Schmallenberg: Endlich ein Impfstoff?
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Als gesichert gilt, dass eine Infektion die Bildung von schützenden Antikörpern zur Folge hat. Wie lange der Schutz anhält, ist allerdings noch nicht abschließend geklärt. Anlass zur Zuversicht gibt hier eine Beobachtung aus dem eigenen Betreuungsgebiet: In mehreren Betrieben (Region Rheinebene), die im Frühjahr 2012 gehäuft SBV-assoziierte Missbildungen zu beklagen hatten, blieben in diesem Frühjahr Missbildungen aus bzw. auf wenige Einzelfälle beschränkt. Dagegen waren in dem Betrieb (Region Schwäbische Alb), der 2013 am stärksten betroffen war, im Vorjahr noch keine Fälle aufgetreten.
Eigene Untersuchungen von Blutproben im ersten Quartal 2013 zeigten, dass SBV in Baden-Württemberg inzwischen alle Tierbestände mit Wiederkäuerhaltung erreicht haben dürfte, wobei in ca. 70 bis 80 % der untersuchten Blutproben von Schafen Antikörper gegen SBV nachgewiesen wurden. Bei Rindern ist der Grad der Durchseuchung noch höher und geht in vielen Beständen schon Richtung 100 %.
Insgesamt zeichnet sich ab, dass die Folgen einer SBV-Infektion bei weitem nicht das Schadpotenzial und die Verlustraten von BTV-Infektionen (Blauzungenkrankheit) erreichen und sich bisher in vergleichsweise überschaubaren Grenzen abspielen. In Einzelfällen kann jedoch auch SBV zu empfindlich hohen Verlusten führen, nämlich dann, wenn sich während der Hauptinfektionsphase einer Herde besonders viele Tiere im kritischen Trächtigkeitsstadium befinden. Diese Gefahr besteht besonders bei der Erstinfektion betroffener Herden, wenn also noch keine Tiere mit schützenden Antikörpern vorhanden sind. Über dieses Stadium sind wir in weiten Teilen Deutschlands inzwischen hinaus, so dass nach meiner Einschätzung die Hoffnung berechtigt ist, dass wir in den Folgejahren nur noch wenige Tierbestände mit massiven Verlusten durch missgebildete Lämmer haben werden.
Noch nicht geklärt ist, wo das Virus eigentlich herkommt. Für die Praktiker jedoch viel bedeutender sind Fragen nach der genauen Dauer einer auf die Infektion folgenden, schützenden Immunität oder möglichen Folgeerscheinungen einer Infektion für die Fruchtbarkeit und andere Leistungsparameter. Und wie entwickelt sich auf längere Sicht die Situation in Beständen, in denen nicht geimpft wird? Derzeit wird in verschiedenen Forschungseinrichtungen Deutschlands und Europas nach Antworten auf diese Fragen gesucht sowie an der Entwicklung von Impfstoffen gearbeitet. Es ist davon auszugehen, dass geimpfte Tiere und ihre Leibesfrucht gut vor den Folgeerscheinungen von SBV-Infektionen geschützt sein werden. Wann der bereits von einer Firma produzierte Impfstoff in Deutschland angewendet werden kann, hängt von der Dauer der Prüf- und Zulassungsverfahren deutscher Behörden ab. Hierzu kann die Herstellerfirma momentan noch keine nähere Auskunft erteilen. Die Entscheidung, ob ein Tierbestand geimpft wird, sollte dann gemeinsam mit dem betreuenden Tierarzt betriebsindividuell getroffen werden.
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