Wolfsmanagementplan stößt erneut auf scharfe Kritik
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In einem offenen Brief an den Regierungschef brachten der französische Bauernverband (FNSEA), der Schafzüchterverband (FNO), die Organisation der Junglandwirte (JA) sowie der Dachverband der Landwirtschaftskammern (APCA) mit deutlichen Worten ihre Ablehnung zum Ausdruck. Zentraler Kritikpunkt ist dabei die Absicht der Regierung, bis 2023 die Zahl der Wölfe im Land auf 500 zu erhöhen. Die Verbände sehen darin eine „Provokation“, die zugleich als „deutliche Missachtung“ der Landwirte und der politischen Vertreter des ländlichen Raumes aufgefasst wird.
35 Mio. Euro für Herdenschutzmaßnahmen
Schon mit der jetzigen Population von mehr als 300 Individuen lebten die Tierhalter in den Wolfsgebieten in einer „regelrechten Hölle“ und in beständiger Angst vor Angriffen. Die landwirtschaftlichen Organisationen monieren zudem die Inkonsistenz der Regierung. Es sei unverständlich, wieso in Zeiten von knappen Budgets der Wolfsbestand erhöht werden solle. Bereits mit der aktuellen Population seien die entsprechenden Ausgaben des Staates exponenziell gestiegen, und zwar von 1,8 Mio Euro im Jahr 2004 auf 26,5 Mio Euro im vergangenen Jahr. Die Gesamtkosten für Herdenschutzmaßnahmen hätten sich zuletzt auf 35 Mio Euro jährlich belaufen, so die Verbände.
Sie sehen zugleich den Tourismus im ländlichen Raum in Gefahr, insbesondere durch Konflikte zwischen Wanderern und Herdenschutzhunden. Außerdem pochen der FNSEA und seine Mitstreiter auf ein grundlegendes Recht der Tierhalter zur Verteidigung ihrer Herden, und zwar auch mit Schusswaffen. Den „Autismus“ der Ministerien, die diesbezügliche Vorschläge sowie Maßnahmen wie die Entkoppelung der Entschädigungen von getroffenen Schutzmaßnahmen abgelehnt hätten, werde die Landwirtschaft „nicht akzeptieren“, stellten die Verbände klar. Ziel müsse es sein, die Zahl der Wolfsattacken auf null zu bringen. Der Regierungschef dürfe sich jetzt nicht länger verstecken und müsse zum Wohl des ganzen Landes die richtige Entscheidung treffen.
Mehr als 10 000 Angriffe pro Jahr
In Frankreich werden in Rahmen des Wolfsmanagements momentan Zuschüsse beim Kauf und Unterhalt von Herdenschutzhunden sowie für die Bewachung der Herden durch die Tierhalter gewährt. Außerdem gibt es Beihilfen für Schutzzäune und die Erstellung von Gefährdungsanalysen. Die Population der Wölfe im Land wird auf etwa 360 Tiere geschätzt. Nach Angaben des FNSEA kam es im vergangenen Jahr zu mehr als 10 000 Angriffen auf Nutztiere. Die Verbreitung der Tiere konzentriert sich auf zwei Schwerpunkte. Der größte Teil der Population lebt in oder nahe der französischen Alpen im Südosten des Landes. Ein kleinerer Bestand besiedelt den westlichen Teil der Pyrenäen. Daneben gibt es noch vereinzelte, inselartige und oftmals nur temporäre Ansiedelungen im Nordosten und mittleren Süden Frankreichs. Entsprechend ist auch das Muster der Wolfsrisse verteilt. Von 2013 bis 2016 entfielen 60 % der Angriffe auf nur 15 % der Landesfläche, während zugleich nur 3 % der Tierhalter insgesamt 30 % der Risse auf sich vereinten.
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