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Baden-Württemberg

Wolf im Schwarzwald

Ende Oktober 2018 erläuterte Wolfsexperte Gregor Beyer aus Brandenburg vor rund 350 Zuschauern in Simmersfeld das Thema „Der Wolf im Schwarzwald“. Eingeladen hatte der Arbeitskreis Mutterkuhhaltung Nordschwarzwald/Gäu mit seinem Vorsitzenden Hans-Jochen Burkhardt aus Würzbach.

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Der Fleischrinderzüchter Hans-Jochen Burkhardt brachte die Bedenken der Weidetierhalter – alle Mutterkuhhalter sind Weidetierhalter – in seiner Einführung zum Ausdruck. Erfahrungen aus Südtirol, Bayern und der Schweiz zeigten, dass der Wolf auch Rindvieh reißt. 

Von Erfahrungen aus Brandenburg lernen

Gregor Beyer, von Hause aus  Forstwissenschaftler, ist Geschäftsführer des „Forum Natur“ in Brandenburg, einem Zusammenschluss von 200.000 Landnutzern, die in Brandenburg in rund 6000 Betrieben und Vereinen über ein Million Hektar Grundeigentum bewirtschaften. Sein Vortrag sollte keine wissenschaftliche Abhandlung sein, sondern ein Erfahrungsbericht aus Brandenburg, einem Bundesland, das schon immer, auch zu DDR-Zeiten, Erfahrungen mit dem Wolf machte. Das Märchen, dass der Wolf in Deutschland ausgerottet gewesen wäre, sei nicht zu halten, wenn man die ehemalige DDR mit zu Deutschland rechne, meinte der Referent. In den neuen Bundesländern war der Wolf immer vertreten und wurde bis zur Einführung des Bundesnaturschutzgesetzes im Jahr 1992 immer gejagt. 

Von Märchen und Mythen

Ab diesem Zeitpunkt war die Jagd auf den Wolf nicht mehr erlaubt und die Bestände konnten sich stark reproduzieren. Dass der Wolf eine gefährdete Art ist, gehört laut Beyer ebenfalls zu den Märchen, die um den Wolf erzählt werden. Die Population in Deutschland und in Westpolen wird auf 400 bis 500 Wölfe geschätzt. Ein Genaustausch findet auch mit rund 3600 baltischen Wölfen, etwa 1000 karelischen und circa 4000 Karpatenwölfen statt. Insgesamt also keine Spur von gefährdetem Bestand. Gregor Beyer verbannte außerdem das weitere „Märchen“, dass Wölfe scheu wären und nie gesehen würden, ins Reich der Mythen. „Der Wolf ist nur solange scheu, wie er bejagt wird!“, betonte er. Auch mitten in Siedlungen, beispielsweise am Stadtrand von Berlin, wurden Wölfe gesichtet. Beyer berichtete auch von Erfahrungen aus Alaska, wie dort vor Wölfen in Siedlungsbereichen gewarnt wird, und zwar von offiziellen Stellen. Der Wolf hole sich dort sein Nahrung, wo dies für ihn mit dem geringsten Aufwand verbunden ist. „Der Wolf ist auch nur ein fauler Hund!“ Nach Beyers Kenntnis dringt der Wolf in Stallungen ein und reißt dort Kälber. In Brandenburg hat es in der ersten Jahreshälfte 2018 bereits 49 Risse bei Rindern gegeben, dies sind soviel wie im ganzen Jahr 2017, nämlich 48 Rinder.

Gregor Beyer ging hart mit den bisherigen Wolfsmanagementplänen in Brandenburg ins Gericht. Diese Pläne würden momentan nicht die Wolfsbestände managen, sondern nur die Ausbreitung und Zunahme der Wolfbestände tatenlos beobachten. Des Weiteren seien die Managementpläne nur ein Versuch, mittels überaus bürokratischen Regeln die Betroffenen zu beruhigen. Seiner Auffassung zufolge müsste Management bedeuten, sich über ein Bestands- und/oder Schadensziel zu verständigen.

Die Politik in die Pflicht nehmen

Beyer forderte die Anwesenden auf, sich frühzeitig zur Wehr zu setzen und die örtliche Politik in die Pflicht zu nehmen und nicht auf Europaarecht zu setzen. Eine Schutzjagd wäre schon heute nach geltendem Recht möglich. Die Erfahrungen aus Brandenburg könnten folgendermaßen zusammengefasst werden: „Wildtiere müssen die Akzeptanz derer besitzen, die von ihnen betroffen sind, insbesondere derer, die von ihnen wirtschaftlich betroffen sind.“ 

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