Zunehmende Probleme mit Wölfen
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„Hessens Landwirtschaftsministerin Priska Hinz ignoriert die berechtigten Sorgen unserer Weidetierhalter. Für die Ministerin hat der Schutz des Wolfes offensichtlich einen höheren Stellenwert als das Leben von Schafen, Ziegen, Rindern und Pferden“, kritisiert der Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes, Volker Lein, und wirft der Ministerin Untätigkeit vor.
Nach der Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes im Frühjahr dieses Jahres könnten einzelne Wölfe entnommen, das heißt, getötet werden, wenn ernste Schäden aufgetreten seien. "Diese Grenze ist im Falle der Stölzinger Wölfin längst überschritten", betont Lein. Kürzlich habe das Oberverwaltungsgericht Niedersachsen in einem Urteil den Abschuss von zwei Wölfen, die trotz guter Herdenschutzmaßnahmen nachweislich mehrere Schafe gerissen hätten, erlaubt, mit der Begründung, die Maßnahme sei zur Abwendung erheblicher wirtschaftlicher Schäden gerechtfertigt. Zumutbare Alternativen zur Tötung gebe es nicht, weil die Gefahr bestehe, dass die beiden Wölfe die erlernte Jagdtechnik an andere Wölfe aus ihrem Rudel weitergeben würden.
Erhaltungszustand längst erreicht
„Die zunehmende Ausbreitung des Wolfes in Deutschland um jährlich 30 Prozent gefährdet die Halter von Weidetieren in den betroffenen Gebieten in ihrer Existenz. Wir haben in Deutschland mittlerweile einen Wolfsbestand von circa 1.350 bis 1.950 Tieren. Damit ist die Anzahl der amtlich dokumentierten Risse von Weidetieren rasant angestiegen“, beklagt Lein. Das von Artenschützern verfolgte Ziel des guten Erhaltungszustandes der Wolfspopulation sei hierzulande längst erreicht. Demzufolge sei auch nach dem europäischen Naturschutzrecht eine Regulierung der Wolfsbestände ohne Weiteres möglich.
"Teure Maßnahmen helfen nicht wirklich"
„Die vom hessischen Landwirtschaftsministerium propagierten sehr aufwändigen und teuren Herdenschutzmaßnahmen, die Erhöhung der Herdenschutzprämie und die im Februar beschlossene Weidetierprämie sind zwar anerkennenswert, die Maßnahmen helfen aber nicht wirklich“, hebt Lein hervor. Deshalb fordere der Hessische Bauernverband den gezielten Abschuss von Problemwölfen als die einzige effektive Maßnahme, um Weidetiere und deren Halter vor Leid zu bewahren. Ansonsten werde die von Politik und Gesellschaft für den Naturschutz und die Landschaftspflege gewünschte Weidetierhaltung in Hessen bald der Vergangenheit angehören, befürchtet Lein. Dies werde die Attraktivität der hessischen Grünlandregionen und des ganzen ländlichen Raumes erheblich beeinträchtigen.
„Auch um die Versorgung der Bevölkerung mit Milch und Fleischprodukten aus heimischer Weidetierhaltung zumindest zum Teil zu gewährleisten, brauchen wir hierzulande keine Wolfsreviere, sondern sichere Weidegebiete“, betont Vizepräsident Lein abschließend.
Beim Talk in Rhein-Main TV am 23. Juli 2020 hat Präsident Karsten Schmal die Problematik zwischen Wolf und der Weidetierhaltung aus Sicht des Berufsstandes erläutert. Den Link zur Sendung finden Sie hier.
HLNUG-Äußerungen sorgen für Ärger
Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) hat sich in der Hersfelder Zeitung und der Werra-Rundschau vom 3.8.2020 zur Nachweisbarkeit von Nutztier-Rissen durch die Stölzinger Wölfin geäußert. Dazu hat der Generalsekretär des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Peter Voss-Fels, wie folgt Stellung bezogen:
"Die Äußerungen des HLNUG, wonach man nicht zweifelsfrei sagen könne, ob die Stölzinger Wölfin wirklich bei allen dokumentierten Nutztier-Rissen den für die Zäunung geltenden Grundschutz überwunden hat und vor allem die weiteren Ausführungen von HLNUG-Mitarbeiterin Susanne Jokisch, sind eine Unverschämtheit und an Arroganz nicht zu überbieten.
Ihre Ausflüchte und die an den Haaren herbeigezogenen Szenarien, nach denen der Grundschutz gegebenenfalls nicht erfüllt wurde, sind ein Schlag ins Gesicht unserer Weidetierhalter.
Aufgrund äußerer Einflüsse (Stromausfall durch zum Beispiel Blitzeinschläge oder Batteriediebstahl von Weidezaungeräten) ist der Grundschutz der Weidetiere trotz regelmäßiger Kontrollen durch den Landwirt natürlich nicht hundertprozentig zu gewährleisten! Sehr enttäuschend ist die offenkundige Verweigerungshaltung der Behörde, die den Bürgern eigentlich dienen und helfen sollte.
In Bezug auf den Tierschutz wird in Hessen mit zweierlei Maß gemessen. Der Wolf wird uneingeschränkt willkommen geheißen. Wenn Weidetiere von diesem Raubtier gerissen werden, leiden nicht nur die Tiere, sondern auch deren Halter. Das hessische Landwirtschaftsministerium und seine nachgeordneten Behörden nehmen dies billigend in Kauf. Das ist ein untragbarer Zustand.
Übrigens lässt sich der Konflikt zwischen Wolf und Weidetierhaltung nicht mit dem Scheckbuch lösen. Viel wirksamer und zielführender wäre die Anerkennung der hessischen Grünlandregionen als wolfsfreie Gebiete. Das Land Hessen könnte sich dann das aufwändige Wolfsmanagement mit hohen Personalkosten und Entschädigungszahlungen sparen."
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