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Sachsen

Offener Brief sächsischer Weidetierhalter an Ministerpräsident Michael Kretschmer

In einem Offenen Brief vom 23. Mai 2022 an Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) fordern mehrere sächsische Verbände Kretschmer auf, sich auf Bundesebene aktiv für eine Bestandsregulierung des Wolfes einzusetzen. Denn die artgerechte Weidetierhaltung und die damit verbundene naturnahe Landschaftspflege zugunsten biologischer Artenvielfalt stehen in Sachsen mittelfristig vor dem Aus, heißt es in dem Schreiben.

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Sächsischer Bauernverband
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Hier der weitere Inhalt des Offenen Briefes an Ministerpräsident Kretschmer:

"Aufgrund der zunehmenden Ausbreitung des Wolfes steigt in Sachsen die Zahl der Übergriffe auf Weidetiere rasant. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der durch den Wolf geschädigten Weidetiere nahezu verdoppelt.

Wurden mit Stand 16. April 2021 84 bestätigte Wolfsrisse seit Beginn des Jahres 2021 erfasst, waren es zum 22. April 2022 bereits 165 und drei Wochen später sogar 212 geschädigte Weidetiere im laufenden Jahr!

Parallel setzt sich der Abwärtstrend etwa in der Schafhaltung der vergangenen Jahre weiterhin fort. Das Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen bestätigte in einer Pressemitteilung vom 9. März 2022 den niedrigsten Schafbestand seit Durchführung der Erhebung vor zehn Jahren.

Zwingend und unverzichtbar ist daher aus Sicht der Weidetierhalter, eine pragmatische Bestandsregulierung der Wolfspopulation in Sachsen und anderen betroffenen Bundesländern. Ein solcher Weg muss unter anderem Bestandsunter- sowie Bestandsobergrenzen vorsehen und nach dem Jagdrecht ebenso die Eliminierung von Problemtieren durch Schutzjagden ermöglichen.

In der Weidetierhaltung sind gerade junge und neugeborene Tiere für Wölfe leichte Beute. Derartige Übergriffe haben trotz der Installation geeigneter, stromführender Zäune in den vergangenen Monaten und Jahren gezeigt, dass solche Schutzmaßnahmen längst nicht mehr ausreichen.

Zusätzlich sei erwähnt, dass der Unterhalt und die Pflege solcher Schutzzäune, etwa hinsichtlich Freihaltens von Bewuchs, Weidetierhalter vor enorme arbeitsintensive und finanzielle Herausforderungen stellt. Ein überwiegend auf Weidetierhaltung ausgerichteter Betrieb wird daher mit der Frage konfrontiert, ob man diese Aufwände, trotz finanzieller Unterstützung vom Staat, jemals refinanzieren kann und es sich für den eigenen Betrieb daher überhaupt lohne?

Betrachtet man zudem das Verhalten der Weidetiere nach Wolfsübergriffen, etwa bei Rindern, so ist deren Verhalten gegenüber Landwirten oftmals aggressiv bis lebensbedrohlich. Die Tragweite der Wucht einer panischen Pferdeherde auf und über Straßen, Autobahnen, Menschengruppen schließlich tödlich.

Schlussendlich steht der Weidetierhalter vor der Frage entweder eine ganzjährige Stallhaltung oder sogar die völlige Aufgabe der Tierhaltung in Betracht zu ziehen!

Sicher Artenschutz ist richtig und wichtig. Es kann und darf aber nicht sein, dass eine Tierart zu Lasten der Anderen bevorzugt wird.

Wir, die unterzeichnenden Verbände, fordern Sie daher gemeinsam mit Landrat Michael Harig auf, sich aktiv für eine Bestandsregulierung des Wolfes auf Bundesebene einzusetzen, damit Weidetierhaltung in Sachsen auch weiterhin eine sichere und praktikable Zukunft hat.

Die Unterzeichner:

Gunther Zschommler, Vizepräsident Sächsischer Landesbauernverband e.V., Michael Harig, Landrat Landkreis Bautzen, Detlef Rohrmann, Vorsitzender Sächsischer Schaf- und Ziegenzuchtverband e. V., Wilhelm Bernstein, Vizepräsident Landesjagdverband Sachsen e. V., Bernd Barfuß, Vorsitzender Sächsischer Rinderzuchtverband e. V., Hans-Jürgen Gerlach, Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender Landesverband landwirtschaftliche Wildhalter des Freistaates Sachsen e. V., Bernhard Feßler, Leiter Hauptstadtbüro Deutsche Reiterliche Vereinigung e. V. (FN), Christian Kubitz, Geschäftsführer und Zuchtleiter Sachsen Pferdezuchtverband Sachsen-Thüringen e. V., Annett Schellenberger, Präsidiumsmitglied Landesverband Pferdesport Sachsen e. V.

 

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