaft wieder auf die Grundwerte wie Vertrauen und gegenseitige Fürsorge hingewiesen werden, die bei zunehmendem Streben nach Macht und Wohlstand auf der Strecke geblieben zu sein scheinen.
Noch etwas stellt Prälat Bertram Meier aus dem Inhalt des Schreibens aus Rom fest:
Hirten sind heute selten geworden sind. Dabei denkt man nicht nur an die Schaf- oder Ziegenhirten, die sich um ihre vierbeinigen Tiere kümmern sollen. Es geht vor allem um konkrete Menschen, die Hirtendienste übernehmen.
Er zitiert „einen Zyniker unserer Zeit“, der messerscharf bemerkt: „Es gibt heute zwei Arten von Hirten: Die einen interessieren sich für die Wolle, die anderen interessieren sich für das Fleisch. Für die Schafe interessiert sich niemand.“
Ohne Zweifel ein hartes Wort. Doch der „Stallgeruch“ unserer Gesellschaft gibt dem Kritiker Recht, sagt dazu Prälat Bertram Meier. Hirten dieser Art gibt es genug. Sie spekulieren auf Wolle und Fleisch. Was sie interessiert, ist der Nutzwert, der Ertrag. Die Leistung zählt. Der Mensch wird „taxiert“, was schon im Reagenzglas beginnt. Er ist das, was er einmal leisten wird. Je mehr er einmal auf die Bank bringt, desto höher steigt sein Marktwert. Wer nichts mehr leistet, wird zum alten Eisen geworfen...
Soweit Prälat Bertram Meier zu den Worten des Papstes.
Es soll uns Schäfer ermutigen, wenn das Oberhaupt der Katholischen Kirche die Achtung vor der Arbeit der Hirten in dieser Form zum Ausdruck bringt. Dadurch erfahren wir zunehmend, dass unsere Art des Umgangs mit der Natur und unseren Mitgeschöpfen anerkannt, be- und geachtet wird und offensichtlich einem Bedürfnis von vielen Menschen entgegenkommt. Dem Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit, dem Bedürfnis nach einem „sozialen Netz“ – nicht finanzieller Art –, das uns auffängt und in dem man nicht sich selbst überlassen ist. Ein Netz, das uns nicht das „Einzelkämpfer-Dasein“ aufzwingt, welches vielen Menschen im Arbeitsleben abverlangt wird.
Wie oft erfahren wir von dem Druck der Arbeitnehmer, wenn Arbeitsstellen im Betrieb abgebaut werden sollen; von Geschäftsführern, deren „Wert“ nur an kurzfristigen Umsatzzahlen festgemacht wird; von Kindern, die nur noch an ihren Schulnoten gemessen werden; von Müttern, die gleichzeitig Hausfrau, Mutter und Bankmanagerin sein sollen!
Wir Schäfer können mit Recht stolz sein auf unseren Beruf! Er lässt uns sicherlich nicht im materiellen Luxus leben, aber in einem Luxus an Lebensqualität, der uns selbst vielleicht oftmals gar nicht bewusst ist!
(Quelle: http://www.domradio.de/themen/papst-franziskus/2013-05-01/das-gebetsanliegen-des-papstes-fuer-den-mai)
Karin Viesteg
Stellv. Sprecherin
Bundesverband Berufsschäfer
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