Tierkennzeichnung: VDL lehnt die verpflichtende elektronische Kennzeichnung ab
Die massiv ablehnende Haltung
des Bayerischen Bauernverbandes
zur Einführung
der elektronischen Kennzeichnung
wird von der VDL
ausdrücklich begrüßt.
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Die Pressemeldung des Bayerischen
Bauernverbandes zur
Einführung der elektronischen
Kennzeichnung (siehe Kasten)
macht nur allzu deutlich, welche
breite Front – erfreulicherweise
auch seitens der Landesbauernverbände
– gegen diese
deutlich überzogenen Regelwerke
besteht. Es ist ein klassisches
Beispiel, wie mit Kanonen
auf Spatzen geschossen
wird. Leider wird dieser bürokratische
Schildbürgerstreich
zu Lasten der finanziell sehr
stark belasteten Schafhalter
ausgetragen.
Nach der aktuellen EU-Festlegung
muss zum 1. Januar
2010 die elektronische Kennzeichnung
als zweite Kennzeichnung
neben der bereits
bestehenden Kennzeichnung
durch die Ohrmarke vorgenommen
werden. Stattdessen
könnte wie im Schweinesektor
weiterhin mit der Bestandskennzeichnung
auch im Schafsektor
gearbeitet werden.
Außerdem wurde mit Bundesminister
Horst Seehofer anlässlich
einer persönlichen Unterredung
mit VDL-Vorstandsvertretern
zur Vermeidung von
Tierschutzproblemen durch
Ausreißen von Ohrmarken gemeinsam
beschlossen, eine Lösung
auf EU-Ebene anzustreben:
Schafe sollten erst dann
gekennzeichnet werden, wenn
sie den Betrieb verlassen.
Seit Beginn der Diskussion
um dieses Thema fordert die
VDL, diese Form der Kennzeichnung
zumindest so lange
nicht vorzuschreiben oder nur
auf freiwilliger Basis als zusätzliche
Kennzeichnung anzubieten,
bis aussagekräftige Ergebnisse
aus dem derzeit vom
Bund finanzierten Erprobungsversuch
der verschiedenen Systeme
vorliegen.
Aus Sicht der VDL macht die
elektronische Kennzeichnung
keinen Sinn und ist mit hohen
Kosten für die Schafhalter verbunden,
ohne dass Verbesserungen
beim Verbraucherschutz
erzielt werden. Ferner
zieht es Entsorgungsprobleme
etc. nach sich, ein Kennzeichnungssystem
verpflichtend einzuführen,
bevor nicht die Erprobung
ausgewertet ist.
In anderen Bereichen – wie
beispielsweise der Automobilindustrie
– wäre es undenkbar,
neu entwickelte Fahrzeuge
oder Geräte einzusetzen, ohne
nicht im Vorfeld alle offenen
Fragen geklärt zu haben. Hier
scheinen bislang die Forderungen
bei der EU-Kommission auf
taube Ohren zu stoßen.
Auch das EU-Parlament hatte
in seiner Stellungnahme zur
Zukunft der Schafwirtschaft
auf die dringend erforderliche
Hinterfragung der elektronischen
Kennzeichnung hingewiesen.
Beispielsweise ist einerseits
bei Haltungssystemen
u. a. aus Tierschutzgründen eine
TÜV-Zulassung vorgesehen
und andererseits soll diese
neue Kennzeichnungsform ohne
praktische Erprobung für
die Schafwirtschaft eingeführt
werden.
In diesen Punkten bedarf es
ebenso der Klärung aller Fragen,
so die VDL.
Eine Erprobung an Schlachtlämmern,
wie sie in der Vergangenheit
in einem EU-Land
vorgenommen wurde, reicht
nicht aus und wird den aktuellen
Entwicklungen nicht gerecht.
Mit Sicherheit wird daher
die VDL das Angebot des Bundesministeriums
für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz
(BMELV) aus
dem letzten Jahr aufgreifen,
dieses Thema der zeitlichen
Verschiebung für die Einführung
der elektronischen Kennzeichnung
erneut mit der Spitze
des BMELV zu erörtern,
wenn zu befürchten ist, dass
die Einführung bei der Praxis
bzw. aus Tierschutzgründen
auf Probleme stößt.
Aus Gesprächen der VDL Ende
Juli mit Vertretern des Bayerischen
Staatsministeriums,
das für die mögliche Umsetzung
einer derartigen Kennzeichnung
im Bundesland verantwortlich
ist, war erfreulicherweise
zu erfahren, dass
der Landesschafzuchtverband
und damit die VDL bei diesem
Vorstoß die Unterstützung der
Bayerischen Landesregierung
erwarten kann.
Nur wenn sich die für die
Tierseuchenbekämpfung verantwortlichen
Landesministerien
– und in diesen Bereich ist
die Kennzeichnungsregelung
einzuordnen – geschlossen für
die Verschiebung, besser noch
für eine freiwillige Anwendung
aussprechen, wird Bundesminister
Seehofer sich für eine
derartige Änderung in Brüssel
einsetzen. Doch ferner bedarf
es auch der Unterstützung anderer
EU-Mitgliedsländer!
Aus einem Gespräch der VDL
mit dem englischen Bauernverband
sowie nationalen Schafzuchtverband
war ebenfalls die
eindeutige Forderung in dieser
Richtung zu vernehmen.
Nun werden von VDL-Seite
mit starken nationalen wie
auch europäischen Verbündeten
im Verlauf des Jahres 2008
viele Anstrengungen erforderlich
sein, diese Forderungen
erfolgreich durchzusetzen, damit
die Änderung auch rechtzeitig
vor Jahresende 2009 entsprechend
beschlossen wird.
Ihre VDL
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