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Mecklenburg-Vorpommern

Neuer Wolfsmanagementplan unterzeichnet

Agrar- und Umweltminister Dr. Till Backhaus hat am 20. September 2021 den neuen Wolfsmanagementplan für Mecklenburg-Vorpommern unterzeichnet. Der Landesschaf- und Ziegenzuchtverband Mecklenburg-Vorpommern sieht in dem neuen Wolfsmanagementplan des Landes jedoch nur bedingte Fortschritte gegenüber dem ersten Plan von 2010.
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Im Vorfeld der Unterzeichnung durch Minister Dr. Till Backhaus hatten der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Landesschaf- und Ziegenzuchtverband Mecklenburg-Vorpommern e.V., der Landesjagdverband Mecklenburg-Vorpommern e.V., der NABU Mecklenburg-Vorpommern e.V. und der BUND Mecklenburg-Vorpommern e.V. sowie weitere Beteiligte dem Wolfsmanagementplan zugestimmt.

Zum größten Teil konnte inhaltlich Einigkeit erzielt werden, abweichende Positionen wurden kenntlich gemacht. Zu diesen strittigen Themen zählt die künftige einzelfallunabhängige Regulierung des Wolfsbestandes in Mecklenburg-Vorpommern, die momentan aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist.

Inhaltliche Aktualisierung

Der aktuelle Managementplan für den Wolf in Mecklenburg-Vorpommern wurde im Jahr 2010 veröffentlicht. In einem umfassenden Über­arbeitungsprozess wurde nun ein neuer Wolfmanagementplan für Mecklenburg-Vorpommern erstellt. In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche Weiterentwicklungen beim Thema Wolf. Daher wurde der neue Managementplan neben einer inhaltlichen Anpassung neu strukturiert und thematisch erweitert.

Erweiterung der AG Wolf

Bereits der erste Managementplan wurde in einem breiten Dialogverfahren mit verschiedenen Interessenvertretern in der AG Wolf erarbeitet. Für den Überarbeitungsprozess wurde 2020 die AG Wolf neu berufen. Da sich in den vergangenen Jahren einige Konfliktfelder neu ergeben haben, erfolgte die Erweiterung der AG um je einen Vertreter der Pferde-, Rinder- und der landwirtschaftlichen Wildtier­halterInnen. Zusammen mit der AG Wolf wurde der Managementplan durch kleinere thematische Arbeitsgruppen intensiv bearbeitet.

Feststellung des günstigen Erhaltungszustandes ist wichtig

„In den vergangenen 10 Jahren haben sich zahlreiche Neuerungen zum Thema und im Umgang mit dem Wolf ergeben. Dazu zählen unter anderem eine deutliche gestiegene Wolfspopulation und damit einhergehend neue Konfliktfelder“, führt Minister Dr. Backhaus aus. „In der Diskussion wird von verschiedenen Seiten immer wieder gefordert, in ein aktives Bestands­management einzutreten. Dies ist aber derzeit rechtlich nicht möglich. Solange für die Art Wolf nicht der günstige Erhaltungszustand erklärt worden ist, kann es keine Bewirtschaftung des Wolfsbestandes geben. Ich vertraue darauf, dass die neue Bundesregierung drauf hinarbeiten wird, dass Brüssel den günstigen Erhaltungszustand feststellt. Was den Managementplan für das Land angeht, freue ich mich sehr, dass wir diesen Prozess nun gemeinsam zum Abschluss bringen konnten.“

Weitere Informationen rund um den Wolf in Mecklenburg-Vorpommern können unter https://wolf-mv.de/woelfe-in-m-v/ eingesehen werden.

Position des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes

Der Landesschaf- und Ziegenzuchtverband Mecklenburg-Vorpommern (LSZV) sieht im neuen Wolfsmanagementplan (WMP) des Landes nur bedingte Fortschritte gegenüber dem ersten Plan von 2010. Die Entwicklung der letzten zehn Jahre sei zwar dargestellt worden, aber sie werde der Dynamik beim Zuwachs an Wölfen und Schäden an Schafen durch Wölfe nicht gerecht:

  • Im Monitoringjahr 2010/11 habe es lediglich 2 territoriale Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern gegeben. Im Monitoringjahr 2020/21 waren es bereits 14 Rudel, 1 Paar und 5 territoriale Wölfe.
  • Während es 2011 2 Wolfsübergriffe mit 20 toten und vier verletzten Tieren gab, waren es 2020 bereits 102 Übergriffe mit 345 getöteten und 108 verletzten Tieren.

Aus Sicht des Verbandes sollte ein Wolfsmanagementplan Ziele, Maßnahmen und Handlungsoptionen für ein möglichst konfliktfreies Nebeneinander von Menschen, Nutztieren und Wölfen festlegen. Er sollte sich mit Empfehlungen und Handlungsanweisungen an Politik, Behörden, Verbände, Tierhalter und Jagdberechtigte richten. Diese Vorgaben erfülle der vorliegende Wolfsmanagementplan noch nicht, kritisiert der Landesverband in einer aktuellen Presseinformation.

Susanne Petersen, Vorsitzende des Schaf- und Ziegenzuchtverbandes: „Wir anerkennen die Bemühungen des Ministeriums, die betroffenen Verbände in die Beratung einzubeziehen. Immerhin ist es uns gelungen, nach über einem Jahr Diskussion unsere Ansprüche an ein aktives Wolfsmanagement in Form von klar definierten Dissenspunkten in dem Plan zu dokumentieren.“

Zu den strittigen Dissenspunkten gehören:

  • Die Landesregierung wird aufgefordert, sich auf allen politischen Ebenen für die sofortige Feststellung des günstigen Erhaltungszustandes des Wolfes einzusetzen.
  • Nach Feststellung des günstigen Erhaltungszustandes sind die rechtlichen Grundlagen zu schaffen bzw. sich beim Bund dafür einzusetzen, nach dem Vorbild von Skandinavien und Frankreich eine aktive Bejagung zu ermöglichen.
  • Auf Landesebene sind die Voraussetzungen einer Wolfsentnahme weiter zu konkretisieren und Rechtssicherheit zu schaffen, z.B. durch eine Wolfsverordnung oder einen auf das Land zugeschnittenen, praktikablen Praxisleitfaden.
  • Der bisher auf Bundesebene entworfene und in Mecklenburg-Vorpommern für verbindlich erklärte Praxisleitfaden ist noch nicht vollzugstauglich, u.a. geht er über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Dies gilt insbesondere für die dort aufgeführten und im Rahmen der Alternativenprüfung zu berücksichtigenden zumutbaren Herdenschutzmaßnahmen.
  • Beim Schadensausgleich von mit einem Wolfsübergriff zusammenhängenden Ausgaben müssen auch wolfsbedingte Herdenausbrüche und dadurch verursachte Schäden Berücksichtigung finden.

Susanne Petersen fordert: „Wir fordern aber bereits jetzt die politisch Verantwortlichen ebenso wie die Verwaltung auf, bei den in Kürze anstehenden Koalitionsverhandlungen im Land und im Bund im Sinne unserer Forderungen, ganz besonders auch der als Dissenspunkte genannten, aktiv zu werden.“

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