Unterschiedliche Ansichten zum Herdenschutz dürfen nicht zu Beleidigungen innerhalb des Berufsstandes führen
Als völlig unverständlich und für viele Schaf- und Weidetierhalter*innen und insgesamt beleidigend wertet der VDL-Vorstand die von Herrn Kucznik in den sozialen Medien veröffentlichten Videos mit seinen eigenen Kommentaren zum Herdenschutz bzw. stattgefundenen Schafverlusten.
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Zu welchem Zwecke er die Kurzfilme gedreht und mit eigenen Kommentaren versehen veröffentlicht hat, ist nicht bekannt. Herr Kucznik weist in seinen Videos darauf hin, dass in Brandenburg keine Probleme mit dem Wolf auftreten und auf seinem Betrieb keine Schafe mit aufgerissenen Bäuchen zu finden sind, denn so Herr Kucznik u.a. wörtlich: „… wenn man‘s kann, kann man‘s...“
Damit macht er deutlich, dass scheinbar einige Schafhalter den Herdenschutz beherrschen und andere nicht. Damit stellt er indirekt die fachlichen Fähigkeiten seiner Berufskollegen, die auch z.T. Verbandsmitglieder sind, mehr als in Frage. Dies ist eine Beleidigung des Berufsstandes durch die Botschaft von Herrn Kucznik, dass, um eine Schafherde vor dem Wolf zu sichern, allein die eigene Befähigung als Schäfer*in ausschlaggebend ist, was aufs Schärfste zu verurteilen ist, so der VDL-Vorsitzende Alfons Gimber. Er verkennt, dass bislang kein Herdenschutz eine hundertprozentige Sicherheit bietet. Der Herdenschutz mit immer höheren Zäunen und immer mehr Hunden hat seine letztendlich auch finanziellen Grenzen.
Herr Kucznik ist nicht nur Privatperson, sondern gleichzeitig Vorsitzender des Landesverbandes Berlin Brandenburg und der Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde. Vor allem bei Kommentaren in den sozialen Medien müssen diese unterschiedlichen Ämter und dementsprechende Interessen seitens des Veröffentlichenden wohlüberlegt sein.
Der VDL-Vorstand kann eine derartige Beleidigung der eigenen Branche nicht nachvollziehen. Herr Kucznik steht dem Brandenburger Landesverband vor und verunglimpft die eigenen beitragszahlenden Berufskollegen sowie jene in anderen Landesverbänden.
Durch Übergriffe jeglicher Art werden Existenzen zerstört. Dies sollte ein Landesvorsitzender wissen und ernst nehmen. Auch wenn sich für die Züchter von Herdenschutzhunden aktuell ein interessanter Absatzmarkt beim Herdenschutz öffnet, ist nach wie vor objektiv festzustellen, dass weder Zaun noch Schutzhunde bisher einen hundertprozentigen Schutz sicherstellen; es sind lediglich die aktuell bekannten bestmöglichen Hilfen. Jeder Schafhalter wird sicherlich die für ihn beste Herdenschutzmaßnahme einsetzen. Dies obliegt seiner Entscheidung und ist sicherlich auch von den Gegebenheiten vor Ort abhängig. Doch ist ein sicherer Herdenschutz mit den bekannten Herdenschutzmaßnahmen weder in Bergregionen noch entlang von Küstenstreifen möglich.VDL