Trockenheit stellt Tierhalter von gefährdeter Nutztierrassen vor große Probleme
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In dem Brief heißt es u.a.: „Die vom Bundeskabinett beschlossene Dürrehilfe setzt bei der Unterstützung der betroffenen Landwirte an. Auch die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) möchte diese Sorgen und Bedenken zur aktuellen Situation der Tierhalter bekräftigen. Die Futterproblematik, ausgelöst durch die große Trockenheit und Hitze in weiten Teilen Deutschlands, trifft auf alle Weidetiere zu und ist in dieser Folge auch in besonderem Maß eine Notsituation für die Erhaltung der alten und gefährdeten Haustierrassen.
Die GEH mit aktuell 2200 Mitgliedern bemüht sich seit 1981 erfolgreich für die Zucht- und Öffentlichkeitsarbeit der heimischen alten und gefährdeten Rassen. Viele GEH-Mitglieder befassen sich seit Jahrzehnten mit diesen Rassen, sind maßgeblich für deren Erhaltung verantwortlich und engagieren sich mit viel Idealismus und Freude an der Erhaltung dieses lebendigen Kulturgutes. Mit den alten Rassen nutzen und pflegen sie die oft ohnehin meist mageren Grünlandflächen in wertvollen Schutzgebieten (NSG, FFH usw.), da diese regionalen Rassen auf diesen Standorten mit ihrer Genügsamkeit den Standardrassen überlegen sind. Sie sind also ein wichtiger Bestandteil zur Erhaltung der Biodiversität auf allen Ebenen (Landschaft, Habitate, Arten, Rassen, Genetik). Neben zahlreichen Vollerwerbsbetrieben sind in der GEH auch Tierhalter/innen und -züchter vertreten, die kleine oder mittlere Tierbestände haben.
Sorgen um rückläufige Tierzahlen
In der diesjährigen Trockenheit sieht die GEH gerade in den kleineren Haltungen eine ernsthafte Bedrohung der Tierbestände, da die Halter oftmals außerhalb der inzwischen abgeweideten und kahlen Schutzgebietsflächen keine eigenen Weiden haben, dementsprechend Futterflächen gegen Pacht bezahlen müssen oder deutlich höhere Kosten für den Zukauf von Futter und Heu haben werden, als in normalen Jahren. Schon jetzt ist festzustellen, dass in verschiedenen Regionen in Deutschland die Zahl der Halter und damit auch die Zahl der Tiere rückläufig ist. Die Gründe dafür sind vielfältig, unter anderem sind es die stetig ansteigende Pachtpreise, die Unsicherheit durch das Vorkommen großer Beutegreifer, die zunehmenden Anforderungen hinsichtlich der Hygiene- und Seuchensituation und den damit verbundenen Tierhaltungsvorgaben.
All diese Gründe lassen die GEH befürchten, dass es in diesem Jahr durch Betriebsaufgaben oder vermehrte Schlachtungen zu einer drastischen Verschlechterung der Erhaltungssituation der Bestände gefährdeter Rassen kommen wird, dadurch die genetische Variabilität eingeschränkt wird und einzelne Rassen in weitere Bedrängnis durch Inzuchtzuwachs geraten werden. Dies kann Folgen für die Erhaltungsmaßnahmen über die nächsten Jahrzehnte hinweg haben.
Dementsprechend bittet die GEH sehr eindringlich, dass bei den aktuellen, als auch langfristigen Beratungen zur Unterstützung der Tierhalter die Rolle der alten und gefährdeten Nutztierrassen besondere Berücksichtigung finden wird.“
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