Umweltminister wollen klarere Regeln für Umgang mit dem Wolf
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Dazu zählen sie vor allem Fragen zum Umgang mit Problemwölfen, des zukünftigen Managements sowie der Schadensregulierung. Laut einem Bericht des Bundesumweltministeriums zum Erhaltungszustand des Wolfs verzeichnet die Wolfspopulation in Deutschland einen deutlichen Zuwachs, wenn auch das Raubtier noch nicht in allen Regionen angekommen sei. Ungeachtet dessen gehen die Umweltminister davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Nicht zuletzt aus diesem Grund bekräftigten am Rande der UMK die deutschen Weidetierhalter ihre Forderung nach einem wirksameren Schutz ihrer Tiere vor dem Wolf. Bei der Übergabe einer entsprechenden Erklärung an Vertreter der Konferenz forderte der Präsident des Landesbauernverbandes (LBV)Brandenburg Hendrik Wendorff, im Namen von sechs betroffenen Branchenverbänden die Umweltminister dazu auf, sich der flächendeckenden Ausbreitung des Wolfes endlich ernsthafter widmen und klare Entscheidungen zum Schutz der Weidetiere zu treffen. Laut Wendorffs Amtskollegen aus Sachsen-Anhalt, Olaf Feuerborn, sorgt die Ausbreitung des Wolfs für erhebliche Konflikte in der Nutztierhaltung, aber auch im ländlichen Raum insgesamt. Feuerborn monierte, dass die Interessen von Landwirten und Bevölkerung hier bislang nur unzureichend berücksichtigt würden. Zuvor hatte schon der Umweltbeauftragte des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Eberhard Hartelt, auf konkrete Schutzmaßnahmen gedrängt.
Viele Fragen offen
Für Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus, der den Bericht des Berliner Umweltressorts auf der letzten UMK beantragt hatte, lässt der vorliegende Report noch viele Fragen offen. Backhaus zufolge haben sich die Umweltminister von Bund und Ländern deshalb auf die Einberufung einer länderoffenen Ad hoc-Arbeitsgruppe unter Federführung Brandenburgs als UMK-Vorsitzland und mit Beteiligung des Bundes geeinigt. Sie hat laut Brandenburger Agrarressort den Auftrag, sich mit den Themen „Günstiger Erhaltungszustand des Wolfs“ und „Definition und Umgang mit Problemwölfen“ zu befassen. Der Bericht soll zur nächsten Umweltministerkonferenz in Potsdam vorliegen. Die Klärung offener Fragen zum Wolfsmanagement bezeichnete Backhaus in Bad Saarow als „absolute Chefsache“. Er sicherte deshalb die Beteiligung Mecklenburg-Vorpommerns an der Arbeitsgruppe zu. Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsministerin Prof. Claudia Dalbert sprach sich für eine gründliche Bestandsaufnahme aus: Bevor man anfange, über den Schutzstatus von Wölfen zu diskutieren, müsse man erst einmal wissen, wie es um den Erhaltungszustand dieser streng geschützten Tierart tatsächlich bestellt sei.
Weideland nicht wolfssicher zu machen
In der Erklärung der sechs Verbände mit Weidetierhaltern, zu denen neben dem DBV auch die Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) gehört, fordern die Unterzeichner volle Transparenz über die Zahl der Wölfe in Deutschland und ein wirksames Wolfsmanagement. Forderungen von Seiten des Naturschutzes, nach denen sich die Tierhaltung auf der Weide den neuen Gegebenheiten anzupassen hätten, weisen sie als „nicht akzeptabel“ zurück. Weite Teile Deutschlands wie die Berg- und Küstenregionen und die Grünland- und Naturschutzgebiete können nach Einschätzung der Verbände ohnehin nicht wolfssicher eingezäunt werden. Die Weidetierhalter warnen deshalb davor, die Wiederansiedlung des Wolfes weiter voranzutreiben. Sie verlangen stattdessen, dass der Schutz der Weidetierhaltung primäres Kernanliegen des Naturschutzes werde. Der Einsatz von Schutzmaßnahmen einschließlich des zusätzlichen Arbeitszeitaufwandes müsse vollumfänglich, unbürokratisch und bundesweit einheitlich gefördert werden. Die Verbände verlangen außerdem, dass verhaltensauffällige Wölfe getötet und durch Wolfsrisse entstandene Schäden „umfassend und unbürokratisch“ erstattet werden. Generell bedürfe es einer Umkehr der Beweislast hinsichtlich des Nachweises eines Wolfsrisses zugunsten der Weidetierhalter.
Nur begrenzter Schutz durch Zäune
Hartelt hatte zum Beginn der UMK darauf hingewiesen, dass die von den Weidetierhaltern ergriffenen Schutzmaßnahmen wie Zäune oder Herdenschutzhunde trotz hoher Investitionen nur einen begrenzten Schutz vor dem Wolf böten. Deshalb müssten die Umweltminister hier Lösungen entwickeln, die auch ein konsequentes Bestandsmanagement beinhalteten. Für den DBV-Umweltbeauftragten gehören dazu auch vollumfängliche Erstattungen für Schutzmaßnahmen sowie Entschädigungen für Wolfsrisse, die nicht nur den Wert des Tieres, sondern ebenso Ertragsausfälle und Mehrkosten umfassen. Wendorff verlangte zudem im Namen des Forums Natur Brandenburg eine stärkere Berücksichtigung von Gebieten mit ausschließlicher Weidetierhaltung. Die derzeitigen Maßnahmen in den Ländern zum Schutz vor dem Wolf sind nach seiner Einschätzung jedenfalls „völlig unzureichend“. Absolut unverständlich sei zudem, dass sich ein Wolfsangriff bei nicht ausreichend geschützten Herden negativ auf die EU-Direktzahlungen auswirke, beklagte der Verbandspräsident.
Regelmäßige Risse im Freistaat
In einem Brief an Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf hatte der Präsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Walter Heidl, vergangene Woche festgestellt, dass auch in Bayern inzwischen regelmäßig Wölfe gesichtet und Tiere gerissen würden. Diese Entwicklung stelle die Weide- und Freilandhaltung über alle Tierarten hinweg vor unlösbare Probleme und berge auch Probleme und Gefahren für die übrige Land- und Forstwirtschaft, die Jagd sowie den ländlichen Raum, warnte Heidl. In einem Positionspapier fordert deshalb eine breite Allianz von Organisationen der bayerischen Land- und Forstwirtschaft von Scharf, dass notwendige Maßnahmen gegen den Wolf als großen Beutegreifer ergriffen werden. Dazu zählen die insgesamt 15 Organisationen unter anderem „praktikable Regelungen und Möglichkeiten für Bestandsregulierungen bis hin zur vollständigen Entnahme“.
Wolfssichtung in Hessen
Unterdessen wurde in Hessen eine neue Wolfssichtung bestätigt. Nach Darstellung des Wiesbadener Landwirtschaftsministeriums wurde das Tier Ende April auf einem Feld zwischen Dehringshausen und Nieder-Waroldern beobachtet. Vorsorglich seien die Schafhalter in der Region informiert worden. Zudem rief das Ministerium die Tierhalter dazu auf, regelmäßig die Funktionsfähigkeit ihrer Elektrozäune überprüfen, da diese das sicherste Mittel seien, um Raubtiere von Schafherden fernzuhalten. Um den zusätzlichen Kontrollaufwand zu unterstützen, stellt das Ministerium eigenen Angaben zufolge 50 000 Euro jährlich an Fördergeldern zur Verfügung.
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