Deutsche Fleischproduktion auf Höchstniveau
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Das etwas höhere Fleischaufkommen 2016 stammte den Wiesbadener Statistikern zufolge nahezu ausschließlich aus dem Geflügelmarkt; einen geringeren Teil steuerte auch Lammfleisch bei. Die gewerbliche Erzeugung von Geflügelfleisch stieg gegenüber 2015 um 4 900 t oder 0,3 % auf knapp 1,53 Mio t. Verantwortlich dafür waren allein die Putenmäster, deren Produktion um 22 000 t oder 4,8 % auf die neue Rekordmarke von 483 300 t zulegte. Im langjährigen Wachstumssegment Hähnchenfleisch war dagegen ein Rückgang um 1,5 % auf 957 900 t festzustellen, und auch die Erzeugung von Entenfleisch nahm ab. Geflügelhochburg blieb im vergangenen Jahr Niedersachsen, wo mit 883 100 t fast 58 % der gesamten deutschen Produktion erfolgte. Etwas überraschend wies Destatis für die gewerbliche Erzeugung von Schaffleisch das größte relative Plus aus, nämlich 3,6 % auf 21 200 t. Ausschlaggebend dafür war der Anstieg der Lammfleischerzeugung um 4,2 % auf 17 800 t; die Zahl der Lämmerschlachtungen stieg dabei sogar um 4,8 % auf 950 000 Tiere. Am Schweinemarkt nahm dagegen das Schlachttieraufkommen gegenüber 2015 leicht ab, was zur Folge hatte, dass die Schweinefleischerzeugung mit einem Miniplus von 1 000 t auf 5,57 Mio t praktisch unverändert blieb. Die gewerblichen Rinderschlachtbetriebe bekamen 2016 zwar mehr Tiere angeliefert; aufgrund der rückläufigen Schlachtgewichte ging die Rindfleischerzeugung jedoch leicht zurück, und zwar um 0,2 % auf 1,13 Mio t.
Weniger inländische Schweine geschlachtet
Erstmals seit vier Jahren ist 2016 das Schlachtschweineaufkommen in Deutschland wieder gesunken, allerdings nur geringfügig. Laut Destatis kamen im vergangenen Jahr 59,26 Millionen Tiere an den Haken; das waren 63 400 Stück oder 0,1 % weniger als im Vorjahr. Das Minus wäre noch größer ausgefallen, hätten die gewerblichen Schlachtbetriebe nicht vermehrt auf ausländische Schlachttiere zurückgegriffen. Deren Zahl nahm gegenüber 2015 um 383 700 Stück oder 9,0 % zu; der Schlachtschweineimport hatte damit einen Umfang von 4,66 Millionen Tieren. Das Angebot aus heimischen Ställen fiel dagegen geringer als 2015 aus; die Schlachtungen inländischer Schweine nahmen um 447 100 Stück oder 0,8 % auf 54,60 Millionen Tiere ab. Damit sank der Anteil von Schweinen aus deutscher Mast bei der Schlachtung von 92,8 % auf 92,1 %. Regional betrachtet hat Nordrhein-Westfalen 2016 seine führende Stellung bei den gewerblichen Schweineschlachtungen eingebüßt und musste diese an Niedersachsen abgeben. Laut Destatis verzeichneten die niedersächsischen Unternehmen im Vergleich zu 2015 einen Zuwachs von 2,5 % auf 19,43 Millionen zerlegte Schweine; in Nordrhein-Westfalen nahm die Verarbeitung dagegen um 1,9 % auf 19,41 Millionen Tiere ab. Wesentlicher Grund dafür war die geringere Schlachtung von heimischen Schweinen, während in den niedersächsischen Betrieben mehr inländische Tiere als 2015 angeliefert wurden. Den dritten Platz bei den gewerblichen Schweineschlachtungen nahm mit 5,04 Millionen Tieren Baden-Württemberg ein; Sachsen-Anhalt verdrängte mit einem Plus von 3,0 % auf fast 4,89 Millionen Tiere Bayern vom vierten Rang.
Größeres Schlachtkuhangebot
Am Rindermarkt sorgte 2016 laut Destatis das größere Angebot weiblicher Tiere für steigende Schlachtzahlen. Insgesamt wurden 3,57 Millionen Schlachtrinder an die gewerblichen Schlachtunternehmen verkauft; das waren 16 400 Tiere oder 0,5 % mehr als 2015. Wegen der Krise am Milchmarkt erhöhte sich dabei das Schlachtkuhaufkommen um 5,6 % auf fast 1,32 Millionen Tiere; der dazugehörige Fleischanfall nahm um 4,4 % auf 392 700 t zu. Zudem wurden 5,5 % mehr Färsen und 5,0 % mehr Kälber zerlegt. Anders sah es dagegen bei den männlichen Großrindern aus: Es wurden nur 1,34 Millionen Tiere ins Schlachthaus geliefert; das waren 6,6 % weniger Bullen und Ochsen als 2015. Die gewerbliche Fleischerzeugung männlicher Schlachttiere verringerte sich im Vorjahresvergleich um 5,4 % auf 522 700 t. Durch die veränderte Zusammensetzung des Schlachtviehangebots mit einem höheren Anteil weiblicher Tieren nahm das durchschnittliche Schlachtgewicht laut Destatis um 2 kg ab. Die Rindfleischerzeugung blieb deshalb - trotz der vermehrt zerlegten Tiere - mit 1,13 Mio t um 0,2 % hinter dem Vorjahresniveau zurück. Wie die Wiesbadener Statistiker außerdem mitteilten, war das führende Bundesland bei der gewerblichen Rindfleischproduktion Bayern mit 304 700 t, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 224 100 t.
Schweinefleisch klar die Nummer eins
Wie aus den Daten von Destatis weiter hervorgeht, hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Bedeutung der einzelnen Fleischarten an der deutschen Fleischproduktion verschoben. Klare Nummer eins über den gesamten Zeitraum war Schweinefleisch. Dessen Anteil am gewerblichen Fleischaufkommen ist von 2007 bis 2016 nur leicht gesunken, und zwar von 68,2 % auf 67,5 %. Im Januar hatte die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) berichtet, dass der Pro-Kopf-Verbrauch von Schweinefleisch bereits seit Jahren sinke (AgE 4/17, Markt + Meinung 5), so dass ein größerer Teil der Produktion ins Ausland verkauft werden müsse. Eine zunehmende inländische Nachfrage gibt es laut AMI dagegen für Geflügelfleisch, worauf die Branche mit einer Ausweitung der Erzeugung reagiert hat. Entfielen vor zehn Jahren 15,3 % der deutschen Fleischproduktion auf Geflügel, so waren es im vergangenen Jahr 18,5 %. An Bedeutung verloren hat hingegen die Rindfleischerzeugung, deren Anteil in der vergangenen Dekade von 16,1 % auf 13,7 % gefallen ist. Konstant auf niedrigem Niveau liegt die Erzeugung von Schaf- und Lammfleisch mit einem Anteil von 0,3 % an der gewerblichen Fleischproduktion.
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