Bundesagrarpolitiker sehen Handlungsbedarf in Sachen Wolf
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Die Verantwortlichen von Bund und Ländern müssten gemeinsam beraten, „wie die zunehmende Wolfspopulation künftig auf einem stabilen, den Lebensraumbedingungen angepassten Niveau gehalten werden kann“, so die CDU-Politiker. Sie verlangen Ausnahmen vom strengen Schutz der Wölfe, wenn Tiere verhaltensauffällig werden oder trotz angewandter Präventionsmaßnahmen wiederholt Nutztiere reißen und großen Schaden anrichten. Die agrarpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Dr. Kirsten Tackmann, forderte erneut das Bundeslandwirtschaftsministerium zum Handeln auf. Leider zeige sich das Ressort nach wie vor nicht zuständig für Wolf und Herdenschutz, „obwohl sich die Probleme zuspitzen, endlich bundeseinheitlich gehandelt werden müsste und wichtige Fragen weiter offen sind“, kritisierte Tackmann. Dringend geregelt werden müsse beispielsweise die Haftung von Weidetierhaltern, wenn Wölfe Tiere aus dem Gatter treiben und es zu Unfällen kommt. Ungeklärt sei zudem, ob die finanzielle Unterstützung für Präventions- und Schutzmaßnahmen sowie die Schadensregulierung als Beihilfen bewertet und damit durch die De-Minimis-Regel auf 15 000 Euro in drei Jahren gedeckelt werde.
Für Information und Hilfe sorgen
Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel veranlasste in der vergangenen Woche zusätzliche Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Wolfsmanagements. Es gehe darum, die Sicherheit der Menschen, den Ausgleich der Interessen von Artenschutz und Nutztierschutz sowie die Beratung und Betreuung der Nutztierhalter weiter zu stärken, erklärte der Grünen-Politiker. Die Unterstützungsangebote des Landes müssten künftig noch schneller und konkreter vor Ort für Information und Hilfe sorgen, „wenn mit der Rückkehr des Wolfes in einzelnen Regionen neue Aufgabenstellungen verbunden sind“. Geprüft werde, ob die Förderung des präventiven Herdenschutzes auch auf Hobbytierhalter und die Halter von Kleinstherden ausgedehnt werden könne und eine erneute Förderung nach Ablauf einer Abschreibungsfrist möglich sei. Außerdem sollten Meldungen der Wolfsberater zu Nutztierrissen künftig direkt an das Wolfsbüro und an die Jägerschaft gehen. Das Wolfsbüro werde darüber hinaus die Untere Naturschutzbehörde informieren.
Verbesserungen für Weidetierhalter
Nach Wenzels Plänen soll auch das Verfahren zur Feststellung der Rissursachen weiter verbessert werden. Darüber hinaus werde geprüft, wie vor Ort verstärkt Soforthilfe geleistet werden könne. Entsprechende Maßnahmen sollten mit den Wolfsberatern, der Landesjägerschaft, dem Wolfsbüro und dem Arbeitskreis Wolf erörtert werden. Von entscheidender Bedeutung bleibe die rechtzeitige Vorsorge der Weidetierhalter, betonte der Minister. Indes warf der CDU-Landtagsabgeordnete Ernst-Ingolf Angermann dem Minister vor, er lasse die Weidetierhalter im Umgang mit dem Wolf weiterhin allein. Zwar zeige sich Wenzel jetzt einsichtig und stimme der Entnahme verhaltensauffälliger Wölfe zu, wenn sie mehrfach präventive Maßnahmen überwunden hätten. Angermann bezweifelt jedoch, „dass er im Ernstfall das nötige Rückgrat beweisen und seinen Worten Taten folgen lassen würde“.
Klare Regeln für aktiven Herdenschutz
Unterdessen bekräftigte der Bauernbund Brandenburg auf einem Wolfsplenum in Potsdam seine Forderung nach einer Wolfsverordnung zur Gefahrenabwehr. „Wir brauchen keine Betreuer und kein Kompetenzzentrum, sondern endlich klare Regeln für einen aktiven Herdenschutz“, sagte Verbandsvorstand Marcus Schilka mit Blick auf den von Brandenburgs Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger im November vorgelegten Plan für ein erweitertes Wolfs- und Herdenschutzmanagement. Der Bauernbund verlangt von dem Minister eine realistische Einschätzung der Wolfspopulation in Brandenburg und fordert eine brandenburgische Bundesratsinitiative zur Anpassung des Schutzstatus. „Erst wenn die Bestände - wie anderes Wild auch - durch Jagd bewirtschaftet werden, kann man von einem Wolfsmanagement in Brandenburg sprechen“, erklärte Schilka. Kurzfristig müsse eine Verordnung ermöglichen, dass „Problemwölfe“, die sich menschlichen Siedlungen oder Viehweiden näherten, unkompliziert „entnommen“ würden. Hier könne die Landesregierung sofort handeln. Die Verdopplung der Nutztierrisse in diesem Jahr belege, dass „Gefahr im Verzug“ sei. Die Staatssekretärin von Brandenburgs Landwirtschaftsministerium, Dr. Carolin Schilde, verwies indes auf die notwendige Unterstützung der EU-Kommission bei der Einordnung des Wolfes vom höchsten Schutzstatus in einen geringeren Schutzstatus. Schilde trat zugleich Befürchtungen entgegen, dass damit der Schutz nicht mehr ausreichend gewährleistet sein könnte.
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