VDL schockiert über fehlendes Verständnis für Sorgen der Schafhalter
Der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages sieht mehrheitlich keinen Bedarf für Maßnahmen gegen die Verbreitung des Wolfes in Deutschland.
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In seiner Sitzung am 12. Januar 2022 verabschiedete der Ausschuss mit den Stimmen der Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und Die Linke eine Beschlussempfehlung, auf die Überweisung einer entsprechenden Petition an die Bundesregierung zu verzichten und das Petitionsverfahren abzuschließen, „weil dem Anliegen teilweise entsprochen worden ist“.
Die Fraktionen von CDU/CSU und AfD hatten hingegen für eine Überweisung mit dem höchstmöglichen Votum „zur Berücksichtigung“ plädiert.
"Man hört uns nicht zu"
"Diese Meldung hat nicht nur uns Schafhalter erschüttert. Wieder einmal stellen wir fest, dass man uns Weidetierhaltern nicht zuhört!", so der Vorsitzende der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL), Alfons Gimber, in seiner ersten Bewertung.
Alle Argumente, Beispiele, Hinweise und Bilder von getöteten und verletzten Weidetieren - und dies trotz aller Schutzmaßnahmen - scheine die Verantwortlichen nicht zu erreichen. Die weitere Ausbreitung des Wolfes unter den jetzigen Bedingungen führe zu einer weiteren Spaltung in der Bevölkerung, und auch die angeblich gewünschten gesellschaftlichen Ziele von Artenvielfalt bis Ressourcenschutz würden infrage gestellt.
Kilometerlange Zäune können nicht die Lösung sein
"Wir setzen uns für das Tierwohl unserer Weidetiere ein. Wir sind laut Tierschutzgesetz aufgefordert, unsere Tiere vor dem Wolf zu schützen. Das tun wir mit allen verfügbaren Mitteln, doch können kilometerlange und meterhohe Zäune durch die Landschaft genauso wenig die Lösung sein wie die Aufstallung von Weidetieren", betonte Gimber.
Die Entwicklung der Übergriffe auch auf Pferde und Rinder zeigten, dass die gegenwärtige Entwicklung des Bestandes an Wölfen kontraproduktiv der Weidetierhaltung gegenüberstehe.
Nach Information der VDL stehe die Regulierung des Wolfsbestandes im Brennpunkt der Diskussion. Dennoch ließen weder die Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes noch die Einführung eines Praxisleitfadens zur Erteilung artenschutzrechtlicher Ausnahmen ein Ende der Zielkonflikte zwischen Weidetierhaltung und dem Artenschutz des Wolfes erkennen. Grundsätzlich habe die Weidetierhaltung wenig Konflikte mit dem Artenschutz. Vielmehr bereichere sie diese durch die besonderen Weideformen.
Wolfspopulation wächst zunehmend an
Im Monitoringjahr 2019/2020 sind die Bestände an Wölfen nachweislich weitergewachsen. Es wurden 128 Wolfsrudel, 35 Paare und zehn territoriale Einzeltiere bestätigt. Das bedeutet einen Anstieg der Territorienzahl um 9 % im Vergleich zum Vorjahr, sagt aber nichts über den Bestand an Wölfen insgesamt aus.
"Obwohl die Zahlen von getöteten und verletzten Weidetieren trotz Herdenschutzmaßnahmen weiter deutlich ansteigen, sieht der Petitionsausschuss mehrheitlich keinen Bedarf für Maßnahmen gegen die Verbreitung des Wolfes in Deutschland", erklärt Gimber.
Finnland ist Beispiel mit vorzeigbarem Erfolg
Nach Ansicht der VDL sollten die Schutzbestimmungen der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie für einzelne Arten eine Regulierungsoption bei Schädigung anderer FFH-geschützter Arten und Gebiete beinhalten.
In diesem Zusammenhang verwies die VDL auf das Beispiel Finnland: Hier gebe es mit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zur Wolfsjagd eine behördliche Entscheidung über eine Ausnahme vom strengen Schutz nach der FFH-Richtlinie. Unter anderem um illegale Tötungen zu verhindern und der Bevölkerung Handlungsspielraum zu ermöglichen.
Schafhaltung unersetzlich für Biodiversität
Daher sei das Verhalten der Deutschen Bundesregierung eine Farce gegenüber den Weidetierhaltern, betonte die VDL. Die Ausführungen der Grünenvertreterin im Petitionsausschuss, dass „für die gesunkene Attraktivität des Schäferberufes im Übrigen auch nicht der Wolf verantwortlich sei“, sei respektlos gegenüber dem Berufsstand.
Dass die für die Biodiversität unersetzliche Schafhaltung politisch nicht hinreichend unterstützt wird, um ein auskömmliches Einkommen zu erzielen, liege in der Tat nicht in der Verantwortung des Wolfes. Ebenso wenig jedoch in der der Schäfer.
Doch sei nicht zu verkennen, dass viele Schafhalter verzweifeln und ihre Schafhaltung gerade auch deshalb beenden, weil sie trotz vorgenommener Herdenschutzmaßnahmen Übergriffe mit getöteten und schlimm verletzten Schafe zu beklagen haben, so der Branchenverband.
Eine wirtschaftlich tragfähige Koexistenz als Ziel
Das gegenwärtige Diskussionsniveau zum Thema Wolf und Weidewirtschaft führe nicht zu einer Annäherung in diesem Zielkonflikt und noch weniger zu einer Lösung. Es zeuge nur von Ignoranz. Daher seien rasch Gespräche mit den Ressortministern notwendig, um endlich eine wirtschaftlich tragfähige Koexistenz zwischen Schaf- und Weidetierhaltern mit dem Wolf zu erreichen, sagte Alfons Gimber.
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