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Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen

Bedeutung der Wanderschäferei für die Biodiversität in Deutschland

Um die Bedeutung der Wanderschäferei für die Biodiversität in Deutschland geht es in einer Kleinen Anfrage der Abgeordneten Friedrich Ostendorff, Steffi Lemke, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (Drucksache 19/12203). Die Bundesregierung hat dazu Stellung genommen.

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Frauke Muth
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Eine Wanderschäferei sei anhand der agrarstatistisch verfügbaren betrieblichen Merkmale nicht eindeutig von anderen Formen der Schafhaltung abgrenzbar, informierte die Bundesregierung in ihrer Antwort. Ziehe man näherungsweise Angaben zur Zahl der Betriebe heran, die 300 und mehr Mutterschafe (einschließlich gedeckter Jungschafe) halten und zugleich über eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von 50 Hektar oder weniger verfügen, so waren dies im Jahr 1999 303 Betriebe, im Jahr 2010 125 und im Jahr 2016 noch 97 Betriebe.

In ihrer Antwort betont die Bundesregierung die Bedeutung der extensiven Weidetierhaltung...

  1. ...für die biologische Vielfalt: Grünlandflächen gelten als artenreiche Lebensräume, deren Offenhaltung entweder durch Mahd oder Beweidung erfolgt. Dabei würden vor allem extensive Weidesysteme eine spezifische Flora und Fauna beinhalten.
  2. ...für den Erhalt und Schutz von Insektenarten: Grundsätzlich wirke sich eine extensive Beweidung verglichen mit einer intensiven Beweidung bzw. Mahd durch die Schaffung kleinräumiger Heterogenität in der Vegetationsstruktur und unterschiedlicher Lebensraumansprüche positiv auf viele Insektenarten und deren Biomasse aus.
  3. ...für den Erhalt und Schutz von Vogelpopulationen: Grundsätzlich profitierten Vogelarten, insbesondere bodenbrütende Arten, von einer extensiven Weidetierhaltung und damit einhergehender Strukturvielfalt durch die Verfügbarkeit von Nahrungsquellen (Insekten und Samen) und Nistplatzangeboten.
  4. ...zum Schutz von Wasser und Böden: Die Extensive Weidetierhaltung sei gekennzeichnet durch ein geringeres Düngungsniveau, den weitgehenden Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und einen geringen Tierbesatz. Sie fördere die Biodiversität, die Offenhaltung von Landschaften und diene auch dem Gewässerschutz.

Keine Abschätzung der Folgen

Auf die Frage, welche Tier- und Pflanzenarten sowie Biotoptypen drohten bei einer Aufgabe der Schäferei verloren zu gehen, räumt die Bundesregierung ein, dass für den Fall einer Aufgabe der Schäferei bisher weder eine Abschätzung der Folgen für die gesamte Nahrungskette noch für komplexe Ökosysteme existiere.

Sowohl die Nutzungsart als auch die Weidetierart beeinflussten die Vegetation. Jede Tierart habe durch die Trittwirkung, das selektive Fressverhalten, das Futteraufnahmespektrum und den Verbiss einen spezifischen Einfluss. Die Zusammensetzung von Pflanzen und Tieren einer Schafweide sei weder durch Mahd noch durch andere Weidetiere herzustellen oder zu erhalten. So würden Schafe die Vegetation bis auf die Bestockungsgrenze abbeißen. Sie führten so zu einer intensiven Bestockung des Pflanzenbestandes. Dadurch entstehe eine dichte Grasnarbe, die beispielsweise die Stabilisation von Deichen fördere, beschreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort.

Besonders bedrohte Ökosysteme

Aber auch der „Goldene Tritt“ oder auch „Trippelwalze“ genannt, sei nicht imitierbar. Von alledem profitieren kleine, ausläuferbildende Untergräser und Kräuter. Man erkenne dies am ausgeprägten Blühaspekt dieser Weiden, dem daraus resultierenden Artenreichtum an Insekten und davon abhängig an der Vielzahl von Vögeln. Viele Arten bzw. Artengruppen, die auf magere Standorte angewiesen seien, würden durch die Schafbeweidung besonders in Hütehaltung begünstigt.

Besonders bedroht durch den Wegfall von Schäfereien seien demnach Trocken- und Halbtrockenrasen, Heiden und Almen sowie die dort jeweils vorkommenden Tierarten. Wenn mit der Aufgabe der Schäferei ein Brachfallen folgt, gehe dies zudem mit einem Pflanzenartenverlust und einer Überprägung durch einzelne Pflanzenarten einher.

Eine Ausdehnung der Schafbeweidung ermögliche es, dem Verlust ökologisch unersetzbarer Lebensräume entgegenzuwirken, da sie hierdurch offengehalten werden können und in einem guten Erhaltungszustand bleiben, so die Bundesregierung. Des Weiteren diene die Schaffung von Herden-Triebwegen als genetischer Brückenschlag zwischen stark verinselten Biotopen. Die Wanderschäferei sei ein mobiler Biotopverbund, der unerlässlich für die Verbreitung bestimmter Pflanzenarten sei, aber auch zahlreichen anderen Arten geeignete Lebensräume für die Besiedlung schaffe.

Es lohnt sich, einen Blick in die ausführliche Antwort der Bundesregierung zu werfen.

 

 

 

 

 

 

 

 

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