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Niedersachsen

Neuer Dialog zu Weidetierhaltung und Wolf gestartet

Es war der erste Dialog nach langer Zeit zwischen Niedersachsens Landesregierung, Schafhaltern und Naturschützern, anknüpfend an den bisherigen Arbeitskreis Wolf, der in den vergangenen Jahren nicht mehr getagt hat – und für Niedersachsenens Umweltminister Christian Meyer ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung. 

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Wie im Koalitionsvertrag vereinbart hat Niedersachsens Landesregierung nach jahrelangen verhärteten Fronten wieder die Möglichkeit für einen neuen, institutionalisierten Dialog, zum Beispiel zwischen Naturschützern und Schafhaltern, zum Thema Weidetierhaltung und Wolf angeschoben.

Zum Dialogforum am 2. Februar 2023 waren Weidetierhalter eingeladen, Naturschutzverbände, Landwirtschaft, Wissenschaft, die zuständigen kommunalen Behörden sowie weitere Organisationen und Verbände. Nach Fachvorträgen vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, eines niedersächsischen Schäfers, der Landwirtschaftskammer, der Landesjägerschaft und des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, einigten sich die Teilnehmenden auf einen weiteren regelmäßigen Austausch und die Ausarbeitung konkreter Konzepte.

Bildung von Arbeitsgruppen anregen 

Am Ende sollen Lösungen stehen, die von möglichst vielen Akteuren getragen werden. Dazu soll es neben weiteren Dialogforen mehrere Arbeitsgruppen zu den Themenschwerpunkten Förderung der Weidetierhaltung, Herdenschutz, Information und Transparenz, Wolfsmanagement sowie Deichen geben, die weitere Verbesserungen vorschlagen sollen, damit Weidetierhalter nicht allein gelassen werden.

„Mir erscheint es vor allem wichtig, Unterstützungsstrukturen zu schaffen, damit Tierhaltende, die von einem Wolfsriss betroffen sind, sofort praktische Akut-Hilfe erhalten“, so Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte. „Tiere sind getötet, andere verletzt, der Zaun muss repariert werden und die Wahrscheinlichkeit, dass der Wolf in den nächsten Nächten wiederkommt, ist groß. In einer solchen Situation braucht man konkrete Unterstützung vor Ort.“

Gemeinsames Interesse an Lösungen

Trotz der unterschiedlichen Sichtweisen auf das Thema habe sich gezeigt, dass es ein gemeinsames Interesse an guter Zusammenarbeit gebe, so Umweltminister Christian Meyer: „Klar ist auch: Der Wolf ist eine heimische Art und wird nicht wieder ausgerottet. Es muss ein Nebeneinander zwischen Wolf und Weidetieren gefunden werden. Hass und Hetze gegen Schafhalterinnen und Schafhalter, Jägerinnen und Jäger sowie Naturschützerinnen und Naturschützer sind zu verurteilen. Populismus und Verschwörungstheorien sind fehl am Platz."

Das Land Niedersachsen könne nicht einfach eine Bejagung oder ähnliches anordnen. Gezielte Entnahmen von Problemwölfen seien schwierig, wie mehrere Gerichtsurteile zeigten. Gemeinsam mit dem Bund und der EU wolle die Niedersächsische Landesregierung daran arbeiten, ein regional differenziertes, europarechtskonformes Bestandsmanagement zu ermöglichen, aber auch Prävention und konkrete Unterstützung für Weidetierhalter in den Wolfsregionen dauerhaft zu verbessern. "Beides gehört eben zu Niedersachsen: Weidetierhaltung und Wolf", so Christian Meyer.

11 Kommentare
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  • User_MTg1MDg2NA 07.02.2023 13:08
    Es fällt ja immer schwer, die Diskussion auf einer sachlichen Grundlage zu führen, zumal es wenig wissenschaftliche Berichte zu dieser Thematik gibt. Anfang diesen Jahres wurde nun eine wissenschaftliche Publikation veröffentlicht, die jeder, der hier Kommentare schreibt, gelesen haben sollte: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-65745-4_9#DOI Anschließend darf man dann überlegen, in welche Richtung man seine Energien einsetzt. Eine konstruktive und sachliche Zusammenarbeit, wie im Dialogforum praktisch demonstriert wurde, gilt es auf jeden Fall fortzusetzen.
  • User_MTU3MjQyNA 07.02.2023 11:01
    Wir freuen uns über Ihre Kommentare und Diskussionsbeiträge zum Thema "Weidetierhaltung und Wolf". Allerdings möchten wir Sie bitten, sachlich und ohne persönliche oder gar beleidigende Angriffe zu kommentieren. Ansonsten müssen wir die Kommentarmöglichkeit schließen. Ihre Schafzucht-Redaktion
  • User_MTQ0Mjc1MA 07.02.2023 10:39
    Jürgen Lückhoff Keiner will den Wolf wieder ausrotten (außer einigen Extremisten vielleicht). Herdenschutz ist eine Hilfe und auch eine Pflicht. Insbesondere dort, wo er noch gar nicht stattfindet. Aber viele Tierhalter mussten trotz erweiterten Herdenschutzes die Erfahrung machen, dass es zu Übergriffen kommt. Vielleicht lohnt ein Besuch bei diesen sich auch einmal für Theoretiker. Man kann natürlich die Frage stellen, ob die in Frankreich oder Schweden zu blöd dafür sind. In Mecklenburg-Vorpommern kam es 2022 zu 83 Übergriffen mit 293 toten und 97 verletzten Tieren, die meisten davon Schafe. Dabei wurde folgender Schutz festgestellt: Grundschutz 26, erweiterter Grundschutz 15, kein Grundschutz 20, Grundschutz mit Mängeln 12, Zäunung gemäß guter fachlicher Praxis (Rinder, Pferde?) 10.
  • User_MTg1MDg0MA 07.02.2023 03:39
    Ich bin sehr für den Dialog bzgl Weidetierhaltung/Wolf , was mich aber ärgert dass sofort wieder ablehnende Äußerungen aufkamen. Mir ist klar dass die Medien da nicht schudlos sind und speziell Nutzer dieser Medien aus gewissen Kreisen, die dies sofort hinterfragen, um es ganz vorsichtig und höflich zu formulieren. Polarisiert wird von beiden Seiten, und ich verurteile auch die pauschalen Rundumschläge von denen die da jeden Wolf retten wollen, auch wenn er sich als wirklicher Problemwolf zu erkennen gegeben hätte. Was mich aber auch aufregt sind die Bemerkungen von der anderen Seite, wie das gibt es nicht, das nutzt nichts, das geht nicht, das kann ich nicht, keine einzige Herdenschutzmaßnahme hat überhaupt gewirkt usw usw. Und das solche Argumente oder Sprüche von absoluten Wolfsgegnern und Weidetierhaltern dann auch noch von obersten Vertretern deren Interessenverbände bis hin zu Politikern, und nicht nur aus der ganz rechten Ecke, übernommen werden. und sogar solche "Experten" zu einer Ausschußberatung wie kürzlich im Umweltausschuß zum Thema Wolf zu sehen war. Jemand aus Österreich und ein sehr beliebter aber auch einseitiger "Experte" aus der Schweiz. Da frage ich mich schon , wo sind da Objektivität aber auch umfassende Biologie-und Ökologiekenntnisse geblieben. Da wird ein Wildtier zum Problem gemacht, vorschnell und unwissenschaftlich, einfach emotional, weil es uns in die Quere kommt. Wird ein Wolf zu einem echten Problem, dann haben wir die Möglichkeiten zur Entnahme. Aber nicht nur in Niedersachsen ist es allzu oft der Fall, dass Rissvorfälle eben da überwiegend auftreten, wo gar kein Herdenschutz vorhanden war oder dieser mangelhaft, und nicht den Vorgaben entsprechend. Das ist Fakt. Entnahmen sind keine Lösung. frankreich wird gerne zitiert als Vorbild, ein Land mit der höchsten Abschusszahl Jahr für Jahr....und die Rissvorfälle steigen trotzdem, nein sie steigen deshalb.....wissenschaftliche Untersuchungen beweisen dies hinreichend. Schweden und Norwegen werden seitens der EU längst beobachtet und angemahnt, auch sie sind kein gutes Beispiel.... der Wolf leidet dort mit Inzuchtproblemen, die derzeitige Jagd dort ist kein Beispiel, im Gegenteil. Von der Schweiz, mit ihren fragwürdigen Gebahren bzgl Volksabstimmung, ganz zu schweigen..... und noch abschreckender Österreich, was da gegen jedes internationale Recht zur Zeit abläuft, ist schlicht widerlich und gehört verurteilt. Ich hoffe die EU wird da endlich mal schneller handeln, entgegen ihrer schwerfälligen, bürokratischen Handlungsweise sonst. Aktives Wolfsmanagement mit Entnahmen , wie gewünscht ist der falsche Weg. Herdenschutz, und das konsequent mit schneller Unterstützung ist das A und O . Es gibt auch da nicht die EINE Lösung, es gibt auch keinen 100% Schutz, aber Herdenschutz minimiert. Viele Nutztierhalter, die ihn betreiben, bestätigen es. Der erste war Frank Neumann, nach Rissvofällen hat er seine Herden konsequent geschützt, mit Zäunen und HSH, und mit Erfolg. Letzte Woche habe ich einen Bericht gelesen von einem Weidetierhalter,der den gleichen Weg ging, mit Erfolg. Und beide sagen, dass das Wolfsrudel in ihrer Nähe, welches gelernt hat, dass die Nutztiere nicht zu erreichen sind, weil geschützt, diese Rudel bilden einen zusätzlichen Schutz, weil sie andere Wölfe nicht dulden und wissen dass Nutztiere nicht zu holen sind. wir müssen wieder lernen mit dem Wolf zu leben, ihn zu akzeptieren. Alle Lebewesen haben ihren Platz, ihre Aufgabe und wir Menschen sind ein Teil davon, nicht das beherrschende Große darüber. Von den Mikroorganismen bis zu den Prädatoren habben alle das GLEICHE Recht. Es kann und darf nicht sein dass wir nach wolfsfreien Zonen oder Nutztiergebieten schreien, auch die angebliche Verzäunung der Landschaft ist ein unsinniges Argument, welches leicht zu widerlegen ist. Wir haben nicht das Recht Wölfe anzuprangern, das gilt auch für Fuchs, Dachs, Luchs, Bär, Delphine, Robben, Waschbär, Biber, Otter, Kormoran, Greifvögel, Geier, Wildgänse oder, kaum zu glauben, der Kranich...alles Lebewesen wo wir die Stimme erheben, sie seien uns im Weg, müssen aktiv gemanagt und reguliert werden.Von völlig irren Dingen wie die Singvogeljagd ganz zu schweigen. Nein, wir müssen nicht alles uns unterordnen und regulieren. wir müssen mit ihnen leben lernen, mit der Natur wieder leben lernen. Wer ist denn verantwortlich für die Klimakrise, für die Biodiversitätskrise, das Artensterben, Vernichtung von Wäldern, Mooren etc, für die Vergiftung von Böden bis hinab ins Grundwasser, für die Vermüllung von Land bis in die Ozeane mit Plastik u.a. Und wie beim Wolf schreien wir wenn uns etwas nicht passt, weil wir zurück müssen aus unserem "Weiter wie bisher". Wir müssen lernen dass auch Beutegreifer wesentlich sind für die Artenvielfalt, sie zerstören nicht unsere Kulturlandschaft, wie allzu oft behauptet. Mit Verweigerungshaltungen kommen wir nicht weiter, ob das gegen Verstärkung des Mehrwegsystems oder gegen Reduzierung von Gülle, Pestiziden etc oder eben gegen Schutz unserer Weidetiere ist, zumal wir zu ihrem Schutz verpflichtet sind, gilt für jeden Haustierhalter. Der Wolf gehört hierher, gegen echte Problemwölfe muss gehandelt werden, aber der jetztige Weg ist falsch, er löst mit Entnahmen, so wie sie geplant oder erwünscht werden, nicht. Herdenschutz muss gefördert werden, und dies schneller und unbürokratischer, was in unserem Land leider fast unmöglich erscheint, auf allen Ebenen. Und wir müssen lernen.....mir scheint unser Wissen über Natur und eben auch den Wolf schwindet.....das hat mir die kürzliche Beratung im Umweltauschuss des Bundestages zum Thema Wolf gezeigt, bei manchen der anwesenden Experten, aber auch und grade bei Politikern, die entscheiden müssen......traurig, nein erschreckend bei solchen Äußerungen von ihnen, die wir landesweit zu hören bekommen
  • User_MTg1MDgxOQ 06.02.2023 14:22
    Was mich generell stört an der polarisierenden Wolfs Diskussion ist die Tatsache daß sich immer die Narrative wie " geht nicht, gibts nicht, unmöglich etc. " erstmal im Vordergrund stehen. Politiker und solche die sich dafür halten oder irgendwelchen Verbänden und Vereinen vorstehen oder angehören, diese Polemik bedienen und jeglichen gesunden Menschenverstand dabei an der Garderobe abgeben. Ein Wildtier wird zum Problemwolf abgestempelt noch bevor es ein Problem gibt. Abschuss als Allheilmittel gepriesen und selbst Wolfsfreie Zonen und Gebiete gefordert. Alles in Zeiten wo die größte Biodiversitätskrise seit bestehen der Menschheit im vollem Gange ist. Ja selbst wir am Abgrund des großen Artensterbens stehen. Vor allem da Herdenschutz Nachweislich hochwirksam ist, und auch in den letzten Jahren durch technische Innovationen entwickelt und vorangebracht wurde. Kein Hexenwerk und mit etwas gesundem Willen und Wertschätzung für die Eigenen Tiere selbst in Hochalpinen Regionen möglich ist. Verfremdlich wirken da die Positionen einzelner Lobbyisten die sich angeblich als Naturschützer oder Landschafts und Artenschutz verschrieben haben, gleichzeitig nach der Kugel rufen und versprechen machen, die außerhalb von jeglichem Recht stehen. Ist unser Naturverständnis in unserer so hoch gepriesenen Landschaft schon so abgestumpft und einem unsäglichen Egoismus und wirtschaftlichen Interessen gewichen ? Wir sollten diese Diskussion gerade jetzt mit den Zeichen der Zeit sehen und führen, Natur als Lebenswichtig und Grundlage unseres Seins zu begreifen, und nicht als Problem. Heute der Wolf, morgen der Goldschakal, Otter oder Kegelrobbe. Die Liste ließe sich auf alles erweitern. Wohin uns das geführt hat, sieht man allenthalben Weltweit. Mit macht Euch die Erde untertan, war sicher nicht gemeint diese in allen Ihren Elementen zu zerstören und zu töten. Sondern mit Ihr zu leben. Wo ein Wille da auch ein Weg. Bauer bleib bei Deiner Scholle . Die Natur wird uns überleben. Jedes Tier hat hier seinen Platz Trophische Kaskade und Evolution zeigen uns dies. Wir müssen uns wieder darauf besinnen mit der Natur und den Wölfen zu leben. Biodiversität ist unser Aller Leben. Wir müssen nicht alles regeln. Das kann die Natur ganz alleine viel besser .
  • User_MTMyMjYw 05.02.2023 16:58
    Dr. Herold, können Sie sich wirklich nicht vorstellen, daß es einen Mittelweg geben könnte dazwischen, Wölfe einfach völlig ungehindert alles machen zu lassen oder sie auszurotten? Daß VDL und BDZ die Ausrottung der Wölfe fordern, ist eine Unterstellung. Was bezwecken Sie damit? Wir fordern einen gangbaren Weg zu einer realistischen Koexistenz. Extrempositionen wie Ihre oder derjenigen, die tatsächlich die Ausrottung des Wolfes fordern, tragen wenig zu einer nachhaltigen Lösung des Problems bei. Susanne Petersen, Schafzüchterin, Rinderzüchterin, Herdenschafhalterin, Tierärztin, Vorsitzende des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes Mecklenburg Vorpommern Gruß aus Mecklenburg Vorpommern mit 18 Wolfsrudeln und 6 Wolfspaaren bestätigte Risse 2022: 83 Übergriffe, 293 tote und 97 verletzte Tiere zu Ihnen nach Baden- Württemberg mit 2 Einzelwölfen und einer Fähe...
    • User_MTg1MDU4Mg 06.02.2023 19:14
      Wie, Frau Petersen, sieht denn ein "Mittelweg" Ihrer Meinung nach aus? Zeigen Sie das doch mal konkret auf und belegen Sie Ihre Vorstellungen mit wissenschaftlichen Fakten! Fakt ist: für den Herdenschutz ist es vollkommen gleichgültig, ob in einem Wolfsrevier 2, 4, 6, 8 oder 10 Wölfe leben (und mehr werden es in einem Wolfsrevier auf einer Fläche von ca. 25.000 - 30.000 ha nicht). Sobald 1 (!) Wolf anwesend ist, müssen die Weidetierhalter ihre Weidetiere schützen. Wölfe zu schießen, hilft deshalb niemandem und ist daher schon gem. § 1 TSchG grundsätzlich rechtswidrig - denn es fehlt der vernünftige Grund. Zudem ist wissenschaftlich längst nachgewiesen, dass Abschüsse das Gegenteil bewirken, nämlich die Zunahme von Nutztierrissen. All diesen Erkenntnissen zum Trotz fordert aber u.a. die VDL allen Ernstes jetzt schon Abschüsse in Baden-Württemberg - bei 3 Rüden und 1 Fähe ...! Was daran ist daher eine Unterstellung, wenn ich u.a. die Herdenschutzbeauftragte der VDL beim Wort nehme, die nicht müde wird, immer wieder und überall wahrheitswidrig zu verkünden, dass ein Miteinander von Weidetierhaltung und Wolf nun mal nicht funktionieren würde, die Weidetierhaltung - damit hat sie Recht - aber wichtig für den Naturschutz sei? Wenn ich sie ernst nehmen würde, dann ist die einzig logische Konsequenz genau das, was die Dame auch immer wieder auf die eine oder andere Art äußert: der Wolf muss weg! Dass sie und andere den Wolf dem Naturschutz entgegen stellen, obwohl dieser integraler Bestandteil des Naturschutzes ist, mit wichtigen Funktionen im Naturhaushalt auch in unserer Kulturlandschaft, zeigt, wie wenig sie und all die Leute von Naturschutz verstanden haben, die sagen, "Weidetierhaltung ist wichtig für den Naturschutz, aber der Wolf muss weg!" Wenn die VDL "einen gangbaren Weg zur Koexistenz" fordern würde, wie Sie behaupten (ohne diesen zu erläutern, aber das können Sie ja jetzt mal machen, ich bin gespannt!) dann würde sie Äußerungen wie die genannten nicht mal denken und nicht Personen, die genau so denken als "Herdenschutzbeauftragte" ernennen. Sondern dann würde sie sich ausschließlich dafür einsetzen, dass endlich in Deutschland flächendeckend präventiv ordnungsgemäßer Herdenschutz umgesetzt wird (und damit erst die Rechtsgrundlage geschaffen würde, dann dennoch übergriffige Wölfe rechtssicher entnehmen zu können). Sie würde sich dafür einsetzen, dass die Weidetierhalter endlich sanktioniert werden, die sich weigern, ihrer gesetzlichen Verpflichtung zum Herdenschutz gem. TSchNutzV nachzukommen, weil sie damit letztlich allen Weidetierhaltern schaden, da sie durch fehlenden Herdenschutz Wölfe auf Weidetiere als leichte Beute trainieren. Dann würde sie sich mit aller Macht dafür einsetzen, dass endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen so angepasst werden, dass jeder Weidetierhalter rechtssicher Herdenschutzhunde einsetzen kann, der das möchte (und den Unterhalt den Unterhalt der Hunde wie z.B. in Baden-Württemberg ausreichend gefördert bekäme). Sie würde sich dafür einsetzen, dass jeder Weidetierhalter unabhängig von seinem Status als Hobby- (die mit Abstand größte Zahl aller Schafhalter fällt in diese Kategorie!), Neben- oder Haupterwerbsbetrieb wolfsabweisende Zäune errichten dürfte und dabei zu 100 % gefördert würde etc. Und sie würde mit aller Kraft daran arbeiten, dass sich die prekäre ökonomische Lage der Schäferei in Deutschland, die nichts, aber auch gar nichts mit dem Wolf, wohl aber viel mit einer völlig verkorksten Agrarpolitik zu tun hat, endlich zum besseren wendet. Aber es ist natürlich leichter, dem Wolf die Schuld in die Schuhe zu schieben, als sich mit den tatsächlichen Ursachen zu befassen, die weit aus komplizierter sind. Zumal man diese als "treuer" Vasall im Gefolge des DBV selber mit zu verantworten hat. Was an meiner Postion extrem sein soll, erschließt sich wohl nicht nur mir nicht. Dass ich einfordere, das geltendes EU-Recht eingehalten wird? Dass ich fordere, dass wir ausschließlich anhand von Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen diskutieren, anstatt von "Meinungen" wie denen zahlreicher Verbandsvertreter und Politiker? Dass ich fordere, dass endlich flächendeckend ordnungsgemäßer Herdenschutz umgesetzt wird, anstatt von "wolfsfreien Zonen", "nicht schützbaren Deichen" und ähnlichem Unsinn zu schwafeln? Dass ich fordere, dass die Agrarpolitik so geändert werden muss, dass Weidetierhalter wieder gut von ihrer Arbeit leben können? Dass sie zu 100 % beim Herdenschutz unterstützt werden? Dass die Deminimis-Regelung für Herdenschutzmaßnahmen endlich abgeschafft wird (was einige Bundesländer schon gemacht haben)? Alles das müssten eigentlich die Weidetierhalterverbände mit Hochdruck vertreten, wenn die im Sinne ihrer Mitglieder handeln würde. Statt dessen hört man: "Der Wolf muss weg!", "Weidetierhaltung und Wolf zusammen geht nicht!" etc. pp. Warum sie die gerissenen Tiere in Ihrem Bundesland aufzählen, erschließt sich wohl auch nur Ihnen. Hier in Baden-Württemberg wurden auch schon einige Nutztiere gerissen - und bei KEINEM davon gab es auch nur eine rudimentäre Form von Herdenschutz. Und das gilt bundesweit bei mehr als 80 % aller gerissenen Nutztiere. DAS ist das Problem, nicht die Anzahl der Wölfe. Und deswegen ist ein u.a. von den Weidetierhalterverbänden immer wieder gefordertes "Bestandsmanagement" der Wölfe hanebüchener Unsinn - es sei denn, man meint eigentlich die Wiederausrottung der Wölfe, dann macht es Sinn! Aber dann sollte man auch genug Rückgrat haben, das auch so zu formulieren. Jeder Nutztierriss ist einer zu viel. Aber dagegen helfen nur zwei Dinge: konsequenter, präventiver und ordnungsgemäßer Herdenschutz - oder die Wiederausrottung der Wölfe. Ich bin gespannt auf Ihre Vorstellungen von "einem gangbaren Weg zu einer realistischen Koexistenz", der irgendwo dazwischen liegt und der anhand von Fakten (!) aufzeigt, dass meine Haltung im Gegensatz dazu eine "Extremposition" ist ...
  • User_MTQ0Mjc1MA 05.02.2023 10:37
    Man kann Dr. Herold zustimmen, wenn er präventiven Herdenschutz auch dort fordert, wo es noch keine Wölfe gibt, sie aber zu erwarten sind. Prävention heißt vorbeugen. Schwieriger wird es schon, dies flächendeckend zu gestalten. Ist das überhaupt möglich und was würde das für die Natur und die Kulturlandschaft in Deutschland bedeuten? Wieviel Herdenschutz ist eigentlich machbar und sinnvoll, wenn man weiß, dass es 100prozentige Sicherheit nicht gibt? Allerdings ist vieles von dem, was er schreibt, genau das, was er anderen vorwirft: Geschwafel! Ungeheuerlich ist der Vorwurf an die Weidetierhalter, sie wollten den Wolf wieder ausrotten. Wurden deshalb im Jahr 2021 über 16 Mio. Euro in Präventionsmaßnahmen investiert? Den Verbänden der Weidetierhalter, konkret VDL und BDZ, wirft er Lobbyismus vor. Aber klar, das ist ihre Aufgabe! Er verschweigt aber, dass er als Mitglied der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe (laut Internet) selbst zum Lobbyisten wird. "Experten" werden kritisiert, wenn ihre Meinung nicht passt. Wie z. B. die Professoren Dr. Herzog und Dr. Brenner bei der Anhörung im Bundestag am 18.01.2023? Aber "Experten" werden gerne in Anspruch genommen, wenn sie die eigene Meinung stützen, siehe den zitierten Buchtitel. Nennen Sie das wissenschaftlich fundiertes Arbeiten, Herr Doktor? Jürgen Lückhoff
    • User_MTg1MDU4Mg 06.02.2023 18:03
      Was, Herr Lückhoff, ist ungeheuerlich daran, wenn man Weidetierhalter ("Wir haben 150 Jahre lang gut ohne Wolf gelebt, den brauchen wir hier nicht!") oder deren Lobbyisten ("Weidetierhaltung und Wolf gemeinsam geht nicht!") ernst nimmt und die logische Schlussfolgerung aus ihren Äußerungen zieht? Die Präventionsmaßnahmen wurden nicht von den Weidetierhaltern, sondern von der Gesellschaft investiert, und das auch nur, weil die Naturschutzverbände es durch ihr jahrelanges Engagement erreicht haben, dass es solche Fördermaßnahmen gibt, während die Lobbyverbände der Tierhalter ihre Energie vor allem darauf verschwendet haben, "Der Wolf muss weg!" zu schreien. Ich werfe den Verbänden nicht Lobbyismus vor, sondern dass sie durch ihren falschen Lobbyismus ihren Mitgliedern schaden. Denn hätten diese Verbände sich von Anfang an darauf konzentriert, für ihre Mitglieder best-mögliche Herdenschutzförderung zu erreichen und würden jetzt nicht diese Förderung z.T. behindern, in dem sie verlangen, dass die in der GAP dafür zur Verfügung stehenden Mittel für andere Zwecke eingesetzt werden, dann wären wir viel weiter. Ich bin in erster Linie einmal Weidetierhalter und Biobauer, dem ein Miteinander von Weidetierhaltung und Wolf am Herzen liegt. Und deswegen engagiere ich mich in der GzSdW, die als erster und ältester Verein, der sich für ein gelingendes Miteinander einsetzt, mehr für die Weidetierhalter erreicht hat, als alle Weidetierhalterverbände zusammen. Experten werden dann zitiert, wenn sie Fachwissen zum Wolf haben und kritisiert, wenn sie dieses nicht haben. Herrn Brenner habe ich nicht erwähnt, da ich ihn und seine Äußerungen nicht kenne; wenn ich aber auf der Seite des Bundestages lese, dass er ein "Bestandsmanagement" scheinbar für notwendig hält, dann lässt das auf mangelndes Fachwissen schließen. Denn sonst wüsste er, dass die Wolfspopulation sich selber reguliert und jegliche Regulierungsphantasien durch die Büchse schlicht Unsinn sind (und zudem rechtswidrig, das wenigstens müsste er als Jurist eigentlich wissen). Mir scheint, Sie gehören genau zu der Kategorie der Widetierhalter (wenn Sie denn einer sind), die ich beschrieben habe: die nicht merken, dass ihre Lobbyisten alles mögliche verfolgen, aber nicht die Interessen ihrer Klientel.
  • User_MTg1MDcyOA 04.02.2023 23:59
    Da dürfte im Ministerium noch einiges an Hausaufgaben zu machen sein. Wenn das Bekenntnis zu einem EU-rechtskonformen Management im Koalitionsvertrag vereinbart wurde, dann heißt das nichts anderes, als dass erst einmal die Vorraussetzungen zur Anwendung des Artikel 16 der FFH-RICHTLINIE geschaffen werden müssen, die unabhängig davon gelten, in welchem Schutzstatus der Wolf geführt wird. Es ist einfach unverantwortlich mit Wortspielereien nicht realisierbare Erwartungshaltungen zu schüren. Die EU hat sich im Herbst klar zum Schutzstatus positioniert und die Möglichkeiten des Artikel 16 der FFH-RICHTLINIE betont. Einfach mal alle zugänglichen Quellen konsequent auswerten. Ach ja, bei der Gelegenheit wäre es auch Zeit die Fehlinterpretation von Minister Lies zur Studie bezüglich der Prognose eines günstigen Erhaltungszustands richtig stellen. Mitnichten stellt die Studie fest, dass der günstige Erhaltungszustand erreicht sei. Ich kann mir auch nicht vorstellen das Prof. Hackländer in dieser Angelegenheit der aktuellen Einschätzung des IUCN widerspricht, nach der der Wolf in Mitteleuropa eine gefährdete Art ist, wie in 5 weiteren Populationen von insgesamt 9.
  • User_MTg1MDU4Mg 03.02.2023 13:40
    Man muss die Frage stellen, wozu ein Dialog führen soll, bei dem seitens des Umweltministeriums von Anfang an ein Kotau vor der Lobby der Landwirtschaft und der Jagd gemacht wird, in dem man davon schwafelt, "... regional differenziertes, europarechtskonformes Bestandsmanagement zu ermöglichen ..." - eine verschwurbelte Formulierung dafür, dass man Wölfe bejagen möchte -, dass es nicht geben kann und das weder notwendig noch sinnvoll ist. Es geht eben nicht AUCH darum; "... Prävention und konkrete Unterstützung für Weidetierhalter in den Wolfsregionen dauerhaft zu verbessern." - nein, es geht AUSSCHLIESSLICH darum! Denn für die Koexistenz von Weidetierhaltung und Wolf ist der einzige Weg die konsequente Anwendung ordnungsgemäßen und funktionierenden Herdenschutzes. Erst wenn dies flächendeckend und PRÄVENTIV - d.h. auch überall da, wo es noch (!) keine Wölfe gibt - umgesetzt wird, kann man überhaupt anfangen, über die Entnahme einzelner Wölfe nachzudenken, die gelernt haben, diese Herdenschutzmaßnahmen zu überwinden. Dazu ist es zunächst erforderlich, dass die Politik die Fördermaßnahmen entsprechend ausbaut und dass die Landwirtschaftslobby sich nicht länger dagegen sperrt (und damit ihrer Klientel massiven Schaden zufügt!), in dem sie sich dagegen wehrt, dass endlich auch die im Rahmen der GAP für Herdenschutz zur Verfügung stehenden Mittel zweckbestimmt eingesetzt werden. Hinzu kommt, dass die zuständigen Behörden DANN die Weidetierhalter, die immer noch gegen die gemäß der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung TSchNutzV schon lange bestehende gesetzliche Verpflichtung zum Herdenschutz verstoßen, endlich empfindlich sanktionieren. Ob die Entnahme einzelner Wölfe überhaupt sinnvoll ist und wie es gelingen soll, den einen bestimmten angeblichen „Problem-Wolf“ eindeutig zu erkennen und gezielt zu entnehmen (irgendeinen anderen Wolf zu schießen ist nicht nur vollkommen sinnbefreit, sondern auch eindeutig ein Verstoß gegen das EU-Recht), dazu schweigen sich bezeichnender Weise auch alle die „Experten“ aus, die nach über 20 Jahren Wolfspräsenz in Deutschland immer noch davon träumen, es könnte gelingen, den Wolf wieder auszurotten. Denn DAS ist in Wirklichkeit das, was die Lobbyverbände von Weidetierhaltung und Jagd meinen, sich aber nicht zuzugeben getrauen, wenn sie davon schwafeln, man müsse die "unkontrollierte Ausbreitung" der Wölfe verhindern, es brauche "wolfsfreie Zonen", oder wenn sie gar behaupten, der Wolf gefährde die Weidetierhaltung - die tatsächlich sie selber in inniger Verbundenheit mit dem Deutschen Bauernverband durch die Einforderung und Förderung der vollkommen gescheiterten Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte zu verantworten haben! Leider gibt es unter den Weidetierhaltern zu viele, die diese Zusammenhänge nicht erkennen (wollen), die sich von ihren eigenen Lobbyisten von VDL, BDZ und Co. verschaukeln lassen, und die nicht verstehen, dass diese den Wolf als Sündenbock für das eigene klägliche Scheitern missbrauchen. Ein funktionierendes „Wolfsmanagement“, das sich immer in erster Linie nicht auf den Wolf, sondern auf die mit dem Wolf in irgendeiner Beziehung stehenden Menschen bezieht, kann nur gelingen, wenn es sich auf Tatsachen und wissenschaftliche Erkenntnisse stützt, nicht auf Meinungen, Gefühle und Fakenews „besorgter“ Weidetierhalter oder Jäger und ihrer Lobbyisten. Gut, dass gerade jetzt das Buch „Evidenzbasiertes Wildtiermanagement“ erschienen ist, dass auch ein ausführliches Kapitel zum Thema „Wie lassen sich Nutztierübergriffe durch Wölfe nachhaltig minimieren?“ enthält, geschrieben von den Wissenschaftlern, die im Gegensatz zu manch anderen, die sich gerne als „Experten“ ausgeben, tatsächlich mit der Thematik vertraut sind. Denn ausschließlich evidenzbasierte Erkenntnisse bilden die Grundlage dazu, dass Weidetierhaltung und Wolf gut miteinander existieren können. Es wäre schön, wenn dies auch endlich bei VDL, BDZ & Co. ankäme und dort endlich ausreichend qualifizierte Personen mit dem Thema beauftragt würden, denen es im Gegensatz zu den momentan offiziell mit der Thematik betrauten „Experten“ tatsächlich um ein gelingendes Miteinander geht!
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