Aktionsbündnis für „Wolfsmanagement“ formiert sich in Niedersachsen
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Gleichzeitig gehen sie laut Darstellung des Vizepräsidenten vom Landvolkverband, Jörn Ehlers, „auf deutliche Distanz zu der unkritischen Willkommenskultur“ des niedersächsischen Umweltministeriums. Auch in der Schweiz sowie in Österreich, Schweden oder Finnland sei der Abschuss einzelner Tiere möglich. Die Tierhalter sähen sich finanziell und persönlich überfordert, der offenen norddeutschen Weidelandschaft mit „Hochsicherheitszäunen ein völlig anderes Aussehen zu verleihen“, die nach bisherigen Erfahrungen auch keine absolute Sicherheit böten. Ehlers drängte die Landesregierung weiterhin im Fall von Wolfsrissen dazu, „deutlich schneller, pragmatischer und im Zweifel stets für den Tierhalter“ zu entscheiden. Der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) forderte ebenfalls Änderungen bei der Entschädigung. Wenn es durch das Hetzen der Herde zu Verlammungen und Verkalbungen komme, müssten diese ebenfalls durch die kürzlich vorgelegte „Förderrichtlinie Wolf“ abgedeckt werden. Anders als noch im Entwurf vorgesehen und „ethisch unabdingbar“ sei auch die Entschädigung tierärztlicher Behandlungskosten, die den Wert des verletzten Tieres überstiegen. Der finanzielle Gesamtspielraum der Richtlinie ist nach Einschätzung des RLV mit 15 000 Euro allerdings sehr eng gesetzt und könnte bei wiederholten Wolfsangriffen schnell überschritten werden. Die Akzeptanz des Wolfes könne nur gelingen, wenn die wirtschaftlichen Nachteile nicht bei den Tierhaltern abgeladen würden. Über den vollständigen und rechtssicheren Ausgleich aller finanziellen Nachteile hinaus bedürfe es eines klaren Bekenntnisses zur Weidehaltung in Nordrhein-Westfalen, mahnte der Verband.
Angst in der ländlichen Bevölkerung wächst
Die Angst vor dem Wolf mache sich indes auch immer stärker in der Landbevölkerung breit, beklagte der Niedersächsische LandFrauenverband Hannover (NLV). Waldkindergärten würden mittlerweile geschlossen, und Eltern statteten ihre Kinder mit Trillerpfeifen aus, um vor dem Spiel Alarm zu geben, erklärte die NLV-Vorsitzende Barbara Otte-Kinast. Wolfrisse an Weidetieren gehörten seit einiger Zeit zum Alltag. Deshalb müsse, wer „mit dem Wolf leben“ wolle, ihm auch Grenzen setzen. Zwar sei klar, dass das „Besendern“ der Tiere, also das Versehen mit Peilsendern, sie vergräme. Dies sei bislang aber nur bei drei Tieren erfolgt und damit in einem viel zu geringen Umfang. Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel gab zu verstehen, dass er die Sorgen ernst nehme. Man wolle stärker dafür sorgen, dass „Anfütterplätze“ in Siedlungen wegfallen, also Schlachtabfälle nicht mehr frei zugänglich für Wildtiere gelagert werden. Wölfe müssten aber nicht geschossen werden; um sie abzuschrecken reichten schon laute Geräusche. Außerdem dürfe jeder, der einem Tier begegne, sich mit „Wanderstock, Pfefferspray oder Steinen“ zur Wehr setzen. In Nordrhein-Westfalen wurde in der vergangenen Woche nördlich von Bad Oeynhausen der erste Wolf in diesem Jahr gesichtet. Der Naturschutzbund NRW (NABU) rechnet in den kommenden Wochen mit weiteren Nachweisen. Das Bremer Umweltministerium bestätigte außerdem eine eindeutige Wolfssichtung im Bereich Farge.
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