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FSME Infektionskrankheit

Deutlich steigende Fallzahlen durch Zeckenbisse

Die Zahl der Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist in Deutschland 2023 zwar gesunken – doch die Entwicklung sei trügerisch. Der längerfristige Trend gehe nach oben, betonen Experten der Universität Hohenheim. Grund dafür sei, dass Zecken als Überträger der Krankheit mittlerweile ganzjährig aktiv seien.

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Darüber hinaus sei zu beobachten, dass in letzter Zeit alle zwei Jahre eine hohe Anzahl an FSME-Erkrankungen gemeldet werden und nicht, wie in der Vergangenheit, alle drei Jahre. Neue Forschungen belegten außerdem eine hohe Dunkelziffer. Das Virus werde siebenmal häufiger übertragen als bisher angenommen, hieß es auf der Pressekonferenz am 20. Februar 2024 in Stuttgart.

In Baden-Württemberg sank die Zahl der FSME-Fälle im vergangenen Jahr auf 143 von 209 im Jahr 2022. Bayern verzeichnete nur 265 Fälle statt zuvor 291. In ganz Deutschland meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) 527 Fälle, im Jahr 2022 waren es noch 627. 

„Diese Zahlen täuschen“, betont Dr. Rainer Oehme, Laborleiter des Landesgesundheitsamts im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg. „Infektionszahlen unterliegen immer jährlichen Schwankungen. Doch der längerfristige Trend zeigt deutlich nach oben.“

Steigende Fallzahlen auch nördlich der Mittelgebirge 

Nach wie vor finden sich 85 Prozent der FSME-Fälle in den beiden südlichen Bundesländern. Doch auch in den Regionen, die bisher nur wenige Fälle verzeichneten, sei ein deutlicher Anstieg festzustellen, so Dr. Oehme „Im Norden und Osten Deutschlands steigen die Fallzahlen massiv, beispielsweise in Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen oder Thüringen.“  

Frühe Zeckenaktivität und verkürzter Zyklus 

2023 begann die Zeckenaktivität extrem früh, was sich in den FSME-Zahlen widerspiegelt, erklärt Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim. „Auch in diesem Jahr gibt es bereits erste Fälle in Baden-Württemberg und Bayern. Bei einem Vorlauf von vier Wochen bis zur Diagnose muss die Infektion mitten im Winter stattgefunden haben. Zecken haben also keine Winterpause mehr, das FSME-Geschehen verlagert sich nach vorne.“ 

Hinzu kommt, dass sich die Frequenz besonders zeckenreicher Jahre offenbar erhöht hat. „Früher hatten wir in Baden-Württemberg alle drei Jahre besonders hohe FSME-Zahlen, seit etwa 2017 beobachten wir einen zweijährigen Rhythmus“, beschreibt Dr. Oehme. „Demnach wäre im Südwesten in diesem Jahr mit hohen FSME-Zahlen zu rechnen.“  

Hohe Dunkelziffer bei FSME-Fällen 

Nicht alle FSME-Fälle werden entdeckt – das zeigen neue Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. Er hat im Ortenaukreis Blutproben von Blutspendern untersucht. Das Ergebnis belegt eine hohe Dunkelziffer: „Wenn man die nicht erkannten Infektionen einbezieht, ist das Risiko einer FSME-Infektion in dem Kreis um ein siebenfaches höher als bisher angenommen“, hält Prof. Dr. Dobler fest. 

Der Mediziner rät daher zur FSME-Impfung. „Eine Untersuchung des RKI hat gezeigt, dass bei schweren Infektionen Langzeitfolgen möglich sind", sagt Prof. Dr. Dobler. „Das ist auch für Menschen außerhalb der Risikogebiete sinnvoll. Denn FSME-Fälle gibt es auch dort. Und spätestens im Urlaub reisen viele Menschen in Risikogebiete.“ 

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) 

Die FSME-Erreger werden durch europäische Zecken wie den europäischen Holzbock, aber auch die Auwaldzecke, übertragen. In den Risikogebieten liegt die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich bei 1:50 bis 1:100.

Nach circa 10 Tagen treten grippeähnliche Symptome auf. Bei rund einem Drittel der Patienten kommt es nach einer vorübergehenden Besserung zu einem erneuten Fieberanstieg und einer zweiten Krankheitsphase. Bei leichten Verläufen klagen die Patienten vorwiegend über starke Kopfschmerzen. Bei schwereren Verläufen sind auch Gehirn und Rückenmark beteiligt.

Zu den Symptomen gehören Koordinationsstörungen, Lähmungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie Bewusstseinsstörungen und epileptische Anfälle. Für rund ein Prozent der Patienten endet die Krankheit tödlich. Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, können nur die Symptome therapiert werden.

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