Die Politik muss zu ihrem Wort stehen!
Nach dem erneutem Riss eines Ponies in Hünxe werden die Rufe nach der Entnahme der Wölfin GW954f (auch bekannt unter dem Namen Gloria) durch verschiedene weitere Gruppierungen wieder lauter.
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Der Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV), Bernhard Conzen, forderte am 6. Januar 2021: „Es bedarf in NRW klarer und mutiger Schritte bei der Frage, wie mit Wölfen, die Schutzzäune überwinden und Weidetiere reißen, weiter umgegangen werden soll. Die Landwirte und ihre Tiere brauchen hierbei Sicherheit.“ Der Schafzuchtverband NRW habe bereits mehrfach die Entnahme der im Wolfsgebiet Schermbeck ansässigen Wölfin gefordert, informiert der Verband in einer Pressemitteilung am 13. Januar 2021.
Wölfin hat die Zäune mehrfach überwunden
Ortrun Humpert, Vorsitzende des Schafzuchtverbandes NRW, kann der Aussage von Herrn Conzen nur zustimmen, denn die Wölfin hat nachweislich wiederholt Zäune, die den Anforderungen des Herdenschutzes entsprechen, überwunden. Unklar ist, ob die Zäune übersprungen oder untergraben wurden. Jedoch konnten bisher an keinem für diese Wölfin bestätigten Übergriff erfolgreiche Untergrabespuren gefunden werden. Ein Überspringen ist wahrscheinlich. Die Beweispflicht dazu dürfe jedoch nicht dem Tierhalter obliegen, fordert der Landesschafzuchtverband.
Der Schafzuchtverband setzt sich seit Jahren für ein mögliches Zusammenleben von Wolf und Weidetierhaltern ein und habe sich zu keiner Zeit populistischer Mittel bedient. Trotzdem sehen sich die Schafhalter insbesondere in den Wolfsgebieten zunehmend mehr diffamierenden Vorwürfen der Wolfsbefürworter ausgesetzt.
"Die Behauptung unzureichenden Herdenschutzes ist klar widerlegbar und wird durch die ständige Wiederholung nicht besser. Selbsternannte Experten sprechen Branchenvertretern ihre berufsständische Sachkenntnis und Fürsorge um die eigenen Tiere ab. Das können und wollen wir nicht länger hinnehmen", betont der Schafzuchtverband in seiner Pressemitteilung.
Zahlreiche Risse trotz Herdenschutzmaßnahmen
Der überwiegende Anteil der Schafhalter habe sich der Herausforderung gestellt und Herdenschutzmaßnahmen ergriffen, informiert der Verband. Trotzdem kommt es im Wolfsgebiet Schermbeck weiterhin zu zahlreichen Rissen. Häufig werde den Branche vorgeworfen, dass nicht alle Schafhalter die Maßnahmen und Möglichkeiten des Herdenschutzes umsetzen. Hierzu erklärt der Schafzuchtverband, die Übergriffe fänden nicht nur an noch nicht ausreichend geschützten Tieren statt, sondern die Zumutbarkeit aller möglichen Methoden müsse auch irgendwann ein Ende haben. Sei es eine nicht artgerechte komplette Aufstallung oder ein flächendeckender Einsatz von Herdenschutzhunden, der aus verschiedenen Gründen nicht in jeder Tierhaltung umsetzbar sei.
Ausnahmewölfin in Schermbeck
In den anderen Wolfsgebieten Nordrhein-Westfalens sei laut Schafzuchtverband eine andere Situation zu beobachten. Dort gebe es seit längerer Zeit keine Risse durch ansässige Wölfe. "Die dort lebenden Wölfe haben die getroffenen Maßnahmen augenscheinlich bisher gut akzeptiert." Die Tierhalter haben in allen Gebieten vergleichbare Schutzmaßnahmen ergriffen – die unterschiedliche Situation ist nach Ansicht des Schafzuchtverbandes einzig auf die dort lebenden Wolfsindividuen zurückzuführen.
Im Wolfsgebiet Schermbeck ist mittlerweile bekannt geworden, dass ein Rudel ansässig ist. Bilder zeigten zwei ausgewachsene Wölfe mit einem etwa halbjährigen Jungwolf (Meldung vom 22.12.2020 durch das LANUV). Dieser Umstand sollte die Entnahme nicht einschränken, da der Jungwolf bereits nicht mehr auf die säugende Mutter angewiesen ist. Es müsse unbedingt verhindert werden, dass die Wölfin das auffällige Jagdverhalten und die Strategien zur Überwindung jeglicher Herdenschutzmaßnahmen an den Jungwolf weitergibt, fordert der Landesschafzuchtverband.
Alle müssen an einem Strang ziehen
Im Falle, dass der Nachwuchs dieses Verhalten erlernt, werde der Herdenschutz ad absurdum geführt. "Die Tierhalter, die viel Zeit und Kraft in die Umsetzung der Maßnahmen gesteckt haben, fühlen sich von der Politik hingehalten", betont der Verband. Mehrere Male schon seien von der Politik Maßnahmen zugesagt worden, nun fordert der Schafzuchtverband erneut, dass das Ministerium zu diesen Aussagen steht!
Herdenschutz könne nur funktionieren, wenn alle Seiten an einem Strang ziehen – die Tierhalter setzen die geforderten Maßnahmen um, die Politik kümmert sich in gleichem Maße darum, dass auffällige Wölfe, die die Herdenschutzmaßnahmen wiederholt überwunden haben, auch entnommen werden.
"Wenn sich die Politik nicht an ihre Aufgabe hält, wie sollen wir den Schafhaltern dann vermitteln, dass sie sich weiterhin an die Maßgaben zu halten haben?", ist eine offene Frage der Vorstandes des Landesschafzuchtverbandes.
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