Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Niedersachsen

Verheerende Übergriffe im Raum Uelzen und an der Ems: Wolf wahrscheinlich

Trotz verbesserter Schutzmaßnahmen sind die Tierhalter den Wölfen nicht gewachsen. Im Vergleich der niedersächsischen Rissereignisse der Jahre 2019 (43) zu 2020 (74) bis zum 22. März 2020 haben sich die Risse fast verdoppelt, und die Anzahl der toten Tiere hat sich mit 303 toten Tieren zu 2019 (104) fast verdreifacht. Besonders betroffen sind derzeit zwei Schäfer im Raum Uelzen mit 12 Rissen und mindestens 114 toten Schafen und Ziegen innerhalb von sieben Wochen.

Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Gerd Jahnke (vorne) führt seine versprengte Herde nach dem jüngsten Wolfsübergriff wieder zusammen.
Gerd Jahnke (vorne) führt seine versprengte Herde nach dem jüngsten Wolfsübergriff wieder zusammen.Anne Friesenborg
Artikel teilen:

Ein Riss vom 18. März 2020 lässt die Experten rätseln. Von neun gerissenen Tieren wurden sechs Tiere fast aufgefressen, mindestens 150 kg in einer Nacht vertilgt.

In der folgenden Nacht kam es zu einem weiteren Übergriff. Die Herde der Glockenschäferei von Familie Jahnke in Eimke stand mit 850 Tieren in Arendorf. Die Herde war ausgebrochen und in zwei Gruppen gesplittet. Ein Teil der Herde konnte in Holthusen auf einem Acker gesichert werden. Im Morgengrauen offenbarte sich die Härte dieses Übergriffs: Bis Wulfsode lagen die Kadaver auf den Äckern, überwiegend durch Kehlbiss getötet. Die Spurenlage ist laut dem Wolfsberater erdrückend: Kehlbisse, Trittsiegel - alles da.

Katastrophe in Uelzen

Viele Helfer aus der Umgebung fanden sich ein, um den Schäfer und seine Familie zu unterstützen. Während Tochter Verena die verletzten Tiere einsammelt, ist Gerd Jahnke dabei, die versprengten Tiere zu suchen. Andere Helfer sammeln bis in den späten Nachmittag die toten Tiere in der Umgebung ein. Am Ende sind es 26 tote Tiere und mindestens 16 verletzte Tiere, die eventuell zum Teil noch eingeschläfert werden.

Die Betroffenheit steht der Schäferfamilie ins Gesicht geschrieben. „Das ist eine Katastrophe“ sagt Schäfer Gerd Jahnke. „Seit Jahren kämpfen wir einen aussichtslosen Kampf, die Wölfe sind schlauer als wir. Esel habe ich angeschafft, die dürfen aber nicht alleine in der Herde stehen. Sechs Herdenschutzhunde wurden angeschafft und Netze von 1,07 m, höher als der geforderte Grundschutz von 90 cm. Alle ein bis zwei Tage bauen wir unsere Netze auf dem Ölrettich um. Wir können hier kaum noch in die Zukunft planen, wir sind nur noch mit Wölfen und dem Schutz unserer Schafe beschäftigt.“ Mittlerweile haben sie die Herden zusammengezogen und bauen die Netze doppelt auf.

Übergriff am Emsdeich

Am Westoverledinger Emsdeich in der Nähe von Papenburg sind Feuerwehr und Polizei am 22. März 2020 als Helfer bei einem vermuteten Wolfsübergriff gefordert. Einige der Spuren lassen auf einen Wolf schließen. Der Wolfberater war vor Ort und hat alles aufgenommen.

Am Sonntagmorgen kontrolliert Heinz Josef Kemper den von seiner Herde beweideten Deichabschnitt, auf dem sich eine Herde von ca. 150 hochtragenden Mutterschafen befand. Da nicht alle Schafe sofort zu sehen waren, schaute er über die Deichkrone und sah überall tote und verletzte Schafe liegen oder stehen. Ein Teil der Schafe steckte im Schlick der Ems, die Ebbe und Flut führt, fest. Polizei und Feuerwehr halfen mit Leitern bei der Bergung, da die Schafe, die noch lebten, zu ertrinken drohten. Anderen, noch lebenden Schafen waren die Scham oder das Euter abgefressen worden.

Die Bilanz: Bis jetzt ca. 13 tote Schafe, 3 eingeschläferte Schafe, 16 tote Lämmer,  14 Schafe, die verlammt haben. Ca. 50 Schafe und ein Teil Lämmer sind möglicherweise in der Ems ertrunken. 23 Lämmer, die keine Mutter mehr haben, werden mit der Flasche großgezogen.

Weitere Übergriffe andernorts

In Brandenburg wurden ebenfalls mehrere Risse trotz der Anwesenheit von Herdenschutzhunden gemeldet.

 

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren