Ist der günstige Erhaltungszustand erreicht?
Das Fachforum des Deutschen Bauernverbandes (DBV) auf der Grünen Woche in Berlin widmete sich am 23. Januar 2024 der Frage, ob der günstige Erhaltungszustand des Wolfes in Deutschland bereits erreicht ist oder noch in weiter Ferne liegt.
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Dazu diskutierten Staatssekretär Stefan Tidow vom Bundesumweltministerium (BMUV), Jörn Ehlers, Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, Wildökologe Prof. Sven Herzog von der Technischen Universität (TU) Dresden und Helmut Dammann-Tamke, Präsident des Deutschen Jagdverbandes (DJV), über die Möglichkeiten und Grenzen eines aktiven Bestandsmanagements auf Basis des bestehenden EU-Rechts und mögliche Änderungen der internationalen Vorgaben.
Das BMUV sehe derzeit keinen Handlungsspielraum für ein regional differenziertes Bestandsmanagement des Wolfes. Der Wolf bleibe geschützt, weshalb Abschussquoten ausgeschlossen seien und es keine reguläre Bejagung geben werde, betonte Staatssekretär Stefan Tidow. Daran würden auch eine Umlistung von Anhang IV in Anhang V der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie oder das Erreichen eines guten Erhaltungszustands nichts ändern.
Gründe für aktives Bestandsmanagement
Der von Bundesumweltministerin Steffi Lemke im Oktober 2023 auf den Weg gebrachte Vorschlag zum erleichterten Abschuss von Wölfen in Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen sei bereits eine Grundlage für eine Form von regionalem Bestandsmanagement, so der Grünen Politiker. „Auch wenn das sicherlich was anderes ist, als das, was Sie unter einem aktivem Bestandsmanagement verstehen. Dieses Verfahren steht im Einklang mit dem europäischen Artenschutz.“
Nach Einschätzung von Helmut Dammann-Tamke dagegen gebe es stichhaltige Rechtfertigungsgründe für ein aktives Bestandsmanagement, darunter die Deichpflege in Niedersachsen und die Unbezahlbarkeit des teuren Herdenschutzes. „Allein für das Flächenland Niedersachsen benötigen wir in der Summe 2,2 Milliarden Euro für den Herdenschutz“, so der DJV-Präsident.
Für Jörn Ehlers, der auch Sprecher des Aktionsbündnisses Aktives Wolfsmanagement ist, greift der Ansatz des BMUV zu kurz. „Wir haben in Niedersachsen mittlerweile einen Wolfsbestand, der das erträgliche Maß bei weitem überschritten hat. Die Förderung des Herdenschutzes stößt an ihre Grenzen, das hat sich im letzten Jahr eindeutig gezeigt. Wir hatten 2023 schon zur Mitte des Jahres keine finanziellen Mittel mehr. Es musste im Haushalt nachgebessert werden, um den Weidetierhaltern Herdenschutzmaßnahmen zu ermöglichen.“
Auch Wildökologe Prof. Sven Herzog erhob Einspruch dagegen, dass es sich bei einem beschleunigten Abschuss von Problemwölfen um ein aktives Bestandsmanagement handele. Außerdem berichtete er, dass der Wolf den günstigen Erhaltungszustand in Deutschland inzwischen erreicht habe. Vor diesem Hintergrund plädierte Herzog für mehr aktiven Herdenschutz, durch den der Wolf seine Scheu vor dem Menschen behalten würde.
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