"Wolfsgipfel" in Mainzer Landtag
Die einen sehen in ihm eine Bereicherung für die Artenvielfalt, den anderen ist er zusehends ein Problem in ihrer Tierhaltung: der Wolf. Um den Sorgen und Nöten der Weidetierhalter und Landwirte ein Forum zu bieten, hatte die Freie Wähler-Landtagsfraktion am 24. Juni 2022 zu einem "Wolfsgipfel"in den Plenarsaal des Landtages Rheinland-Pfalz eingeladen.
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Geladen waren Schäfer, Züchter, Jäger, Rinderhalter, Vertreter von Jagdverbänden und Bauernverbänden. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Freie Wähler-Landtagsfraktion, Stephan Wefelscheid, brachte es auf den Punkt: „Das aktuelle Wolfs-Management des Landes passt nicht mehr zu der Entwicklung der sich rasant ausbreitenden Wolfspopulation sowie der auftretenden Schadensmeldungen und muss daher der Realität angepasst werden!“
Passionierte Schafhalter mit ihren Tieren verbunden
Gerd Dumke, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung, klagte, dass der Wolf eine hoch ideologisierte Angelegenheit sei. Es sei wichtig zu wissen, dass Nutztierhalter durch ihren Beruf nicht reich würden, sondern, dass sie in erster Linie einer Passion nachgingen. Dementsprechend emotional seien sie auch mit ihren Tieren verbunden.
Die freie Rissbegleiterin Silke Roth beanstandete vor allem, dass die betroffenen Weidetierhalter im Nachgang durch die staatlichen Wolfsberater oftmals alleine gelassen würden. Oft würden Hunde oder sogar Füchse für die erheblichen Verletzungen oder den Tod verantwortlich gemacht, die Nachweisführung hierbei sei oftmals anzuzweifeln.
Gina Strampe, Geschäftsführerin der Weidetierhalter Deutschland WNON (Interessengemeinschaft der Weidetierhalter Nordost-Niedersachsen), führte den Teilnehmern eindrucksvolle Zahlen vor Augen: Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben pro Quadratkilometer jeweils mehr Wölfe als Kanada. Und: Es würde etwa 7,7 Mrd. Euro kosten, alle Weiden in Deutschland wolfsabweisend einzuzäunen.
Hohe Dunkelziffer bei Wolfsbeständen in Deutschland
Jörn Ehlers, Vizepräsident des Landvolk Niedersachsen, schilderte die Situation in seinem Bundesland, das bereits erhebliche Wolfsbestände aufweist. Er verwies neben den bestätigten 38 Wolfsrudeln und vier residenten Wölfen auf die hohe Dunkelziffer. Um eine flächendeckende Ausbreitung verhindern zu können, forderte er eine klare Bestandsregulierung, aber auch die Festlegung von wolfsfreien Gebieten. Unter anderem verwies er auf Schweden, in dem die Wolfszahl politisch festgelegt wurde.
In einer Diskussionsrunde wurde deutlich, dass sich die Teilnehmer grundsätzlich einig sind, dass die Landesregierung Rheinland-Pfalz unverzüglich handeln müsse. Die politischen Akteure seien dabei auf das Fachwissen der Betroffenen angewiesen. Eine intensive Zusammenarbeit, zu der sich die Teilnehmer ausnahmslos bereit erklärten, sei daher besonders wichtig.
Forderung nach Neuausrichtung des Wolfsmanagements
Der "Wolfsgipfel" verabschiedete zum Schluss einen Sieben-Punkte-Forderungskatalog, der vor allem eine Neuausrichtung des Wolfsmanagements fordert. "Das aktuelle Wolfs-Management des Landes passt nicht mehr zu der Entwicklung der sich rasant ausbreitenden Wolfspopulation sowie der auftretenden Schadensmeldungen und muss daher der Realität angepasst werden"; forderte Wefelscheid nach dem Treffen.
Hier können Sie den verabschiedeten Forderungskatalog als PDF-Datei herunterladen.
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